jubelnde Salzburger
FC Red Bull Salzburg/Aitor Alcalde
Bundesliga

Herbstbilanz zeigt gewohnten Trend

Für die Admiral Bundesliga ist das Kalenderjahr 2022 seit Sonntag offiziell zu Ende. Mit der 16. Runde verabschiedete sich die Meisterschaft in die wegen der am Freitag beginnenden WM in Katar verlängerte Winterpause. Die Bilanz des Herbstes hat einen hohen Wiedererkennungswert, denn der Trend im Titelkampf geht auch heuer eindeutig in Richtung Red Bull Salzburg. Der Titelverteidiger geht dank Schützenhilfe der Konkurrenz mit einem ordentlichen Polster an Punkten ins neue Jahr.

Die Salzburger erfüllten in der letzten Runde vor der Pause auch ohne Glanz ihre Pflicht und setzten sich bei Austria Klagenfurt mit 1:0 durch. Weil sich die Verfolger LASK und Puntigamer Sturm Graz mit einem 1:1 die Punkte teilten, haben die „Bullen“ nun sechs Zähler Vorsprung auf den ersten Verfolger Sturm. Den Rest der Konkurrenz hat Salzburg mehr oder weniger abgeschüttelt. Dem LASK fehlen auf Platz drei bereits zwölf Punkte auf den Serienmeister, Rapid und WSG Tirol liegen mit 15 Zählern Rückstand auf Salzburg auf den Rängen vier und fünf.

„Unser Fazit ist durchwegs positiv – nicht nur, weil wir gleich viele Punkte wie im Vorjahr auf dem Konto haben“, betonte Trainer Matthias Jaissle. 39 sind es nach 16 Runden. Zum zehnten Mal seit Einführung der Drei-Punkte-Regel gehen die Salzburger als Winterkönig in die Saisonpause. In den neun bisherigen Spielzeiten jubelten sie am Ende jeweils auch über den Meistertitel. Die Punkteteilung steht zwar noch bevor, Salzburg zeigte sich aber trotz dünner werdender Personaldecke zuletzt schwer angreifbar. „In der Liga sind wir wirklich gut durchmarschiert auf einem sehr konstanten Niveau“, lobte Jaissle.

Trainer Matthias Jaissle (RBS)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Jaissle dirigierte seine Salzburger souverän durch die Herbstsaison

Die Basis für ihren Vorsprung haben die „Bullen“ in dieser Saison bisher vor allem auswärts gelegt. Das 1:0 in Klagenfurt war der siebente Ligasieg in der Fremde nacheinander. Eine derartige Serie hat mit Salzburg bisher nur Ricardo Moniz (April bis September 2011) hingelegt. Erstmals seit 2016 (1:0 bei Sturm) gelang diesmal auch im letzten Auswärtsspiel des Jahres ein voller Erfolg. „Spielerisch war es jetzt nicht das allerhöchste Niveau, aber wir sind über die Punkte sehr glücklich“, sagte Jaissle in Klagenfurt.

„Fast nichts mehr im Tank“

Der anstrengende Herbst mit Liga und Champions League ging an den Spielern jedenfalls nicht spurlos vorüber. „Man hat gemerkt, dass fast nichts mehr im Tank ist. Daraus haben wir das Maximum gemacht“, ergänzte Kapitän Maximilian Wöber. Man sei jedenfalls auf Schiene. „Wir sind Tabellenführer, haben in der Champions League einen guten Eindruck hinterlassen und sind im Cup auch noch dabei.“ Das Ziel, neuerlich das Double zu holen, hätte man gut verfolgt. „Nach der Winterpause werden wir noch stärker zurückkommen – und vor allem ausgeruht. Dann wird man wieder das richtige Salzburg erleben“, hatte Wöber keine guten Nachrichten für die Konkurrenz.

Zum Frühjahrsauftakt treffen die „Bullen“ im Cup-Viertelfinale am 3. Februar daheim auf Sturm. Nach dem Ligastart gegen Austria Lustenau folgen die Europa-League-Duelle mit AS Roma. „Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt und noch einmal alles reingehauen“, sagte Torhüter Philipp Köhn nach dem „hart erkämpften Sieg“ beim Tabellensechsten aus Klagenfurt. „Jetzt können wir guten Gewissens und mit breiter Brust in den Urlaub, zur WM, zur Nationalmannschaft – was auch immer – gehen.“ Köhn ist neben Strahinja Pavlovic (SRB), Luka Sucic (CRO) und Landsmann Noah Okafor (SUI) einer der vier Salzburger Kicker, die die Bundesliga bei der WM vertreten.

Sturms Herbst kann sich sehen lassen

Die Salzburger profitierten in den letzten Runden vor der Winterpause wie so oft in der Vergangenheit auch von den Umfallern der Konkurrenz. So hielt Sturm, das den Salzburgern bisher auch die einzige Niederlage in der Liga zufügen konnte, mit dem Tabellenführer lange Schritt, doch mit zwei 1:1 gegen Altach und am Sonntag gegen den LASK verloren auch die Steirer mehr oder weniger den Anschluss. Dennoch zog Kapitän Stefan Hierländer zufrieden Bilanz. „Wir können mit einem positiven Resümee in die Winterpause gehen“, sagte der Mittelfeldspieler.

