Fußball

ÖFB-Elf brilliert gegen Europameister Italien

Das österreichische Fußballnationalteam hat zum Abschluss des Länderspieljahres ein Rufzeichen gesetzt. Die Mannschaft von Teamchef Ralf Rangnick gewann ein Testspiel gegen Europameister Italien 2:0 (2:0) und feierte den ersten Sieg gegen den Nachbarn seit 1960. Vor allem in der ersten Hälfte wussten die Österreicher vor nur 18.000 Zuschauern im Wiener Ernst-Happel-Stadion zu gefallen, David Alaba brillierte mit einem Freistoßhammer.

Doch nicht nur der ÖFB-Kapitän, der vor dem Spiel die Auszeichnung als Österreichs Sportler des Jahres erhielt, überzeugte gegen die „Squadra Azzurra“. Mit Aggressivität im Spiel nach vorne und in den Zweikämpfen zwang man die Nummer sechs der Welt vor der Pause in die Knie und konnte die 2:0-Führung letztlich nach Hause spielen.

Xaver Schlager brachte Österreich nach eigener Balleroberung früh in Führung (6.). Junior Adamu scheiterte bei seinem Startelfdebüt an der Außenstange, ehe Alaba aus 25 Metern den Freistoßhammer auspackte und Stargoalie Gianluigi Donnarumma verdutzt zurückließ (35.).

1:0 durch Xaver Schlager (6. Minute)

Der Leipzig-Legionär trifft nach eigener Balleroberung.

Kurz nach der Pause vergab Stefan Posch die Riesenchance auf das 3:0, doch das sollte am Ausgang nichts ändern: Italien vergab seine wenigen Chancen. So wurde es ein positiver ÖFB-Jahresabschluss, zudem glückte die Revanche für das verloren EM-Achtelfinale 2021.

Nach der Winterpause wird es für das ÖFB-Team dann wieder mit Pflichtspielen ernst, wenn man jeweils daheim gegen Aserbaidschan (24. März) und Estland (27. März) in die Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 in Rangnicks Heimat Deutschland startet.

Wiedersehen zum Jahresabschluss

Im zehnten und letzten Länderspiel der Österreicher in diesem Jahr kam es zu einem besonderen Wiedersehen, schließlich standen die beiden Teams einander eben im EM-Achtelfinale gegenüber. Italien gewann im Wembley-Stadion zwar mit 2:1 nach Verlängerung, aber Österreich verkaufte sich teuer und träumte nach einem letztlich nicht gegebenen Treffer von Marko Arnautovic kurz von einer Überraschung.

Fans im Happelstadion
ORF.at/Bernhard Kastler
Österreich und Europameister Italien lockten am Sonntag nur 18.000 Zuschauer ins Happel-Stadion

512 Tage später duellierten sich die Teams am Eröffnungstag der Weltmeisterschaft in Katar in aller Freundschaft, hatten sie doch beide die Qualifikation für das Turnier verpasst. Was bei Österreich schon Tradition hat, ist für den vierfachen Champion eine Wiederholung von 2018. Dass trotzdem nur 18.000 Menschen den Weg ins Happel-Oval fanden, war nicht nur für den ÖFB-Kassier zum Abschluss eine Enttäuschung. „Ein Länderspiel zwischen Österreich und Italien – egal wann es stattfindet – sollte immer ausverkauft sein“, meinte Rangnick.

Startelfdebüt für Stürmer Adamu

Von den Startformationen beider Teams im EM-Achtelfinale blieb exakt die Hälfte, fünf Österreicher und sechs Italiener waren damals in London schon von Beginn an dabei. Rangnick gab Stürmer Adamu erstmals in der Startelf die Chance, gegenüber dem 1:0 am Mittwoch gegen Andorra gab es sieben Änderungen, in der Abwehr probierte es der Teamchef dieses Mal mit vier gelernten Innenverteidigern.

