Nations League

Kuntz „überlebt“ Blamage der Türkei

Josef Hickersberger hat im Jahr 1990 die 0:1-Blamage gegen die Färöer den Job als österreichischer Teamchef gekostet. Stefan Kuntz dürfte dieses Schicksal erspart bleiben. Der deutsche Teamchef der Türkei wird die 1:2-Pleite gegen den Außenseiter am Sonntag am letzten Spieltag der Nations League beruflich „überleben“. In der Heimat gab es allerdings herbe Kritik am Auftritt der türkischen Auswahl und natürlich auch am Trainer.

Die türkische Presse führte an, dass die Bevölkerung der Färöer mit rund 49.000 Menschen ganze 1.726 Mal kleiner sei als jene der Türkei. „Es gibt mehr Schafe als Menschen auf dieser Insel“, schrieb die Sportzeitung „Fanatik“ und bewertete das Spiel der Türken als „peinlich“. Kuntz habe seinen Kredit nun verspielt, titelte die Tageszeitung „Sözcü“ am Montag. Wie die Zeitung weiter schreibt, bereite sich der Verband TFF darauf vor, „Tschüss Kuntz“ zu sagen.

Allen Unkenrufen zum Trotz wird Kuntz aber im Amt bleiben. Der im Vorstand des Verbandes sitzende Hamit Altintop sagte am Montag gegenüber Medienvertretern, dass der 59-Jährige nicht abgelöst wird. Zugutekam dem Deutschen sicher, dass die Türkei bereits nach vier Spielen den Aufstieg in die Liga B geschafft hatte. Das 3:3 gegen Luxemburg und das 1:2 gegen die Färöer hatten nur Testspielcharakter.

Nationaltrainer Stefan Kuntz (Türkei)
Reuters/Murad Sezer
Die letzten beiden Spiele waren für Stefan Kuntz alles andere als Erfolgserlebnisse

„Wir haben unter dem neuen Trainer Fahrt aufgenommen, haben uns verbessert präsentiert. Die letzten beiden Spiele haben uns aber zum Nachdenken gebracht. Aber wir halten am Trainer fest“, sagte Altintop. Auch Kuntz selbst glaubt an seine Zukunft als Nationaltrainer. Er habe ein Gespräch mit dem Verbandspräsidenten und Altintop gehabt, erzählte der 59-Jährige der „Bild“ und berichtete von dem Ergebnis: „Beide haben mir versichert, dass es weitergeht wie geplant.“

Die Zeitung „Milliyet“ konstatierte: „Sie werden sagen, dass wir in der Nations League in die Liga B aufgestiegen sind, was will man mehr.“ Doch von den Teams der Gruppe C sei keines dabei gewesen, „das von unserem Kaliber ist“.

Schlechte Einstellung, viele Ausfälle

Kuntz, der seit September 2021 im Amt ist und eine Bilanz von sieben Siegen, zwei Remis und drei Niederlagen vorzuweisen hat, hatte eine simple Erklärung: „Wir sind weniger als der Gegner gerannt und wir haben mehr Zweikämpfe verloren.“ Ein weiterer Faktor für die Niederlage sei gewesen, dass zehn oder elf Führungsspieler nicht eingesetzt werden konnten. „Wir konnten die Spieler, die für die Stabilität unseres Teams verantwortlich sind, nicht ersetzen.“

Viljormur Davidsen (51.) und Joan Edmundsson (59.) trafen in Torshavn für die Gastgeber. Der Anschlusstreffer durch Serdar Gürler (89.) kam zu spät. Gürler berichtete nach der Partie von „Begräbnisstimmung“ in der Kabine. „Wir sind unglaublich traurig. Es gibt keine Entschuldigung für diese Niederlage. Wir haben nicht gekämpft und wollten den Sieg nicht so wie sie (Färöer-Spieler, Anm.) haben.“