Ein Blick auf den „stürmischen“ Herbst gibt Hierländer recht. In der Meisterschaft sind die Grazer elf Partien unbesiegt, eine Serie, die zuletzt im Herbst 2001 unter Coach Ivica Osim gelungen war. Überhaupt eine Premiere ist, dass die ersten acht Auswärtsspiele ohne Niederlage beendet wurden. Zudem zeigte man auch in der Europa League mit den Siegen über Midtjylland und Feyenoord Rotterdam sowie zwei Remis gegen Lazio Rom auf. Einzig die 0:2-Pleite im entscheidenden Spiel in Dänemark und das Aus im Europacup hinterließen einen bitteren Beigeschmack bei den Grazern.

Jon Stankovic (Sturm Graz) im Zweikampf mit Nemanja Celic (LASK)
GEPA/Manfred Binder
Sturm (l.) und der LASK folgen Salzburg mit Respektabstand auf den Plätzen zwei und drei

LASK und Rapid erfangen sich

Auch beim drittplatzierten LASK, der sich nach einem Rückfall nach starkem Saisonbeginn wieder erfangen konnte, hakte man den ersten Saisonteil als Erfolg ab. „Ein perfekter Abschluss wäre es mit einem Dreier gewesen, den haben wir leider verpasst“, sagte Trainer Dietmar Kühbauer. Trotzdem habe sein Team einen „guten Herbst“ hinter sich. „Salzburg ist in einer anderen Liga, und Sturm ist von der Kaderbesetzung auch über uns zu stellen und steht zu Recht auf Platz zwei“, so der Burgenländer.

Man habe allerdings unter Beweis gestellt, dass man bei guter Performance gut am Konkurrenten dran sei. Das macht auch den Linzer Kickern Mut. „Wir haben zwar im Herbst einige Punkte hergeschenkt, können aber schon zufrieden sein und mit einem positiven Gefühl in die Vorbereitung hineinstarten“, sagte daher auch Rene Renner, der im Duell mit Sturm die Linzer in Führung gebracht hatte. Detail am Rande: So wie Sturm das einzige Team ist, das Salzburg besiegen konnte, darf sich der LASK die bisher einzige Niederlage der Steirer in der laufenden Saison auf die Fahnen heften.

Rapid konnte nach einer turbulenten Jahreshälfte inklusive peinlichem Europacup-Aus und Trainerwechsel mit einer Serie von vier ungeschlagenen Spielen mit drei Siegen und einem Remis unter Interimscoach Zoran Barisic in den vergangenen Wochen etwas Ruhe nach Hütteldorf bringen. Dank eines späten 2:1-Sieges bei Schlusslicht TSV Egger Glas Hartberg gingen die Wiener mit einem Hochgefühl in die Winterpause. Die „Entwicklung gebe Grund zur Freude“, so Barisic. Ob der aktuelle Sportchef und Interimstrainer in Personalunion auch im kommenden Jahr auf der Trainerbank sitzt, wird sich nach der Club-Hauptversammlung am 26. November weisen.

Zwischen Freude und Frust

Eitel Wonne herrscht derweil in Wattens. Nach dem 2:0-Heimsieg gegen die SV Guntamatic Ried hat die WSG nun 13 Punkte aus den letzten fünf Runden gesammelt. Kein anderer Bundesligist hat mehr. Kein Wunder also, dass Trainer Thomas Silberberger die Herbstsaison gerne noch verlängert hätte. „Zwei Spiele würden wir noch vertragen. Jetzt, wo wir aktuell so in Form sind, hätten wir schon noch gern gegen den WAC auswärts und Red Bull zu Hause gespielt, weil wir jetzt auf einer Welle reiten. So musst du dir das alles erst wieder hart erarbeiten.“ Mit 24 Zählern stehen die Tiroler derzeit in der Meistergruppe.

In der Meistergruppe ist zur Winterpause auch noch Austria Klagenfurt zu finden. Doch anders als bei der WSG zeigte der Trend bei den Kärntnern zuletzt nach unten. Das Team von Peter Pacult hat von seinen jüngsten fünf Ligaspielen nur eines gewonnen und bei einem Remis drei Niederlagen kassiert. Weil die Wiener Austria daheim Wolfsberg mit 0:1 unterlag, überwintert man dennoch in den Top Sechs. Hinter den Wiener Violetten reihen sich Aufsteiger Austria Lustenau und der RZ Pellets WAC aktuell in Schlagdistanz zu den sechstplatzierten Klagenfurtern ein.

Viel Arbeit in der Pause wartet auf die Verantwortlichen in Hartberg. Durch die späte Niederlage gegen Rapid verpassten es die Oststeirer, wenigstens einen Punkt auf Ried und SCR Cashpoint Altach gutzumachen. So fehlen Hartberg nach 16 Runden weiter vier Punkte auf Altach und zwei auf die Rieder. Die Rechnung dafür bekam Trainer Klaus Schmidt serviert, der sich seit Montag einen neuen Job suchen muss. Die Zeit, einen neuen Trainer zu suchen, ist jedenfalls lange. Erst am 10. Februar 2023 geht die Meisterschaft mit der 17. Runde weiter.