jubelnder Noah Okafor (RBS)
GEPA/Mathias Mandl
Champions League

Salzburg ringt Zagreb nieder

In einem zwar lange Zeit nicht aufregenden, zum Schluss jedoch umso packenderen Spiel hat der FC Salzburg am Mittwoch in der Gruppe E der UEFA Champions League den ersten Sieg nach zwei Remis eingefahren. Vor 28.864 Zuschauerinnen und Zuschauern rang die Elf von Matthias Jaissle durch einen Elfmeter in der 71. Minute von Noah Okafor Dinamo Zagreb mit 1:0 nieder. Es war das dritte Tor des Schweizers im dritten Spiel.

Salzburg übernahm mit fünf Punkten sogar die Tabellenführung vor Chelsea, das sich im Abendspiel mit 3:0 (1:0) gegen den AC Milan durchsetzte und die nun punktegleichen Mailänder (je vier) vom zweiten Rang verdrängte. Der heimische Meister nimmt das Rückspiel in Zagreb somit auf Platz eins liegend in Angriff. Das Heimspiel gegen Chelsea (25. Oktober) und der Abschluss in Mailand (2. November) sorgen dann für ein Finale Grande der Gruppe E.

Diesmal wussten beide Teams, dass ihre Duelle die Schlüsselspiele um das europäische Überwintern waren, und gingen die Sache – positiv formuliert – geduldig an. Viel Geplänkel im Mittelfeld, relativ wenige Torchancen und ein ausgeglichenes Spiel prägten daher die erste Hälfte. Die zweite Hälfte schien ähnlich zu verlaufen, ehe der Elfer von Salzburgs „Mr. Champions League“ noch für viel Action zum Schluss sorgte.

Salzburg ringt Zagreb nieder

Der FC Salzburg hat am Mittwoch in der Champions League gegen Dinamo Zagreb den ersten Sieg nach zwei Remis eingefahren.

Salzburg hält sich zurück

Die Ausgangslage war klar. „Machen wir uns nichts vor: Diese zwei Spiele werden mitentscheidend sein“, hatte Salzburg-Coach Jaissle das Motto für das dritte Gruppenspiel vorgegeben. Die „Bullen“ begannen dennoch – oder gerade deswegen – für ihre Verhältnisse zurückhaltend. Nicht der übliche Tempo- und Powerfußball war zu sehen, sondern eine ruhigere Variante davon. Fast so, als hätte sich Salzburg vorgenommen, die Kroaten mürbe zu spielen, statt sie zu überrennen.

Doch angetrieben vom lautstarken eigenen Anhang hatte Zagreb die erste gute Tormöglichkeit. In der siebente Minute prüfte Josip Misic Philipp Köhn mit einem Weitschuss. Der Deutsch-Schweizer im Salzburg-Tor drehte den Ball über die Latte. Während die Salzburger Angriffe weiter nicht zündeten, lief Luka Ivanusec in einem Konter zielstrebig auf Köhn zu, doch sein Abschluss stellte keine Herausforderung für den Tormann des heimischen Serienmeisters dar.

Torraumszenen als Mangelware

Die Jaissle-Elf war weiter bemüht, mit geduldigem Spiel eine Lücke in der Zagreb-Verteidigung zu finden. Doch die tat sich nicht auf. Nach einem Angriff über links und kurzer Abwehr von Dinamo-Goalie Dominik Livakovic traf Noah Okafor nur das Außennetz. Ein paar Minuten später scheiterte Andreas Ulmer mit zwei Schüssen am dichten Beingewirr der kroatischen Verteidiger.

Salzburg’s Luka Sucic in Aktion
AP/Matthias Schrader
Luka Sucic (r.) war gegen seine Landsleute bemüht, das Spiel zu machen

Salzburg bekam auch mit Fortdauer der Partie keinen wirklichen Zugriff auf das Spiel. Ob das Taktik war oder einfach dem Können des Gegners geschuldet, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz klar. Torraumszenen war jedenfalls weiter Mangelware, denn auch der kroatische Meister sah das Salzburger Tor nur noch aus der Ferne.

Pattstellung auf dem Feld

Zufriedener mit dem Spielstand konnte allerdings Zagreb-Trainer Ante Cacic sein, auch wenn es nicht den Anschein hatte. Jaissle gestikulierte viel am Spielfeldrand, an der Pattstellung auf dem Feld änderte das jedoch nichts. 51 zu 49 Prozent Ballbesitz für Salzburg, acht zu fünf Torschüsse und mit 201 exakt gleich viel komplettierte Pässe (jeweils rund 80 Prozent) beschrieben das Match schon recht gut.

