William Boving (Sturm Graz) und Erik Sviatchenko (Midtjylland)
APA/AFP/Joe Klamar
Europa League

Punkt fehlt Sturm zur Glückseligkeit

Dem SK Sturm Graz fehlt in der Europa League nur noch ein Punkt zur Glückseligkeit. Bereits mit einem Remis im abschließenden Spiel der Gruppe F am Donnerstag (18.45 Uhr) beim FC Midtjylland sind die Steirer nicht aus den Top Zwei zu verdrängen und würden erstmals seit 22 Jahren im Europacup überwintern. Nicht nur der finanzielle Anreiz, auch das Prestige ist für Sturm Motivation, das Minimalziel in Form eines Punktes zu erreichen.

„Wenn du in Europa überwinterst, dann bist du wieder wer in Europa. Das wäre für die ganze Steiermark, für Graz, für den Verein ein Riesending“, sagte Sportchef Andreas Schicker. Die Ausgangslage ist für Trainer Christian Ilzer und seine Mannschaft nach dem 1:0 gegen Feyenoord Rotterdam blendend. In Gruppe F sind die Steirer mit acht Punkten aufgrund der schlechteren Tordifferenz derzeit Zweiter hinter Lazio (8), Feyenoord und Midtjylland liegen mit fünf Punkten auf den Plätzen drei und vier.

Der Gruppensieger zieht direkt ins Achtelfinale ein, der Zweite trifft in der Zwischenrunde auf einen Gruppendritten der Champions League. Der Dritte steigt ins Play-out der Conference League gegen einen Gruppenzweiten des dritten Europacup-Bewerbs um. Für den Vierten ist die Europacup-Saison beendet. „Wir haben uns in eine sehr gute Position gebracht“, wird Schicker in der APA zitiert, nun gehe es aber gegen eine „richtige Topmannschaft“.

Sturm kämpft um Europa-League-K.-o.-Phase

Im abschließenden Gruppenspiel in Dänemark gegen Mydtjylland benötigt Sturm Graz am Donnerstag einen Punkt, um im Europacup zu bleiben.

Sturms mögliche Szenarien

  • Sieg in Herning und Lazio gewinnt nicht bei Feyenoord: Gruppenerster
  • Sieg und Lazio-Sieg: Gruppenerster oder Platz zwei (Tordifferenz entscheidet)
  • Remis und Sieg Feyenoord: Gruppenerster
  • Remis und Sieg Lazio: Platz zwei
  • Niederlage und kein Feyenoord-Sieg: Platz drei
  • Niederlage und Sieg Feyenoord: Platz vier und Europacup-Aus

Für Sturm kann es im letzten Spiel in jede Richtung gehen. Mit einem Sieg im dänischen Herning und einem Punkteverlust von Lazio Rom gegen Feyenoord winkt den Grazern der Gruppensieg und die direkte Qualifikation für das Achtelfinale. Mit einem Remis ist sowohl Platz eins als auch Rang zwei möglich. Und selbst mit einer Niederlage ist das Europacup-Abenteuer nicht vorbei: Sollte Feyenoord gegen Lazio nicht gewinnen, steigt Sturm in diesem Fall ins Play-out der Conference League um. Allerdings: Verlieren die Grazer in Dänemark und schlägt Rotterdam Lazio, ist das Thema Europacup für Sturm erledigt.

Ilzer „will überwintern“

Ilzer flog am Mittwochvormittag mit einem guten Gefühl nach Karup, nach dem Geschmack des Trainers soll es nicht die letzte Europacup-Reise in dieser Saison sein. „Es fehlt ein Spiel, eine Topleistung“, sagte er am Flughafen Graz-Thalerhof gut gelaunt. „Wir wollen mit dieser Ausgangssituation in der Europa League überwintern. Das hätte uns vor Beginn der Gruppenphase kaum einer zugetraut.“ Die Aufstiegschancen wollte Ilzer nicht beziffern. „Ich bin kein Rechner und hoffe, dass wir so gut spielen werden, damit keiner rechnen muss.“

