WM-Play-off

Österreichs Traum platzt in Verlängerung

Die Fußball-WM der Frauen 2023 in Australien und Neuseeland findet ohne Österreich statt. Das ÖFB-Team musste sich in der Auftaktrunde des Europa-Play-off am Donnerstagabend in Schottland mit 0:1 nach Verlängerung geschlagen geben. Damit ist für die Österreicherinnen der Traum von der erstmaligen Teilnahme an einer WM-Endrunde geplatzt. Die Schottinnen hingegen treffen am Dienstag in der zweiten Runde auf Irland.

Für die Entscheidung vor einer neuen schottischen Frauen-Rekordkulisse von 10.182 Zuschauerinnen und Zuschauern im ehrwürdigen Hampden Park von Glasgow sorgte mit Abigail Harrison in der 92. Minute eine Wechselspielerin per Kopf.

Die Auswahl von Teamchefin Irene Fuhrmann kam nie wirklich an ihr Leistungsniveau heran, das sie bei der heurigen EM in England auf dem Weg ins Viertelfinale gezeigt hatte. Somit endete auch das vierte Duell mit den Schottinnen mit einer Niederlage. Und das nach einer Partie mit wenig Chancen auf beiden Seiten.

Chancenarme erste Halbzeit

Starker Regen und teils heftiger Wind, das Wetter in Glasgow war auch am Spieltag so wie seit der Anreise der ÖFB-Teamspielerinnen in Schottland am Montag fast durchgehend unwirtlich. Die Gastgeberinnen fühlten sich dabei sichtlich wohler, machten vor der Pause das Spiel und überzeugten mit einem sehr ballsicheren Auftritt.

Einziges Manko war, dass sie in der entscheidenden Zone nicht den Abschluss suchten. Dadurch blieb eine Rettungstat von ÖFB-Torfrau Manuela Zinsberger im Duell mit Stürmerin Martha Thomas (14.) vorerst auch die einzige.

Die in einer 4-1-4-Formation angetretene ÖFB-Truppe war vor allem bemüht, keinen Gegentreffer zu kassieren, und stand in der Defensive doch sehr sicher. Nach vorn lief wenig zusammen, nur zweimal bei Schüssen lag ein Treffer zumindest in der Luft. Nicole Billa schoss mit links aufs Tornetz (24.), bei Julia Hickelsberger-Füller klatschte der Ball nach Vorarbeit von Sarah Zadrazil an die Oberkante der Latte (43.).

Hickelsberger-Füller trifft die Latte

Ein Schuss von Julia Hickelsberger-Füller knapp vor der Pause streift die Latte.

Österreicherinnen halten Spiel offen

Nach Wiederbeginn waren die Bedingungen ohne Regen besser, und die Österreicherinnen agierten deutlich mutiger und hatten dadurch auch gleich mehr Spielanteile. Ein Fernschuss von Verena Hanshaw ging daneben (68.).

Hanshaw neben das Tor

Der Ball will einfach nicht ins schottische Tor, auch ein Schuss von Verena Hanshaw verfehlt sein Ziel.

Je länger das Match dauerte, umso ausgeglichener wurde das Geschehen allerdings wieder. Beide Teams suchten die Entscheidung. Aufseiten Österreichs fiel ein Abschluss der kurz zuvor eingewechselten Katja Wienerroither zu schwach aus (85.), ein weiterer von knapp außerhalb des Sechzehners ging daneben (87.). Das sollte sich rächen.

Entscheidung zu Beginn der Overtime

Im Finish waren dann die Schottinnen dem Siegestreffer näher, da war auch das Publikum erstmals so richtig ein Faktor, sorgte für ordentlich Wirbel. Das änderte sich auch in der Verlängerung nicht, da die voll nach dem Geschmack der Anhänger begann. Eine Ecke von Erin Cuthbert beförderte Harrison per Kopf ins Netz. Beinahe wäre der Offensivspielerin ein Doppelschlag geglückt, ÖFB-Kapitänin Carina Wenninger konnte einen Kopfball aber noch in den Corner lenken (99.).

Der Ausgleich lag nur noch einmal ansatzweise in der Luft, ein Schuss von Barbara Dunst fand nicht den Weg ins Tor (101.). Damit verließen die Österreicherinnen vor den Augen der ÖFB-Spitze rund um Präsident Gerhard Milletich mit hängenden Köpfen den Rasen, nachdem sie am Vorabend noch anlässlich der Wahl zur Trainerpersönlichkeit des Jahres mit Fuhrmann im Teamquartier in Glasgow gejubelt hatten.

Aus dem erhofften „richtig coolen Showdown“ mit Irland am Dienstag in der NV Arena in St. Pölten wird es nichts. Schottland, als Nummer 23 in der Weltrangliste leicht schlechter klassiert als Österreich (20.), darf dagegen weiter von der zweiten WM-Teilnahme nach 2019 träumen.

Stimmen zum Spiel:

Irene Fuhrmann (ÖFB-Teamchefin): „Die Enttäuschung ist groß, die Bitterkeit ist da. Am Ende kann ich den Spielerinnen keinen Vorwurf machen. Wir sind nur schwer in die Gänge gekommen, haben in der zweiten Hälfte den Biss gefunden. Am Ende dürfen wir das Tor nicht bekommen und waren zu harmlos nach vorne. Wir waren speziell in der ersten Hälfte nicht ‚on point‘ da. Das kann man sich dann nicht leisten auf diesem Niveau. Trotzdem haben alle versucht, hier alles zu geben. Am Ende haben wir eine Riesenchance verspielt, erstmals zu einer WM zu fahren. Die Möglichkeit war gegeben. Wir müssen das jetzt schnell verarbeiten.“

Laura Feiersinger (ÖFB-Teamspielerin): „Es ist extrem bitter. Es war ein sehr, sehr enges Spiel, auch ein bisschen ein ekelhaftes Spiel. Es war sehr zweikampfbetont und auch chancenarm. Ich glaube, man hat das auch am Platz gemerkt, dass die Mannschaft, die das erste Tor macht, auch gewinnen wird. Wir sind heute nicht ganz an unser Niveau herangekommen und haben viele einfache Fehler gehabt. Wir haben uns gute Situationen herausgespielt, dann den Ball aber leichtsinnig hergegeben. Das ist sehr ärgerlich.“

Play-off für die Frauen-WM 2023, erste Runde

Donnerstag:

Schottland – Österreich 1:0 n.V.

Glasgow, Hampden Park, 10.182; SR Adamkova (CZE)

Tor: Harrison (92.)

Schottland: Alexander – Evans, Howard, Corsie, Docherty (113./Mukandi) – Cuthbert, Weir, Kerr (64./Graham) – Clelland (46./Brown/120./Grimshaw), Thomas (75./Harrison), Emslie

Österreich: Zinsberger – Wienroither (112./Kolb), Wenninger, Georgieva, Hanshaw – Puntigam – Hickelsberger-Füller (64./Naschenweng), Zadrazil, Feiersinger (100./Plattner), Dunst (112./Schiechtl) – Billa (82./Wienerroither)

Gelbe Karten: Dicherty bzw. Keine

Die Besten: Weir, Cuthbert, Harrison bzw. Wienroither, Dunst

Schottland trifft in der zweiten Runde am Dienstag auf Irland