Graz Spieler Albian Ajeti im Zweikampf mit Lazio’s Elseid Hysaj
APA/AFP/Alex Halada
Europa League

Sturm knöpft Lazio Punkt ab

Sturm Graz hat sich am dritten Spieltag der Europa League mit einem Punktegewinn gegen Lazio Rom zurückgemeldet. Die Steirer trotzten dem italienischen Favoriten am Donnerstag daheim in Graz-Liebenau ein 0:0 ab und holten damit nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen den FC Midtjylland den nächsten Punkt in Gruppe F. Dabei wäre für Sturm an diesem Abend sogar noch mehr möglich gewesen – und das, obwohl die Gastgeber die Schlussphase mit einem Mann weniger bestreiten mussten.

Vor 14.171 Zuschauerinnen und Zuschauern im ausverkauften Liebenauer Stadion rehabilitierten sich die Grazer mit einer starken Vorstellung zumindest leistungstechnisch für die 0:6-Schlappe am zweiten Spieltag bei Feyenoord Rotterdam. Sturm hatte gegen den Traditionsclub aus Rom sogar die besseren Chancen, konnte diese aber nicht nutzen.

Nach Gelb-Rot für Jusuf Gazibegovic kurz vor Schluss (81.) durfte sich die Mannschaft von Christian Ilzer aber über einen gewonnenen Punkt freuen. Kurz davor war der vermeintliche Lazio-Siegestreffer durch Ciro Immobile vom VAR zu Recht wegen Abseits aberkannt worden.

Immobile-Tor wird zurückgenommen

Ciro Immobile erzielt den vermeintlichen Führungstreffer für Lazio Rom. Der Videoschiedsrichter schreitet aber ein und erkennt das Tor zu Recht ab.

Mit nun vier Punkten in drei Spielen bleibt Sturm weiter mittendrin im Kampf um die Aufstiegsplätze in Gruppe F. Bereits am kommenden Donnerstag (21.00 Uhr) kommt es im Olympiastadion von Rom zum Wiedersehen mit Lazio.

Angespannte Atmosphäre

Sturm-Trainer Ilzer ging es gegen den zweifachen italienischen Meister ohne Experimente an. Der Steirer bot genau jene Formation auf, die am vergangenen Wochenende die Wiener Austria mit 3:0 besiegt hatte. Albian Ajeti und William Böving sollten im Angriff dort ansetzen, wo sie in Wien-Favoriten mit je einem Tor aufgehört hatten. Lazio begann nominell mit einer 4-3-3-Formation mit allen zur Verfügung stehenden Stars. Gekrönt wurde die Formation von Torjäger Ciro Immobile, der auch an der Kapitänsschleife leicht auszumachen war.

Sturm erkämpft Punkt gegen Lazio

Sturm Graz hat sich gegen Lazio Rom einen Punkt durch ein 0:0 gesichert. Die Sturm-Spieler Gregory Wüthrich und Stefan Hierländer nehmen Stellung zum Spiel.

Die Anspannung vor dem Schlager war auch bei der Grazer Exekutive groß. Weil unter den Lazio-Schlachtenbummlern einige potenzielle Störenfriede vermutet wurden, bot man alles an Sicherheitskräften auf, was verfügbar war – inklusive Wasserwerfer und gepanzerter Fahrzeuge. Das Areal rund um das Liebenauer Stadion war schon lange vor dem Anpfiff weiträumig als Schutzzone abgesperrt worden. Weitgehend blieb es ruhig, bis auf ein paar Ewiggestrige im Lazio-Anhang, die mit weggestreckten rechten Armen etwas für den nicht unbedingt guten Leumund der Fans des zweiten Großclubs aus der italienischen Hauptstadt taten.

Sturm im Midtjylland-Modus

Nachdem die Partie so wie schon jene gegen Midtjylland nach einem Schweigemoment – diesmal für die mehr als 130 Todesopfer der Stadionkatastrophe in Indonesien vergangene Woche – angepfiffen wurde, erlebten die Fans in Graz-Liebenau auch sportlich eine Wiederholung von vor einem Monat. Denn die Hausherren begannen engagiert und versuchten Lazio früh zu stören. Doch die Italiener, allen voran der Sohn des ehemaligen GAK-Legionärs Nikola Milinkovic, Sergej Milinkovic-Savic, hielten mit technischer Finesse entgegen.

