Coach Hansi Flick (GER)
GEPA/Witters/Tim Groothuis
FIFA WM 2022

DFB-Team auf Wiedergutmachung aus

Nach zwei enttäuschenden Großereignissen will Deutschland bei der WM in Katar wieder die gewohnte Turnierform an den Tag legen. Der Grundstein für ein erfolgreiches Abschneiden soll am Mittwoch (14.00 Uhr, live in ORF1) im Auftaktspiel der Gruppe E gegen Japan gelegt werden. Kapitän Manuel Neuer misst der Partie besondere Bedeutung zu.

Von ihm und seinem Team wird wie immer viel erwartet, denn keine Mannschaft stand häufiger im WM-Finale als Deutschland, auch Rekordweltmeister Brasilien nicht. Allerdings hat auch keine Auswahl so oft ein Endspiel verloren wie das Team des Deutschen Fußballbundes (DFB). Je viermal gab es Gold, Silber und Bronze. Kein Wunder also, dass man formunabhängig immer im Favoritenkreis auftaucht. Das gilt auch in Katar für die Elf von Hansi Flick bei dessen WM-Premiere als Teamchef.

Seit 1954 hat Deutschland an allen WM-Endrunden teilgenommen. Der letzte von bisher vier Titeln gelang 2014 in Brasilien, danach verlosch allerdings die Magie von DFB-Cheftrainer Jogi Löw: 2018 scheiterte „Die Mannschaft“ erstmals in der Vorrunde mit Niederlagen gegen Mexiko und Südkorea. Trotz dieser Schmach blieb Löw noch im Amt, nach dem EM-Achtelfinal-Aus 2021 gegen England übernahm dann aber Ex-Bayern-München-Coach Flick. Und der erwischte einen guten Start als Bundestrainer mit acht Siegen in Folge.

Marco Reus und Thomas Müller (GER)
APA/AFP/Jewel Samad
Vor vier Jahren scheiterte Deutschland erstmals überhaupt in der Gruppenphase – und das als regierender Weltmeister

Doch im WM-Jahr ist das DFB-Team noch nicht so richtig auf Touren gekommen. In der Nations League gelang Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan und Co. nur ein Sieg bei vier Remis und einer Niederlage, was Rang drei hinter Italien und Ungarn sowie vor England bedeutete. Von den letzten acht Länderspielen wurden nur zwei gewonnen, bei der Generalprobe in Oman (1:0) überzeugte Deutschland auch nicht.

„Wollen Weltmeister werden“

„Wir wollen Weltmeister werden“, betonten Flick und Kapitän Neuer, der wohl seine letzte WM bestreitet, dennoch. Wie realistisch das Vorhaben ist, wird die Vorrunde, in der noch Spanien und Costa Rica warten, zeigen. Schon das Auftaktspiel könnte wegweisend sein.

„Man holt sich mit einem guten Turnierstart Selbstsicherheit, hat mit drei Punkten schon einen kleinen Puffer und kann mit breiter Brust in die nächsten Spiele gehen. Für mich ist das Auftaktspiel wirklich die wichtigste Partie im ganzen Turnier“, sagte Neuer.

Manuel Neuer (GER)
Reuters/Heiko Becker
Bayern-Torhüter Manuel Neuer wird wohl seine letzte WM bestreiten

Mehrere Baustellen, aber auch Hoffnungsträger

Einen Dämpfer gab es noch vor dem Auftakt: Offensivspieler Leroy Sane fällt aufgrund von Problemen am rechten Knie gegen Japan aus. Auch das Fehlen von Timo Werner macht die Lage im Angriffszentrum nicht besser. Kai Havertz, Thomas Müller, Serge Gnabry und Sane sind keine klassischen Mittelstürmer. Hinzukommt, dass Müller – immerhin zehnfacher WM-Torschütze – vor der WM verletzungsbedingt pausierte.

FIFA WM 2022, Gruppe D

Mittwoch 14.00 Uhr, live in ORF1

Deutschland – Japan

al-Rajjan, Khalifa International Stadium, SR Barton (SLV)

Mögliche Aufstellungen:

Deutschland: Neuer – Kehrer, Süle, Rüdiger, Raum – Kimmich, Gündogan – Hofmann, Musiala, Gnabry – Havertz

Japan: Gonda – Sakai, Yoshida, Tomiyasu, Nagatomo – Endo, Shibasaki – Doan, Minamino, Kubo – Maeda

Fraglich ist auch, ob die Abwehr um Antonio Rüdiger, Niklas Süle und Nico Schlotterbeck auf Augenhöhe mit den besten Angriffsreihen der WM ist. In der Nations League wirkte die Defensive nicht immer sattelfest, wie neun Gegentreffer in sechs Spielen dokumentieren. In jeder Partie gab es zumindest ein Gegentor.

Die Hoffnungen ruhen daher auf die mit Kimmich und Gündogan stark besetzte Mittelfeldzentrale, auf den schnellen, trickreichen Flügeln (Gnabry, Sane) sowie auf dem erst 19-jährigen Jamal Musiala, der in Katar seinen internationalen Durchbruch feiern könnte. Letzterer zeigte sich jedenfalls im „kicker“-Interview sehr optimistisch: „Wir gehen mit dem Mindset ins Turnier, den Pokal holen zu können“, so Musiala. „Ich denke, wir haben eine richtig gute Mannschaft, mit der wir richtig weit kommen können. Die Qualität ist vorhanden, um ein guter Anwärter auf den Titel zu sein.“

Japaner wollen ins Viertelfinale

Japan nimmt zum siebenten Mal an einer WM teil. Dreimal erreichte man bisher das Achtelfinale, u. a. auch vor vier Jahren in Russland. Vor dem Turnier riefen die Japaner angesichts der Gruppengegner Deutschland und Spanien durchaus ambitionierte Ziele aus. „Unser Ziel ist das Viertelfinale. Im Fußball weiß man nicht, was passiert. Zunächst einmal gilt es, die Vorrunde in dieser schwierigen Gruppe zu überstehen“, sagte Frankfurt-Legionär Daichi Kamada.

Gegen Deutschland kann Japan in Bestbesetzung auflaufen, Teamchef Hajime Moriyasu stehen alle 26 Akteure zur Verfügung. „Alle sind in guter Form“, betonte der Trainer. Ein wichtiger Akteur ist der ehemalige Salzburger Takumi Minamino. Der 27-Jährige Offensivspieler, mittlerweile in Monaco unter Vertrag, erzielte für das japanische Nationalteam bereits 17 Treffer.