David Alaba (AUT) und Marcel Sabitzer (AUT)
APA/Eva Manhart
Nations League

Abstieg stachelt Team zusätzlich an

Nach einer Saison in der A-Liga kehrt Österreichs Fußballnationalteam wieder in die Zweitklassigkeit der UEFA Nations League zurück. Das entspricht der Papierform und ist daher auch kein Beinbruch für das ÖFB-Team, wenngleich insgesamt mehr drinnen war. Doch der Fokus der Mannschaft richtet sich nun auf das erste große Ziel in der Amtszeit von Ralf Rangnick. Bei der EM 2024 soll es dann auch mit der Kaltschnäuzigkeit klappen.

Ein Blick auf die Weltrangliste genügt: Als Nummer 33 war Österreich in der Gruppe A mit Vizeweltmeister Kroatien (15.), EM-Halbfinalist Dänemark (10.) und Weltmeister Frankreich (4.) klarer Außenseiter, alles andere als der Abstieg wäre also eine Überraschung gewesen. Vorerst hat es nur zu einem Sieg gereicht, der glückte gleich zum Auftakt in Kroatien, als man beim Teamchefdebüt mit 3:0 gewann.

Danach folgten unglückliche Punkteverluste gegen Dänemark (1:2) und Frankreich (1:1), ehe in Kopenhagen (0:2) und Saint-Denis (0:2) zwei völlig verdiente Niederlagen folgten. Das 1:3 gegen Kroatien gehörte einmal mehr der Kategorie vermeidbar an, da will das Team ansetzen.

Rangnick zeigt sich selbstkritisch

Für Österreichs Nationalteam hat sich die Hoffnung auf einen Verbleib auf dem Toplevel der Nations League am Sonntag nicht erfüllt. Ein 1:3 gegen Kroatien im Ernst-Happel-Stadion besiegelte den Abstieg in die B-Gruppe. Teamchef Ralf Rangnick zeigte sich selbstkritisch.

„Wir müssen solche Spiele auch auf unsere Seite ziehen und für uns entscheiden. Das wird, wenn wir uns Richtung EM orientieren, ganz wichtig sein“, sagte Rangnick. Ähnlich formulierte es David Alaba: „Wir haben schon öfters gute Spiele abgeliefert, stehen aber am Ende mit leeren Händen da. Wir müssen das schön langsam loswerden. Aber wenn ich in unseren Kader schaue, wie wir spielen, welcher Ehrgeiz drinnen steckt, mache ich mir um die Zukunft keine großen Sorgen.“

„Es war insgesamt mehr drin“

Wenig überraschend flossen keine Tränen nach dem Abstieg in die B-Liga der Nations League. Dafür war das Resultat zu erwartbar und ist der Bewerb zu unbedeutend. Die „Freundschaftsspiele plus“ dienten Rangnick vor allem dazu, sein neues Team auf allerhöchstem Niveau noch besser kennenzulernen und für die Zukunft weiter zu formen.

„Wir haben von den sechs Spielen vier gute gemacht und über weite Strecken die Partien auch kontrolliert. Die zwei Auswärtsspiele in Dänemark und Frankreich haben wir nicht so gut gespielt, deswegen auch verdient verloren. In den anderen vier Spielen haben wir leider nur vier Punkte gemacht. Da war mehr drin, und da müssen wir uns noch weiterentwickeln“, resümierte der 64-Jährige am Sonntag.

Ralf Rangnick (AUT)
GEPA/Johannes Friedl
Für Rangnick dienten die Auftritte in der Nations League als Standortbestimmung und Basis für die Zukunft

Sein Schützling Christoph Baumgartner erkannte im finalen Spiel gegen Kroatien ein Spiegelbild der Gruppenphase. „Wir haben gezeigt, dass wir auf diesem Niveau auch mit Weltklassemannschaften mitspielen können. Aber anscheinend fehlt uns doch ein Alzerl.“ Wie ihm selbst auch, um bei Rangnick endgültig zum Stammspieler, der er unter Franco Foda schon war, zu werden. Sein Spiel gegen den Ball, ein wesentliches Element unter Rangnick, scheint noch ausbaufähig.

Kaltschnäuzigkeit und Positionsfragen

Ausbaufähig ist auch, Spiele gegen solche Topteams für sich zu entscheiden. Das wird dann bei einer angestrebten EM-Teilnahme in Deutschland entscheidend sein. Dort will man nicht nur dabei sein, „sondern auch eine Rolle spielen“, betont Rangnick mehrfach. „Es liegt an der Kaltschnäuzigkeit, dass wir in den entscheidenden Momenten das Tor nicht machen oder kassieren. Es muss der nächste Schritt sein, dass wir die Topnationen nicht nur an den Rand einer Niederlage bringen, sondern sie auch ‚killen‘ und den Sieg heimbringen.“

Christoph Baumgartner (AUT)
GEPA/Philipp Brem
In Zukunft will Österreich große Chancen nicht mehr vertun

Den sportlichen Killerinstinkt sprach auch Alaba an. „Wir haben ihn schon bewiesen, aber oft auch nicht. Speziell wenn wir gegen solche Teams spielen. Wir stecken in einer Entwicklungsphase. Aber wir müssen etwas tun, um diesen nächsten Schritt zu gehen. Heute haben wir über 60 Minuten das gezeigt, was wir uns vorgenommen haben. Jetzt gilt es, das über 90 Minuten zu zeigen.“ Rangnick schlug in dieselbe Kerbe: „Da geht es auch dann mal drum, solche Spiele zu null zu spielen oder maximal ein Gegentor zu bekommen. Auch wenn es jetzt wehtut, hat es noch einmal neue Erkenntnisse gebracht.“

Frühere Erkenntnisse wurden unterdessen bestätigt, nämlich Über- und Unterbesetzungen auf Positionen. „Wir haben viele gute zentrale Abwehrspieler, auch viele gute zentrale Mittelfeldspieler. Wo wir Probleme haben, ist auf den Außenverteidigerpositionen, da müssen wir Lösungen finden“, erklärte Rangnick, der dieses Mal Marcel Sabitzer dort spielen ließ.

In der Tormannfrage hielt sich der Deutsche vorerst weiter bedeckt, Patrick Pentz hat aber zuletzt in Frankreich mehr Eigenwerbung betrieben als Heinz Lindner am Sonntag – auch weil sich der Reims-Goalie mit dem Ball am Fuß stärker präsentiert.

Camp als nächster Schritt auf dem Weg zur EM

Nächster Programmpunkt: Bereits am 9. Oktober werden die Qualifikationsgruppen für die Europameisterschaft ausgelost. Nach dem Abstieg wird Österreich aus Topf zwei gezogen, was auch keinen Beinbruch darstellt. „Wir haben genügend Selbstvertrauen mit dieser Mannschaft, uns für die EM zu qualifizieren, egal ob wir aus Topf eins oder zwei gezogen werden“, so Rangnick, der zu einem Trainingslager nach Spanien lädt. Im November soll weiter geschraubt werden.

2022 spielt man nämlich noch in Malaga gegen Andorra und am Eröffnungstag der WM in Katar in Wien gegen Europameister Italien. Ein Spiel – nämlich gegen Italien – hätte Rangnick gereicht. „Aber aufgrund von Verträgen müssen wir zwei spielen.“ Der Prozess ist vorerst weiterhin das Entscheidende in der Amtszeit Rangnick. „Wir schauen, dass wir in Spanien genügend Trainingseinheiten haben, die uns in der Entwicklung noch einmal weiterbringen.“ Ehe es ab März 2023 mit der Qualifikation für die EM wirklich ans Eingemachte geht.