Es entwickelte sich von Beginn weg ein munteres Spiel, mit Szenen hüben wie drüben. Zuerst wurde eine Fehleinschätzung von Lazio-Schlussmann Ivan Provedel nicht mit einem Blitztor von Sturm bestraft (3.), dann rettete Amadou Dante im letzten Moment vor dem einschussbereiten Luis Alberto (13.). Beim folgenden Eckball hatte Jörg Siebenhandl im Sturm-Tor Glück, dass ihm die Stange hilfreich zur Seite stand, als er sich von einem aufs kurze Eck angetragenen Eckball etwas überraschen hatte lassen.

Dante klärt in höchster Not (13. Minute)

Im letzten Moment grätscht Amadou Dante den Ball noch vor den Füßen von Luis Alberto weg. Auch der darauf folgende Eckball wird gefährlich.

Sturm erkämpft sich Übergewicht

Mit Fortdauer der ersten Hälfte bekam Sturm die römischen Tricksler immer besser in den Griff. Flüssige Lazio-Aktionen wurden seltener und seltener. Nur noch einmal wurde es richtig gefährlich, als Siebenhandl bei einem Stanglpass von Pedro entscheidend am Boden war (20.). Davor und danach war Sturm einem Tor deutlich näher als der Favorit vom Tiber. Lazio-Goalie Povedel war gleichzeitig Retter – wie bei Schüssen von Böving (14.) oder Jon Gorenc Stankovic (22.) –, aber auch Unsicherheitsfaktor in der Lazio-Defensive. Bei einem verpatzten Abschlag des Italieners hatten die Gäste Glück, dass Tomi Horvat das offene Tor nicht traf (19.).

Horvat schießt über das Tor (19. Minute)

Sturm erarbeitet sich Chance um Chance. Diesmal fällt der Abschluss von Tomi Horvat nach einem Fehlpass des Lazio-Goalies zu ungenau aus.

Die Schlussphase der ersten Hälfte gehörte eindeutig Sturm, was sich auch in weiteren Chancen zeigte. Adam Marusic vereitelte nach einem Stanglpass das sichere 1:0 der Steirer, denn hinter ihm wäre Böving einschussbereit herangeprescht (33.). In der 42. Minute forderten die Sturm-Fans auch vehement Elfmeter, nachdem Ajeti beim Versuch, einen Pass direkt zu nehmen, mit Danilo Cataldi kollidiert war. Schiedsrichter Benoit Bastien hatte zum Ärger des Heimpublikums aber keinen Bodycheck des Italieners gesehen.

Grazer bleiben am Drücker

Die Stimmung in Liebenau war nach der starken Vorstellung der heimischen „Schwoazn“ in der ersten Hälfte auch nach Wiederbeginn prächtig. Und auch die Sturm-Spieler setzten dort an, wo sie vor dem Seitenwechsel aufgehört hatten. Zuerst musste Povedel bei einem überraschenden Schuss von Böving aus spitzem Winkel eine Glanzparade auspacken (50.), dann drückte David Affengruber etwas überhastet ab – Ajeti wäre besser gestanden – und schoss daher knapp vorbei (51.).

Chancen für Sturm

Zunächst bringt Böving den Ball aus spitzem Winkel gefährlich auf das Lazio-Tor. Kurz darauf verzieht Affengruber seinen Schuss.

Von Lazio war in den ersten Minuten der zweiten Hälfte offensiv kaum etwas zu sehen. Das frühe Pressing der Grazer verfehlte weiter seine Wirkung nicht. Gelang es den Gästen einmal, die erste Sturm-Welle zu überwinden, war spätestens am Sechzehner Schluss. Wie aus dem Nichts hatte nach der Pause eingewechselte Mattia Zaccagni aus kurzer Distanz dann aber doch eine Hundertprozentige auf dem Fuß, doch Siebenhandl konnte sich auszeichnen (61.). Unmittelbar danach kam Immobile nach einer Flanke nicht richtig zum Abschluss.

