ÖFB-Präsident Gerhard Milletich
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ÖFB

Milletich verspürt rauen Westwind

Auf Gerhard Milletich kommt im Zuge der „Inseratenaffäre“ scharfe Kritik aus dem Westen Österreichs zu. In der „Tiroler Tageszeitung“ (Dienstag-Ausgabe) sparte der Tiroler Verbandschef Josef Geisler nicht mit Kritik am ÖFB-Präsidenten. Milletich habe „eine rote Linie“ überschritten, so Geisler, der den Burgenländer „schon an sich für dieses Amt nicht geeignet“ sieht.

Das Wochenmagazin „News“ und die Tageszeitung „Kurier“ hatten berichtet, dass Milletich seine ehrenamtliche Funktion im Fußballbund für sein privates Unternehmen genutzt haben soll. Demzufolge habe er ÖFB-Sponsoren für Inserate in seinen Magazinen lukrieren wollen. Der Verleger hat das bestritten und bei der Präsidiumssitzung am Freitag die Sachlage dargestellt.

Konsequenzen für den Verbandschef blieben deshalb aus. Milletich kündigte außerdem an, dass er eine Klage gegen den „Kurier“ prüft. Neben Geisler haben sich in Salzburgs Verbandsboss Herbert Hübel und dem Oberösterreicher Gerhard Götschhofer aber auch weitere Gegner von Milletich schon deklariert.

„Nicht Strafrecht, sondern Moral und Anstand“

Geisler war schon vor dem Amtsantritt des Burgenländers im September des Vorjahres nicht unbedingt dessen Unterstützer. Ausgangspunkt der aktuellen Kritik des Tirolers ist laut seinen Angaben ein Podcast, in dem Milletich darauf hinwies, dass die ÖFB-Präsidentschaft kein Nachteil bei Inserenten sei. Compliance-Regelungen für Funktionäre gibt es beim ÖFB keine. Für Geisler braucht es jedoch „nicht unbedingt Regeln, die vorschreiben, dass sich der wichtigste Sportfunktionär des Landes anständig verhalten muss“.

Josef Geisler
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Geisler spart nicht mit deutlichen Worten Richtung ÖFB-Präsident

„Im vorliegenden Fall hat der amtierende ÖFB-Präsident eine rote Linie überschritten, die nicht vom Strafrecht vorgegeben wird, sondern von Moral und Anstand“, wurde Geisler zitiert. Er führte eine Aussage des ehemaligen Rechnungshof-Präsidenten und Ex-Präsidenten von Transparency International, Franz Fiedler, gegenüber Ö1 (in der Sendung „Doublecheck: Der lückenhafte Lückenschluss“) an, wonach Korruption nicht erst mit dem Strafrecht beginne.

Geisler sieht Milletich jedoch auch über die aktuelle Causa hinweg als nicht tragbar. „Aus meiner Sicht ist er – abgesehen von der nunmehr aktuell diskutierten ‚Inseratenaffäre‘ – schon an sich für dieses Amt nicht geeignet, weil er weder ein geeigneter Repräsentant des ÖFB noch ein fähiger Vorsitzender im Präsidium des ÖFB ist“, so der Tiroler über seine persönliche Meinung die Auftritte von Milletich betreffend.

Keine homogene Einheit

Klar scheint, dass das ÖFB-Präsidium mit den neun Landeschefs sowie den vier Vertretern der Bundesliga wieder einmal gespalten sein dürfte. „Wir waren schon vor der Wahl des amtierenden ÖFB-Präsidenten keine homogene Einheit und sind es jetzt noch viel weniger“, erklärte Geisler vielsagend. Neben dem Tiroler verlangen auch Hübel und Götschhofer vehement Aufklärung.

Die von Milletich angekündigte Klage soll rechtliche Klarheit schaffen. „Man wird sehen, ob Milletich diesen reinigenden Schritt auch wirklich gehen wird“, sagte Götschhofer zuletzt den „Oberösterreichischen Nachrichten“. Hübel setzte Milletich dafür auf dem Internetportal 90minuten.at am Samstag eine Frist von 14 Tagen: „Andernfalls werden wir die nächsten Schritte setzen.“