Mechaniker von Red Bull Racing arbeiten am Auto
GEPA/Christian Walgram
Formel 1

Red-Bull-Causa wird zum Dilemma für FIA

Die Causa um den mutmaßlichen Finanzbetrug von Red Bull bringt die Regelhüter des Motorsportweltverbandes (FIA) schwer in Bedrängnis. Die Frage nach Sanktionen für den Verstoß des Weltmeisterteams gegen die Budgetgrenze spaltet die Formel 1 und wird zum Dilemma für die Sportbehörden. Von der Konkurrenz werden beträchtliche Strafen gefordert. Doch viele Beobachter bezweifeln, dass sich die FIA dazu durchringen wird.

Nach monatelanger Buchprüfung hatte die FIA am Montagabend verkündet, dass Red Bull als einziges der zehn Teams im Vorjahr das Limit für die Ausgaben überschritten habe. Die Kostengrenze soll für mehr Chancengleichheit sorgen. Es handle sich beim Verstoß um eine „geringfügige“ Summe, hieß es vom Weltverband. Genau darum aber streitet sich die Szene. Geringfügig, das heißt weniger als fünf Prozent mehr als die erlaubten 145 Millionen Dollar (rund 150 Millionen Euro). Das wären immerhin noch bis zu 7,25 Millionen.

Dass die FIA noch kein Strafmaß verkündete und in ihrer Mitteilung offen ließ, um welche Summe es konkret beim Vergehen von Red Bull geht, beschleunigte die Spekulationen nur. Schnell tauchten drei Jahre alte Aussagen von Formel-1-Sportchef Ross Brawn wieder auf, der damals beteuerte: „Dieses Regelwerk hat Biss. Wenn du betrügerisch die Finanzregeln brichst, wirst du deinen WM-Titel verlieren.“

Red Bull war 2021 über Kostengrenze

Red Bull Racing hat in der ersten Weltmeistersaison von Max Verstappen im Vorjahr mehr Geld ausgegeben als nach den Regeln erlaubt. Wie der Motorsportweltverband (FIA) nach einer Monate dauernden Kostendeckelüberprüfung mitteilte, überschritt der Rennstall die festgelegte Kostengrenze im vergangenen Jahr allerdings nur geringfügig.

Weites Spektrum an möglichen Strafen

Der Katalog der möglichen Strafen ist weitreichend. Von einer bloßen Verwarnung über den Abzug von WM-Punkten in der Fahrer- oder Teamwertung, einer Sperre oder einer Beschränkung von Entwicklungstests bis hin zu einer Absenkung der Ausgabengrenze für das Team ist alles drin. Die FIA verwies indes in ihrer Mitteilung schon darauf, dass nur ein schwerwiegender Verstoß automatisch zum Abzug von WM-Punkten führe.

Das darf als Hinweis gewertet werden, dass Verstappen nicht zu sehr um seinen ersten Titel aus dem Vorjahr bangen muss. Der war ohnehin schon höchst kontrovers zustande gekommen. Rennleiter Michael Masi hatte beim Finale in Abu Dhabi die Regeln gebogen und so Verstappen ermöglicht, in der letzten Runde noch Lewis Hamilton zu überholen.

Red Bull prüft juristische Mittel

Red Bull indes zeigte sich „überrascht“ und „enttäuscht“ über die Vorwürfe. Das Team sei weiter überzeugt, das Ausgabenlimit eingehalten zu haben. Dem Vernehmen nach argumentiert Red Bull mit unerwartet hohen Catering-Kosten als Grund für die Mehrausgaben und will juristische Mittel prüfen. Sollte Red Bull nicht doch noch einen Fehler einräumen, geht der Fall vor ein eigens dafür eingerichtetes Finanzgericht der FIA. Gegen ein Urteil kann dann noch Einspruch vor dem Internationalen Berufungsgericht der FIA eingelegt werden.

Der Fall dürfte sich also noch länger hinziehen und die letzten Wochen der sportlich mit Verstappens zweitem Titel schon entschiedenen Saison belasten. Der Knackpunkt für die Regelhüter: Urteilen sie nicht hart genug, mindert das die abschreckende Wirkung der Kostengrenze. Greifen sie drastisch durch, könnte es rund ein Jahr nach dem Eklat von Abu Dhabi plötzlich einen anderen Champion geben.