Ausschluss beschert Zitterpartie

Die beiden Chancen holten die euphorischen Grazer Kicker zwar wieder etwas in die Realität zurück, das änderte aber nichts an den Spielanteilen. Sturm blieb die bestimmende Mannschaft auf dem Feld. Dass die Sensation in der Luft lag, spürte auch Ilzer. Um den Schwung beizubehalten, brachte der Trainer für das letzte Drittel der Partie mit Otar Kiteishvili für Horvat und Mohammed Fuseini für den erneut sehr auffälligen Böving frische Offensivkräfte. Wenig später kam auch noch Manprit Sarkaria für den ausgepowerten Ajeti ins Spiel.

In der 80. Minute schien es aber fast, als würde sich das Sprichwort von den nicht geschossenen Toren, die man bekommt, für Sturm bewahrheiten. Denn Immobile schloss einen Konter der Römer souverän ab. Doch der Videoreferee entdeckte, dass der Torjäger aus Abseitsposition gestartet war – kein Tor. Doch mitten in die Freude der Sturm-Fans über das Massel holte sich Gazibegovic seine zweite Gelbe Karte im Spiel ab und brachte Sturm für die Schlussphase in Unterzahl (81.).

Gelb-Rot für Gazibegovic (81. Minute)

Jusuf Gazibegovic sieht seine zweite Gelbe Karte im Spiel und muss damit vorzeitig vom Platz.

So wie schon gegen Midtjylland, als ein Ausschluss von Kapitän Stefan Hierländer den Gästen das Heft in die Hand gegeben hatte, wurde die Schlussphase zur Abwehrschlacht für Sturm. Mit vereinten Kräften hielten die Steirer Lazio aber vom Tor fern, mehr als ein Weitschuss Matteo Cancellieri (90.) war für die Gäste nicht mehr drinnen. In der Nachspielzeit bekam Sturm sogar noch einen Freistoß aus guter Distanz zugesprochen, aber auch der änderte nichts mehr am Ausgang.

Midtjylland und Feyenoord endet 2:2

Im zweiten Gruppenspiel gab es zwischen dem FC Midtjylland und Feyenoord Rotterdam keinen Sieger. ÖFB-Legionär Gernot Trauner spielte beim 2:2-Unentschieden aufseiten der niederländischen Gäste, die zur Pause bereits mit 2:0 in Führung lagen, durch. In der Tabelle, angeführt von Feyenoord, weisen aktuell alle vier Teams vier Punkte auf.

Stimmen zum Spiel

Christian Ilzer (Sturm-Graz-Trainer): „Die Leistung war eine Stunde lang nahezu perfekt, ein ganz starker Auftritt meiner Mannschaft mit hoher Intensität. Was gefehlt hat, war, dass man aus den vielen Schusschancen in Führung geht. Schlussendlich mussten wir mit einem Punkt in Unterzahl zufrieden sein. Lazio kann die Serie A und die Europa League gewinnen. Wir haben es geschafft, dass Lazio lange nicht ins gewohnte Spiel kam. Mit einem Tor für uns wäre die Stimmung im Stadion wahrscheinlich explodiert. Wir sind nach wie vor Außenseiter in einer sehr starken Gruppe.“

Maurizio Sarri (Lazio-Rom-Trainer): „Es war ein sehr schwieriges Spiel. Beide Teams haben sehr aggressiv agiert, wir haben sehr gelitten. Wir haben auf taktischer Ebene zu viele Fehler gemacht, auch das Spielfeld war nicht ideal. Wir hätten bestimmte Momente besser für uns ausnützen müssen. Aber ich habe auch positive Aspekte in unserem Spiel gesehen. Wir haben dieses Spiel auf mentaler Ebene nicht unterschätzt.“

UEFA Europa League, Gruppe F, dritter Spieltag

Donnerstag:

Sturm Graz – Lazio Rom 0:0

Graz-Liebenau, 14.171, SR Bastien

Sturm: Siebenhandl – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Dante – Hierländer (75./Sarkaria), Gorenc-Stankovic, Horvat (69./Kiteishvili), Prass (84./Ingolitsch) – Ajeti (75./Ljubic), Böving (70./Fuseini)

Lazio: Provedel – Hysaj, Gila (75./Patric), Romagnoli, Marusic (46./Lazzari) – Milinkovic-Savic (63./Vecino), Cataldi, Luis Alberto – Felipe Anderson (46./Zaccagni), Immobile, Pedro (72./Cancellieri)

Gelb-Rot: Gazibegovic (82./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Hierländer, Ilzer (Trainer), Siebenhandl, Kiteishvili bzw. Cataldi, Patric