Tempo, Druck und Spielwitz konnten Jaissle nicht gefallen, und so agierte Salzburg nach der Pause mit etwas mehr Elan, um die Fünferabwehrkette von Dinamo vielleicht doch zu durchbrechen. Stürmer Okafor war aber bei dem ebenso flinken Kevin Theophile-Catherine gut aufgehoben. Sämtliche Pässe auf den jungen Schweizer versandeten förmlich im Angriffsdrittel.

Okafor behält die Nerven

Die Spieluhr lief gnadenlos herunter, ohne dass Salzburg den Gegner vor unlösbare Aufgaben stellte. Das dritte Remis im dritten Gruppenspiel schien nach über einer Stunde Spielzeit immer näher zu rücken. Zagreb setzte mehr denn je auf Konter. Doch dann schlug Nicolas Seiwald einen langen Pass auf Kapitän Ulmer, der vom Iraner Sadegh Moharrami zu Boden gerissen wurde – günstigerweise für Salzburg in Zagrebs Strafraum.

Noah Okafor im Strafraum von Zagreb
FC Red Bull Salzburg
Salzburg Stürmer Noah Okafor, der bereits gegen Milan und Chelsea getroffen hat, war diesmal vom Elferpunkt gefährlich

Der lettische Spielleiter Andris Treimanis zögerte keinen Augenblick und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Lässig verwandelte Okafor den fälligen Strafstoß und schickte Tormann Livakovic in die falsche Ecke (71.). Den mitgereisten Dinamo-Fans gefiel das gar nicht, sie nebelten vorerst mal das Salzburg-Stadion ein.

Wilder Schluss

Die heiße Schlussphase hatte begonnen. Als sich die Rauchschwaden wieder verzogen hatten, wechselten beide Teams aus. Okafor und Kapitän Ulmer gingen vom Feld und wurden durch Maximilian Wöber und Junior Adamu ersetzt (79.). Nach einem Schnitzer von Strahinja Pavlovic, dessen Kopfballrückgabe sprichwörtlich „verhungerte“, hatte der durchbrechende Josip Drmic die große Ausgleichschance, doch Köhn zeichnete sich mit einer Fußabwehr aus (81.).

Plötzlich erwachte Salzburg und zeigte den gewohnten, energisch nach vorne gerichteten Fußball. Eine vehemente Sturm- und Drangphase der Kroaten, gewürzt mit der Großchance von Sesko zum 2:0 in der Nachspielzeit und dem vermeintlichen Ausgleich, war noch zu überstehen. Doch die Ferse von Drmic ragte zu weit hinaus und das Abseits war trotz anfänglichen Jubels und folgenden Protesten beim Schiedsrichterassistenten amtlich. Zur großen Erleichterung der Tausenden Salzburg-Fans im Stadion blieben die drei Punkte in Wals-Siezenheim, nachdem sich ihre Mannschaft lange Zeit überraschend zurückhaltend präsentiert hatte.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Es war ein Spiel auf Augenhöhe, aber wir haben es richtig gut gemacht. Wir waren dominant unterwegs, im letzten Drittel haben wir ein bisschen die Zielstrebigkeit vermissen lassen. Am Schluss wurde es noch zäh, weil Dinamo viele lange Bälle gespielt hat und eine robuste, körperliche Mannschaft hat. Ich musste nach Schlusspfiff ordentlich durchatmen, die Emotionen waren riesig.“

Noah Okafor (Salzburg-Torschütze): „Sie waren sehr kompakt hinten, haben uns nicht viele Räume gegeben. Die zweite Hälfte war um einiges besser. Am Schluss war noch viel Hektik drinnen. Es war ein intensives Spiel mit vielen Zweikämpfen und verdiente drei Punkte. Ich glaube, ich bin momentan gut drauf.“

Andreas Ulmer (Salzburg-Kapitän): „Wir haben heute alle eine richtig gute Leistung gebracht. Auch am Schluss, als wir noch einmal alles verteidigen mussten. Jeder weiß, dass es um den zweiten, dritten Platz, um das direkte Duell geht. Deswegen sind diese drei Punkte sehr, sehr viel wert.“

UEFA Champions League, Gruppe E, dritter Spieltag

Mittwoch:

Salzburg – Dinamo Zagreb 1:0 (0:0)

Wals-Siezenheim, Stadion Salzburg, 28.864 Zuschauer, SR Treimanis (LAT)

Tor: Okafor (71./Foulelfmeter)

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Pavlovic, Ulmer (79./Wöber) – Capaldo, Seiwald, Sucic (92./Gourna-Douath), Kjaergaard – Sesko, Okafor (79./Adamu)

Zagreb: Livakovic – Moharrami (80./Bockaj), Theophile-Catherine (76./Drmic), J. Sutalo, Peric, Ljubicic – Ivanusec (87./Baturina), Misic, Ademi – Orsic (80./Spikic), Petkovic

Gelbe Karten: keine bzw. Petkovic, Moharrami, Ademi