Matterhorn
Reuters/Arnd Wiegmann
Ski alpin

Saisonfehlstart mit Zermatt-Absage perfekt

Die alpine Weltcup-Saison hat am Samstag mit gleich zwei Absagen einen kapitalen Fehlstart hingelegt. Zuerst fiel der geplante erste Damen-RTL in Sölden Schneeregen und Wind zum Opfer, dann mussten auch die geplanten Abfahrtsrennen im Schatten des Matterhorns Ende Oktober wegen der zu warmen Verhältnisse gestrichen werden. Der Herren-RTL am Sonntag (10.00 Uhr bzw. 13.00 Uhr, live in ORF1) in Sölden soll wie geplant stattfinden.

Der Abfahrtspiste am Fuß des Viertausenders mit der markanten Form mit Start im schweizerischen Zermatt und Ziel oberhalb von Cervinia in Italien fehlt vor allem im unteren Teil die ausreichende Schneedecke. Das teilte der Weltverband (FIS) am Samstag mit. Die beiden Abfahrten, die für 29. und 30. Oktober geplant waren, werden nicht ersetzt.

Die Frauen sollen eine Woche später am 5. und 6. November zwei Abfahrten auf der Piste Gran Becca bestreiten. Die Schneekontrolle dafür soll am kommenden Dienstag stattfinden. Das Speed-Opening gilt als eines der Prestigeprojekte von FIS-Präsident Johan Eliasch, der damit „die Löcher im Kalender“ bis zu den Weltcup-Events Mitte November stopfen und prächtige Fernsehbilder vom Panorama in die Welt senden wollte.

Abbauarbeiten in Sölden
GEPA/Matic Klansek
Wenige Stunden nach der wetterbedingten Absage in Sölden trudelte auch das Aus für die Abfahrten in Zermatt ein

Waldner gesteht Planungsfehler ein

In der Mannschaftsführersitzung in Sölden vor dem Herren-Riesentorlauf am Sonntag sagte FIS-Renndirektor Markus Waldner, dass die Bemühungen der Veranstalter auf beiden Seiten enorm gewesen, letztlich aber Fehler in der Planung passiert seien. „Der Zeitpunkt ist wahrscheinlich zu früh, wir werden uns das anschauen. Hoffentlich können wir im nächstes Jahr diese einzigartige Abfahrt abliefern, aber später in der Saison.“ Er entschuldige sich bei den Teamleitern, für die diese Rennen logistischen Stress bedeutet hätten.

Absage zeichnete sich ab

Vor der endgültigen Absage hatte es Überlegungen gegeben, die Strecke von unten zu verkürzen und das Ziel weiter hinaufzusetzen. Diese wurden letztlich aber verworfen – aus logistischen und Sicherheitsgründen, da auch die Sturzräume fehlen. „Man weiß, wenn man nur eine Piste herbringt für Speed, ist auch der Sicherheitsraum außerhalb der Piste eine wichtige Sache“, sagte Herbert Mandl, seines Zeichens Leiter Ski alpin im Österreichischen Skiverband (ÖSV). „Momentan sind es fast 300 Meter, die fehlen“, meinte Stefan Abplanalp, Experte des Schweizer Fernsehens.

Der obere Teil der Piste sei intakt, auch für die Frauen-Rennen werde man aber etwas Wetterglück, sprich niedrige Temperaturen, in den nächsten Tagen benötigen. Das Ziel in Laghi Cime Bianche liegt auf fast 2.800 m Seehöhe. „Das ist eine Challenge für den Veranstalter“, sagte Mandl. Schon in der Vorwoche, als die Schneekontrolle ursprünglich angesetzt war, hatte die Lage eigentlich für die Absage der Männer-Rennen gesprochen. Die Organisatoren bekamen aber eine zusätzliche Frist eingeräumt.

Österreichs Männer waren jedoch bereits am Freitag auf die Nachricht von der Absage eingestellt. „Die Abfahrten werden gestrichen und nicht mehr nachgetragen, das ist sicher so. Ist schade“, meinte der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer. „Es waren 14 Abfahrten zu zehn Slaloms, mit zwölf ist man immer noch gut bestückt. Wir haben genug Speed-Rennen“, stellte Rennsportleiter Marko Pfeifer fest. Der leichte Speed-Überhang im Weltcup-Kalender ist nun aber weg. Nach dem Ausfall der Rennen in Zermatt/Cervina wird das Männer-Speed-Team nun am Rennhang in Sölden trainieren.

Erstes Saisonrennen fällt ins Wasser

In Sölden war am Samstag auch für die Riesentorläuferinnen Training die einzige Option zum Nichtstun. Aufgrund der Wetterlage mit Schneeregen und schlechter Sicht und wegen der weiteren Prognose konnte das erste Saisonrennen nicht wie geplant durchgeführt werden. Zunächst war in den frühen Morgenstunden zwar das komplette Programm und die Startzeit um eine Stunde von 10.00 auf 11.00 Uhr verschoben worden, kurz vor acht Uhr früh erfolgte jedoch die endgültige Absage.

Pistencheck mit Alexandra Meissnitzer

ORF-Expertin Alexandra Meissnitzer zu den Pistenverhältnissen auf dem Rettenbachferner

Die Verhältnisse in Sölden am Renntag seien der „Worst Case“, so der Technikdirektor FIS, Markus Mayr: „Regen, Schnee, es hat uns die Piste so weit aufgeweicht. Der Schnee, der liegt, den können wir fast nicht transportieren. Es ist auch für die ganzen Arbeiter sehr gefährlich, sich auf so einem Hang zu bewegen.“

„Zu viel Schnee, die Sicht ist schlecht. Es ist nicht ans rennmäßige Skifahren zu denken, weil es die Sicherheit der Athletinnen gefährdet“, meinte auch der neue österreichische Frauen-Rennsportleiter Thomas Trinker, dessen Premiere sich nun voraussichtlich um zwei Wochen verschieben wird. Aufgrund der schlechten Prognosen blieben seine Läuferinnen in der Früh im Ort und traten die Fahrt zum Rettenbachgletscher gar nicht erst an.

Zeilbereich in Sölden
GEPA/Mathias Mandl
Eine zeitliche Verschiebung des Rennens am Samstag hätte laut FIS-Verantwortlichen keinen Sinn gehabt

Männer-Rennen „ein Kraftakt“

Bei den Frauen bedeutet der Ausfall des Rennens am Samstag die erste Absage in Sölden seit 2006, die Männer reisten zuletzt 2017 und 2018 unverrichteter Dinge wieder ab. Das erste Rennen für den aktuellen Frauen-Kader soll gemäß Kalender nun am 5. November stattfinden. Der Saisonstart in den Winter an sich soll am Sonntag (10.00 Uhr bzw. 13.00 Uhr, live in ORF1) mit dem Riesentorlauf der Männer auf dem Rettenbachferner erfolgen.

Um eine Absage auch am Sonntag zu verhindern und eine rennfertige Piste hinzubekommen, werden enorme Anstrengungen unternommen. „Es wird für morgen ein Kraftakt werden. Wir werden jetzt unsere Schneekanonen befüllen, damit wir bei jeder Kanone Wasserschläuche ansetzen können, um im Notfall für morgen mit Wasser und Salz eine rennfertige Piste zu präparieren“, sagte Rennleiter Rainer Gstrein. Er hoffte, dass es am Samstagnachmittag aufklaren wird.