Seine Mannschaft müsse nun das „Finalspielszenario“ auskapseln, betonte Ilzer. Stefan Hierländer bekräftigte, die Heimreise unbedingt mit drei Punkten im Gepäck antreten zu wollen. „Wir sind eine Mannschaft, die immer auf Sieg spielt. Das ist so in der DNA drin, deswegen ist ein X für uns kein Thema“, sagte der Kapitän: „Wir wollen den letzten Schritt gehen. Sich als Mannschaft in die Sturm-Historie einzutragen, ist ein ganz großes Ziel. Da sind wir noch nicht am Ende.“

UEFA Europa League

Gruppenphase, sechster Spieltag

Dienstag, 21.00 Uhr

Midtjylland – Sturm

Arena Herning, SR Jug (SLO)

Aufstellungen:

Midtjylland: Lössl – Andersson, Dalsgaard, Swiatschenko, Paulinho – Olsson, Martinez, Evander – Isaksen, Dreyer, Chilufya

Sturm: Siebenhandl – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Dante – T. Horvat, Gorenc-Stankovic, Prass, Kiteischwili – Ajeti, Böving

Böving heiß auf seine Landsleute

Das Hinspiel vor fast zwei Monaten gewannen die Grazer mit 1:0. Geht es nach den Leistungen im „goldenen Oktober“ (Ilzer), als es in allen neun Pflichtspielen keine Niederlage gab, stehen die Chancen zumindest nicht schlecht. „Es wird eine schwierige Partie, aber wenn wir unser Spiel auf den Platz bringen, dann bin ich schon sehr positiv gestimmt“, sagte Schicker. Midtjylland verpatzte zwar die Generalprobe gegen Odense (1:2) und liegt in der Liga als Achter nur im dichten Tabellenmittelfeld, im Europacup liefen die Heimspiele gegen Lazio (5:1) und Feyenoord (2:2) aber deutlich erfolgreicher.

Eine besondere Partie wird es für Sturm-Angreifer William Böving, der erst im Sommer vom FC Kopenhagen nach Graz gewechselt war. „Es ist etwas Spezielles, hier in Dänemark so ein großes Spiel zu spielen. Diese Matches hier sind immer sehr intensiv. Aber wir können ihnen wehtun mit unserem Pressing“, sagte der 19-jährige Däne, der nach der Glanzleistung bei Lazio mit zwei Toren wieder auf europäischer Bühne treffen will. „Ein Tor wäre großartig, sie waren damals ein großer Gegner von uns“, sagte Böving und erinnerte an das Hinspiel.

Finanzieller Bonus lockt

Die K.o.-Phase der Europa League ist aber nicht nur sportlich, sondern auch finanziell deutlich attraktiver. Einen Aufstieg belohnt die UEFA mit Prämien in Millionenhöhe. Für den Gruppensieg, gleichbedeutend mit dem direkten Sprung ins Achtelfinale, schüttet der Kontinentalverband insgesamt 2,3 Millionen Euro aus, die Qualifikation als Gruppenzweiter für das Sechzehntel-Finale ist immerhin etwas mehr als eine Million Euro wert. Schon jetzt haben die Grazer gut 1,7 Mio. Euro allein an Punkteprämien eingespielt.

Personell hat Ilzer jedenfalls die Qual der Wahl und kann aus dem Vollen schöpfen, seine Mannschaft kam bisher nahezu verletzungsfrei durch die englischen Wochen. Auch der gesperrte Ivan Ljubic begleitete seine Teamkollegen in den Norden, da die Mannschaft für das Bundesliga-Auswärtsspiel in Altach am Sonntag direkt ins Ländle weiterreisen wird. Nach dem 2:1-Arbeitssieg gegen Ried wollen die Grazer den „Flow“ mitnehmen, wie Jakob Jantscher betonte, und sich auch in Dänemark nicht verstecken. „Die Bühne, die unsere Spieler bekommen, ist für den ganzen Verein überragend. Diese Spiele helfen dem ganzen Club“, war Schicker voller Vorfreude.