Philipp Koehn (RBS)
GEPA/Mathias Mandl
Champions League

Salzburg blickt schon auf „Finale“

Zum ersten Mal hat sich der FC Salzburg in dieser Gruppenphase der UEFA Champions League beugen müssen, die 1:2-Heimniederlage gegen den FC Chelsea konnten die „Bullen“ aber noch am Dienstagabend abhaken. Das Starensemble der „Blues“ war letztlich zu stark für die jüngste Mannschaft der Salzburger CL-Geschichte. So richtete sich alsbald der Blick auf das Finale um den Aufstieg, das nächste Woche in Mailand über die Bühne gehen wird.

„Wir haben alles gegeben, heute hat es leider nicht gereicht. Aber das gehört dazu im Fußball. Wir müssen das abhaken und nach vorne schauen. In einer Woche müssen wir ready sein“, sagte Stürmer Noah Okafor. Tormann Philipp Köhn, der sich mit vielen Paraden auszeichnen konnte, schlug in dieselbe Kerbe: „Wir haben uns eine super Ausgangssituation verschafft, die macht dieses Spiel nicht kaputt. Wir haben jetzt noch so ein cooles Finale, was gibt es Besseres?“

Das steigt am kommenden Mittwoch (21.00 Uhr) im legendären San Siro des AC Milan. Die „Rossoneri“ haben nach dem 4:0 gegen Dinamo Zagreb aber mit einem Zähler Vorsprung für den Aufstieg die besseren Karten. Salzburg braucht für ein neuerliches Weiterkommen einen Sieg, ein Remis würde für den Umstieg in die Europa League reichen, da man das direkte Duell gegen Zagreb schon für sich entschieden hat.

Entscheidung für Salzburg in Mailand

Nach der 1:2-Niederlage am Dienstagabend gegen den FC Chelsea rüstet sich Salzburg ab sofort für das Champions-League-Gruppenfinale nächste Woche beim AC Milan. Die Chance auf das Achtelfinale hat der Meister weiter in eigener Hand.

Jaissles Heimserie findet ein Ende

Nach 33 Heimspielen musste sich Matthias Jaissle erstmals in seiner Funktion als Salzburg-Trainer geschlagen geben. „Es ist natürlich schade, dass so eine Serie vorbei ist. Man muss aber neidlos anerkennen, dass wir heute gegen einen unglaublich starken Gegner gespielt haben. Chelsea hat individuelle Qualität, die uns immer vor Probleme gestellt hat, gerade bei den Toren. Wenn du ihn so in den Knick knallst, ist es schwer zu verteidigen“, sagte der Deutsche und spielte auf das Traumtor seines Landsmanns Kai Havertz an.

Matthias Jaissle (RBS)
GEPA/Mathias Mandl
Nach 33 Heimspielen ohne Niederlage verlor Salzburg-Trainer Jaissle erstmals vor eigenem Publikum

Jaissle zeigte sich dennoch stolz auf seine Mannschaft. „Weil sie über 90 Minuten Paroli bieten konnte. Speziell die zweite Halbzeit hat gezeigt, dass wir als jüngste Mannschaft des Bewerbs auch so einen Gegner vor Probleme stellen können, wenn wir unseren Fußball auf den Platz bringen und Mut haben. Das stimmt mich positiv für die Zukunft“, erklärte der 34-Jährige, der wieder die Jugend forschen ließ.

Jüngste Salzburger CL-Startelf

22 Jahre und 10 Tage – die „Bullen“ begannen mit der jüngsten Startelf ihrer Champions-League-Geschichte. Nur Arsenal im Dezember 2009 (Rekord mit 21 Jahren, 215 Tagen) und zweimal Ajax Amsterdam setzten laut Statistik in der Bewerbhistorie jemals auf jüngere Formationen von Beginn an. Salzburg sah man das Alter gegen Chelsea allerdings auch an, speziell vor der Pause zahlte man etwas an Lehrgeld.

