RedBull-Pilot Max Verstappen fährt aus der Box
GEPA/XPB Images/Batchelor
Formel 1

FIA-Kostengutachten sorgt für Nervenkitzel

Die zuletzt aufgetauchten Anschuldigungen gegen das Red-Bull-Team wiegen schwer: Hat der Rennstall von Weltmeister Max Verstappen in der vergangenen Saison mehr als sieben Millionen US-Dollar zu viel ausgegeben und sich damit einen unlauteren Vorteil verschafft? Schon am Mittwoch könnte der Motorsportweltverband (FIA) ein finales Gutachten darüber veröffentlichen. Mögliche Sanktionen könnten zu einem Härtetest für das System werden.

Die zehn Rennställe hatten sich in der vergangenen Saison dazu verpflichtet, ihr Budget auf 148,6 Millionen US-Dollar (ca. 151,8 Millionen Euro) für die ganze Saison zu begrenzen. Das sollte die Chancengleichheit erhöhen, auch wenn die Fahrergehälter nicht mitgerechnet werden. Der Plan wurde von allen gemeinsam ausgearbeitet.

Mehrere Medienberichte legten aber nahe, dass zwei Teams gegen die Regeln verstoßen haben sollen. Neben Red Bull wird auch über Aston Martin spekuliert, allerdings in deutlich kleinerem Ausmaß. „Wir sind absolut überzeugt, dass wir die Kostengrenze eingehalten haben, und stehen hinter unserer Einreichung“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der Brite vermutete hinter der Angelegenheit nicht zuletzt einen Angriff der Konkurrenz.

Christian Horner (Red Bull Racing)
GEPA/Christian Walgram
Red-Bull-Teamchef Christian Horner schaut dem Gutachten mit Zuversicht entgegen

Fragezeichen hinter Sanktionen

Die FIA steht bei Sanktionen vor mehreren Problemen. Zum einen gibt es keinen festen Strafenkatalog, zum anderen ist Fingerspitzengefühl gefragt. Der Verband dürfte keinen Präzedenzfall schaffen wollen, wonach Rennställe in Zukunft schon wissen, mit welcher (Geld-)Strafe sie zu rechnen haben, wenn sie die Kostengrenze um einen bestimmten Prozentsatz überschreiten.

Summen von bis zu fünf Millionen Dollar gelten als „kleinere Regelverletzung“ und könnten nur mit einer Strafzahlung geahndet werden. Bei schwereren Vergehen sind offenbar härtere Schritte bis zu einem nachträglichen Punkteabzug denkbar.

Undurchsichtige Firmenkonstrukte

Inwieweit die Teams mit Unter- und Tochterfirmen arbeiten, ist undurchsichtig. Dieser Umstand könnte einer der Gründe dafür sein, warum Red Bull davon ausgeht, alle Regeln eingehalten zu haben, in Wahrheit aber vielleicht doch mehr Geld aufwendete.

Die Untersuchungskommission stand vor der schwierigen Aufgabe, teils ziemlich undurchsichtige Firmenkonstrukte entflechten zu müssen. Vielleicht gibt es auch noch mehr Schlupflöcher oder Ansätze, etwas zu verbergen. Eigentlich sollte der Bericht schon im Frühjahr veröffentlicht werden, doch der Termin musste mehrfach verschoben werden.

„Echter Härtetest für das System“

Und da kommt die nächste Herausforderung: Will die FIA zulassen, dass mehr als zehn Monate nach dem Ende der Saison das Ergebnis angezweifelt wird? Vielleicht sogar Max Verstappen seinen Titel verliert oder darum bangen muss? Das wäre der Öffentlichkeit sehr schwer zu verkaufen.

Eine zu lasche Strafe wiederum dürfte Nachahmer auf den Plan rufen. „Dieser Fall ist ein echter Härtetest für das System“, brachte es der stellvertretende Ferrari-Teamchef Laurent Mekies auf den Punkt.