Leclerc hielt den vor dem Finale punktegleichen Perez trotz immer schlechter werdenden Reifen auf Distanz und bescherte der „Scuderia“ damit zumindest den Titel Vizeweltmeister. Am Ende hatte der Monegasse gegenüber dem Mexikaner um rund 1,3 Sekunden die Nase vorne. Bei 59 statt 58 Runden auf dem Yas Marina Circuit wäre es für Leclerc wohl eng geworden.
„Ich musste von der ersten bis zur letzten Runde 100 Prozent geben. Es war für uns ein perfektes Rennen, mehr war nicht drinnen. Wir wussten, wir können sie nur schlagen, wenn wir eine andere Strategie verwenden“, zeigte sich Leclerc über einen gelungenen Abschluss einer erneut durchwachsenen Saison erleichtert: „Ich hoffe, nächstes Jahr können wir noch einen Schritt weiter gehen. Jetzt werden wir in der Winterpause pushen, um noch weiter voranzukommen.“
Leclerc ist Vizeweltmeister
Mit dem 15. Saisonsieg von Weltmeister Max Verstappen (NED) ist die F1-Saison 2022 in Abu Dhabi zu Ende gegangen. Eine spannende Entscheidung hat es noch gegeben: Charles Leclerc sichert sich im Ferrari den Vizeweltmeistertitel.
Perez nahm die knappe Niederlage sportlich. „Es war sehr knapp, unter dem Strich muss ich zufrieden sein. Das Team und ich haben alles gegeben. Wir kommen sicher noch stärker zurück“, sagte der Mexikaner, der sich heuer in Monaco und Singapur in die Siegerliste eingetragen hatte. „Es waren tolle Momente und tolle Fights in dieser Saison, ab und zu hatte ich heuer Probleme mit dem Reifenmanagement. Aber ich freue mich auf das nächste Jahr.“
Verstappen hatte „Riesenspaß“
Den Sieger Verstappen konnte aber weder sein Teamkollege noch der Ferrari-Pilot gefährden. Der alte und neue Weltmeister feierte mit 8,7 Sekunden Vorsprung seinen insgesamt 35. Sieg. „Es war ein gutes Rennen, es war wichtig, die Reifen zu schonen“, analysierte der Saisondominator sein Finale. Gleichzeitig blickte der Niederländer erfreut auf seine Rekordsaison zurück und auch schon nach vorne: „Unglaublich, hier wieder zu siegen und 15 Siege in einer Saison zu haben. Es hat Riesenspaß gemacht und es wird schwierig, das zu wiederholen. Aber es ist eine große Motivation für nächstes Jahr, sowas wie heuer auch nächste Saison wieder zu erreichen.“
Apropos Sieger: Erstmals in seiner Formel-1-Karriere durfte sich Lewis Hamilton heuer nicht zu einem Erfolg gratulieren lassen. Der siebenfache Weltmeister musste an jenem Ort, wo er vor einem Jahr seinen achten WM-Titel in kontroversieller Art und Weise verloren hatte, drei Runden vor Schluss seinen Mercedes nach Problemen mit dem Getriebe in der Box parken. Damit blieb der Engländer, der 2007 debütiert hatte, erstmals in einem Jahr ohne Sieg. In seiner Premierensaison hatte Hamilton in Kanada den ersten von 103 Erfolgen gefeiert.
Für Vettel schließt sich Kreis
Für Vettel blieb ein sportliches Märchen in seinem 298. und letzten Start in einem Formel-1-Rennen in Form eines Sieges zwar aus, trotzdem schloss sich für den Deutschen in Abu Dhabi der Kreis. Denn 15 Jahre nachdem er 2007 bei seinem Debüt für Sauber beim Grand Prix der USA in Indianapolis als Achter mit einem Punkt belohnt worden war, buchte der 35-Jährige auch zum Abschluss einen Zähler auf sein Konto. Vettel fiel nach seinem zweiten Boxenstopp zwar aus den Top Ten, kämpfte sich aber auf den zehnten Platz zurück und holte zum Abschluss seinen insgesamt 3.098. Punkt in der Formel 1. Als Hommage für seine Karriere wurde „Seb“ von den Fans auch zum Fahrer des Tages gekürt.
Vettel wird zum Karriereabschluss Zehnter
Sebastian Vettel fährt in Abu Dhabi sein 299. und somit letztes Rennen und schafft zu seinem Karriereende mit dem zehnten Platz noch einmal einen WM-Punkt. Für den Deutschen war es ein emotionales letztes Rennwochenende.
Im letzten Rennen seiner Karriere hatte der Routinier aber vor den Augen seines Vaters Norbert seinem Frust über das im Vergleich zur Konkurrenz dürftige Aston-Martin-Paket noch einmal so richtig freien Lauf gelassen. „Das ist das Schlimmste, wir werden von allen gefressen. Wer kommt als Nächster, eine lahme Ente?“, schimpfte der vierfache Weltmeister in den Boxenfunk, nachdem er im ersten Drittel des Rennens hintereinander gegen den Ferrari von Leclerc sowie die Mercedes-Boliden von Hamilton und George Russell im Positionskampf kein Leiberl gehabt hatte.
Nach dem Rennen klang der Deutsche, der in seiner Karriere 53 Siege eingefahren hatte, deutlich versöhnlicher. „Das Rennen hat Spaß gemacht. Es war vorher etwas anders als sonst, aber im Rennen war ich wieder im Rennmodus. Es war ein großartiger Tag und vielen Dank, für die Unterstützung hier“, sagte der 35-Jährige, „ich fühle mich jetzt ein wenig leer. Ich werde das alles noch mehr vermissen, als es mir im Moment klar ist. Meine gesamte Karriere war ein Riesenvergnügen. Es gibt wichtigere Dinge, als im Kreis zu fahren, aber das ist das, was wir alle lieben.“
Schumacher verabschiedet sich mit Kollision
Auch für Mick Schumacher gab es in seinem vorerst letzten Formel-1-Rennen – der Sohn von Rekordweltmeister Michael erhielt bei Haas keinen Vertrag mehr – kein Erfolgserlebnis, im Gegenteil: Der Deutsche war in eine Kollision mit Nicolas Latifis Williams verwickelt, kassierte dafür eine Fünfsekundenstrafe und beendete das Rennen an vorletzter Stelle. Apropos kein Erfolgserlebnis: Vettels Nachfolger bei Aston Martin, Fernando Alonso, musste in seinem letzten Rennen für Alpine seinen Boliden nach 28 Runden ebenfalls mit einem Defekt in der Garage parken.