„Ich würde die erste Halbzeit aber gar nicht als komplett schlecht bewerten, bis zum Gegentor war das gut. Wir hatten viele frühe Ballgewinne, aber leider haben wir es dann nicht geschafft, den Mut und die Aggressivität auf der hohen Pressinglinie beizubehalten. Demzufolge haben wir Chelsea Dominanz generieren lassen. Das ist schade, das war nicht die Idee dahinter“, analysierte der Jungcoach.

Lob für Köhns Weltklasseleistung

„Aber was wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, macht uns stolz. Weil die Jungs einfach sehen konnten, dass, wenn sie Mut haben und so ein Weltklasseteam anpressen, selbst solche Spieler Probleme bekommen. Da hatten wir guten Zugriff.“ Letztlich konnte Jaissle mit der Niederlage leben. „Gegen so ein Team kann man mit 1:2 verlieren.“

Die Spieler sahen es ähnlich. „Am Ende hat sich dann die Qualität durchgesetzt“, betonte Goalie Philipp Köhn, der seine beste Leistung im Salzburger Trikot zeigte und eine höhere Niederlage zu verhindern wusste. „Er hat heute wieder eine Weltklasseleistung gezeigt. Großes Kompliment. Wie er uns seit Monaten den Rücken stärkt und immer wieder auch Spiele gewinnt, oder wie heute zumindest einige Großchancen vereitelt – dafür haben wir ihn“, lobte Jaissle.

Chelsea verspricht volles Engagement

Chelsea reiste nicht nur mit dem Sieg im Gepäck nach London zurück, sondern auch mit dem Ticket für das Achtelfinale. Auch Platz eins ist den „Blues“ nicht mehr zu nehmen. „Aber es war ein wirklich hartes Stück Arbeit, aber wir waren darauf eingestellt. Jeder hat seinen Teil erfüllt. Die drei Punkte sind großartig. Wir sind zufrieden, dass wir aufgestiegen sind“, freute sich der Kroate Mateo Kovacic, der in Linz geboren wurde und in Salzburg traf. „Es ist schön, in Österreich zu treffen, wo ich geboren bin. Meine Eltern und Freunde sind hier.“

Thiago Silva (Chelsea) und Graham Potter (Chelsea)
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Chelsea steht als Gruppensieger fest, will sich aber gegen Zagreb nicht vollends schonen

Chelsea versprach den Salzburgern, sich im letzten Heimspiel gegen Dinamo Zagreb nicht gehen zu lassen. „Salzburg braucht sich keine Sorgen zu machen. Wir spielen zu Hause, da wollen wir jedes Spiel gewinnen. Ich werde ein bisschen rotieren, aber wir werden sicher unser Bestes geben“, unterstrich Trainer Graham Potter, der auch im neunten Spiel als neuer Coach der „Blues“ ungeschlagen blieb.

Salzburg schaut jedenfalls auf sich. „Das wird in Mailand ein Alles-oder-Nichts-Spiel. Wir fahren natürlich hin, um unseren Fußball wieder auf den Platz zu bringen – hoffentlich diesmal über 90 Minuten“, merkte Jaissle an. „Dass Milan eine Weltklassetruppe hat, weiß jeder. Dann müssen wir schauen, ob wir dagegenhalten können“. Dass das Salzburg in dieser schwierigen Gruppe kann, hat man schon bewiesen.

UEFA Champions League, Gruppe E, fünfter Spieltag

Dienstag:

Salzburg – Chelsea 1:2 (0:1)

Stadion Salzburg, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Schärer (SUI)

Torfolge:
0:1 Kovacic (23.)
1:1 Adamu (48.)
1:2 Havertz (64.)

Salzburg: Köhn – Dedic, Bernardo, Pavlovic, Wöber (78./Ulmer) – Gourna-Douath – Seiwald, Sucic (61./Sesko), Kjaergaard – Adamu (82./Kameri), Okafor (78./Simic)

Chelsea: Arrizabalaga – Chalobah, Silva, Cucurella – Pulisic (75./Azpilicueta), Jorginho, Kovacic (68./Loftus-Cheek), Sterling (88./Ziyech) – Gallagher (88./Mount) – Havertz, Aubameyang (75./Broja)

Gelbe Karten: Sucic bzw. Gallagher, Arrizabalaga