Lionel Messi
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FIFA WM 2022

Superstars auf ihrer letzten Mission

Wenn in Katar der Anpfiff zur Fußball-WM 2022 erfolgt, beginnt voraussichtlich auch der letzte große Auftritt von zwei der besten Fußballer ihrer Generation – Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Auf Clubebene hat das Duo alles gewonnen. Auch mit ihren Nationalteams waren sie erfolgreich. Ronaldo gewann mit Portugal den EM-Titel 2016, Messi mit Argentinien 2021 die langersehnte Copa America. Der WM-Triumph fehlt aber beiden noch. Für sie und andere Routiniers ist Katar wohl die letzte große WM-Mission.

2026 werden Messi und Ronaldo 39 bzw. 41 Jahre alt sein. Ein Antreten bei der WM in Kanada, Mexiko und in den USA ist unwahrscheinlich. Selbiges gilt für Kroatiens 37-jährigen Kapitän Luka Modric. Der Real-Star wurde 2018 Vizeweltmeister. Während Uruguays Routinier Luis Suarez (35) und Polens Weltfußballer Robert Lewandowski (34) mit ihren Nationalteams nicht zum Favoritenkreis zählen, ist das bei Karim Benzema anders. Der Real-Stürmer wird einen Tag nach dem Finale am 19. Dezember 35 Jahre. Der WM-Titel fehlt Benzema, denn 2018 holte die „Equipe Tricolore“ ohne den Torjäger den WM-Titel.

Und genau dieser Erfolg ist es, der einer großen Karriere die Krone aufsetzt. Brasiliens Pele (1958, 1962, 1970) und Argentiniens Diego Maradona (1986) holten sich ihre unvergessenen Lorbeeren vor allem auf dieser Bühne. Sollte es für Messi oder Ronaldo nicht mit dem Titel klappen, würde das ihre Karrieren aber nicht schmälern, sondern im Idealfall krönen. „Ich bin einfach nur glücklich, dass ich mit 35 noch einmal eine WM spielen darf. Danach werden wir sehen, wie es mit der Karriere weitergeht“, erklärte der Argentinier im Vorfeld des Turniers.

Routine der Altstars ist gefragt

Neben vielen jungen Spielern setzen die Teamchefs bei der WM in Katar auch auf ihre renommierten Altstars wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Karim Benzema.

Messi gegenüber Ronaldo im Vorteil

Zwölfmal Weltfußballer, neun Champions-League-Titel und 18 Meisterschaften hat das Duo zusammengezählt gewonnen, in ihrer langjährigen Rivalität hat aktuell aber Messi klare Vorteile. Während der Argentinier nach einem schwierigen Jahr bei Paris Saint-Germain wieder durch Tore besticht, erlebt Ronaldo bei Manchester United wohl die schwerste Zeit seiner Karriere. Unter Coach Erik ten Hag zählt der Superstar bei den „Red Devils“ nicht mehr zur Einsergarnitur.

Auch in Portugal sind schon Rufe laut geworden, ob Ronaldo angesichts von Bruno Fernandes, Bernardo Silva und Rafael Leao noch in der Startelf stehen sollte. Allerdings ist auszuschließen, dass Coach Fernando Santos seinen Kapitän, der seine fünfte WM-Teilnahme absolviert, auf die Bank setzen wird. Entscheidend wird sein, welche Spuren die aktuell schwierige Zeit bei Ronaldo physisch und psychisch hinterlassen hat. Fix ist, dass Portugal personell sogar breiter aufgestellt ist als beim EM-Titel 2016.

Ronaldo selbst wollte aber keine Zweifel an seinen noch immer vorhandenen Fähigkeiten aufkommen lassen, sein Selbstbewusstsein scheint ungebrochen. „Es ist noch ein bisschen mehr von Cristiano übrig. Ich bin Teil eines jungen Teams, will bei der WM, aber auch bei der nächsten EM dabei sein“, stellte er im September klar. Aktuell mag sein Statement nach einer hohlen Durchhalteparole klingen. Berücksichtigt man aber die unerbittliche Einstellung Ronaldos sich selbst gegenüber, sollte man ihn auch in Katar nicht abschreiben.

Cristiano Ronaldo in Aktion
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Cristiano Ronaldo hält bei 117 Länderspieltoren in 191 Einsätzen für Portugals Nationalteam

Brasilien und Frankreich für Messi Favorit

Messi befindet sich unterdessen mit der „Albiceleste“ derzeit im Hoch. Seit 36 Spielen sind die Argentinier derzeit ungeschlagen. Bei der WM können sie den Rekord der nicht qualifizierten Italiener (37) einstellen und überbieten. Als Titelkandidaten Nummer eins sieht Messi sein Nationalteam aber nicht. „Wenn ich zwei auswählen müsste, sind Brasilien und Frankreich für mich die großen Kandidaten auf den Titel“, sagte Messi, der bei der WM vor allem ein Deutschland-Trauma hat. 2006 und 2010 schied er gegen die DFB-Elf im Viertelfinale aus, 2014 setzte es die knappe 0:1-Finalniederlage.

Brasilien ist die Mannschaft, die viele als erste nennen. Auch Deutschlands Toni Kroos nennt die „Selecao“ als seinen persönlichen Favoriten. Es wäre der sechste Triumph für den Rekordweltmeister, der bisher letzte liegt 20 Jahre zurück. Und die Mannschaft von Trainer Tite ist mit dem 30-jährigen Neymar und dem 22-jährigen Vinicius Junior mehr als nur gut drauf. Für die Routine in der Defensive sorgt der 39-jährige Dani Alves. In der Südamerika-Qualifikation feierte Brasilien 14 Siege bei drei Remis, das Torverhältnis: 40:5. Zweiter wurde Argentinien, ebenfalls ohne Niederlage.

Letzte WM wohl auch für Busquets und Neuer

Bei Argentinien wird vor allem die diesmal harmonierende Mannschaft mit jungen Kräften, die nachrücken, gelobt. „Ich sehe Argentinien ganz oben und auch Brasilien weit über dem Rest“, sagte Luis Enrique, der Nationalcoach der ebenfalls hoch gehandelten Spanier, die vom auch schon 34 Jahre alten Sergio Busquets angeführt werden, dazu kommt einer wie der hochbegabte Pedri, der während der WM gerade einmal 20 Jahre alt wird.

Die Liste ist lang. Und bei den meisten großen Fußballnationen, die es anders als Europameister Italien zur Endrunde in den umstrittenen Wüstenstaat geschafft haben, sind Spieler auf ihrer letzten großen WM-Mission. Wie auch beim deutschen Team, wenn beispielsweise Manuel Neuer, 36 Jahre, noch rechtzeitig fit und im Tor des Weltmeisters von 2014 stehen wird. „Für mich gibt es nur ein Ziel, und das ist der Weltmeistertitel“, gab Neuer das klare Ziel aus.