Federico Gatti (ITA) gegen Junior Adamu (AUT)
GEPA/Michael Meindl
Adamu überzeugte in seinem dritten Länderspiel, dem ersten von Beginn an

Aufseiten der Italiener überstand Nationaltrainer Roberto Mancini mit dem Bonus des EM-Titels das Aus in der WM-Qualifikation und durfte den Umbruch einleiten. Davon nicht betroffen waren Stars wie Goalie Gianluigi Donnarumma oder Marco Verratti von Paris Saint-Germain.

Idealer Start für Österreich

Nach einer Trauerminute für den 20-fachen Teamspieler Gerhard Rodax, der am Mittwoch im Alter von 57 Jahren verstorben war, legte Österreich stürmisch los. Schon nach wenigen Sekunden und einer einstudierten Anstoßvariante gab es Elferalarm im italienischen Strafraum. Der Schubser von Federico Gatti an Adamu war für Referee Sebastian Dingert aus Deutschland aber zu wenig für einen Strafstoß. Auf der anderen Seite klärte Alaba im Strafraum bei einer Hereingabe von Federico Dimarco – und da war noch keine Minute gespielt.

Österreich blieb im Spiel nach vorne aggressiv, und der Mut wurde früh belohnt: Schlager eroberte gegen Verratti den Ball, Dingert drückte im Zweikampf ein Auge zu, und so konnte Arnautovic Richtung Gästetor laufen. Nach mehreren Übersteigern spielte der Italien-Legionär zum mitgelaufenen Schlager, der sich die Chance auf seinen dritten Länderspieltreffer nicht nehmen ließ und links verwertete (6.).

Jubel von Xaver Schlager
APA/Georg Hochmuth
Schlager jubelte bereits nach sechs Minuten über die österreichische Führung

Österreich spielte eine überzeugende erste Hälfte, gewann immer wieder im Mittelfeld die Bälle und kam so zu Chancen. So verfehlte Nicolas Seiwald knapp (9.), Adamu lenkte den Ball nach Baumgartner-Hereingabe auf das Tor (10.). Italien bekam die Aggressivität auch am eigenen Leib zu spüren, vor allem Fädenzieher Verratti wurde in seinen Kreisen gestört. Nach vorne ging für Italien nur wenig, anders für das ÖFB-Team: Der spielfreudige Arnautovic legte nach weiteren Übersteigern Adamu die nächste Chance im Strafraum auf (15.).

Hammerfreistoß von Alaba

Danach beruhigte sich das Spiel auch aus österreichischer Sicht, doch den Gegner hatte man weiterhin im Griff und ließ höchstens Halbchancen zu. Nach einer halben Stunde hätte Adamu erhöhen können, doch nach einem Acerbi-Patzer landete der Ball an der Außenstange (30.). Fünf Minuten später holte der Salzburg-Stürmer einen Freistoß rund 25 Meter vor dem Tor heraus, danach packte Alaba seine Weltklasse aus: Der Real-Madrid-Legionär hämmerte den Ball via Unterkante der Latte ins Tor – Donnarumma wusste nicht, wie ihm geschah, als der Ball mit voller Wucht hinter ihm einschlug (35.).

David Alaba bezwingt Gianluigi Donnarumma (ITA) mit einem Freistoß
APA/Eva Manhart
Donnarumma fliegt ins Leere: Der Goalie konnte Alabas Freistoß nichts entgegensetzen

Drei Minuten später zeigte auch der PSG-Goalie seine große Klasse und lenkte einen satten Sabitzer-Schuss sehenswert am Tor vorbei. „Steht auf für Österreich“, hallte es durch das Happel-Stadion, das ÖFB-Team wurde mit Applaus in die Pause verabschiedet, zumal Heinz Lindner die erste Italien-Chance von Matteo Politano zunichtemachte (42.).

Österreich verpasst Vorentscheidung

Die Rangnick-Elf setzte nach Wiederanpfiff nach. Während Österreich mit derselben Startelf weiterspielte, wechselte Mancini vier neue Spieler ein. Zunächst vergaben die unveränderten Hausherren die Vorentscheidung: Arnautovic prüfte Donnarumma mit einem wuchtigen Abschluss (47.), die noch bessere Chance hatte Posch: Nach einem feinen Angriff und schönem Sabitzer-Zuspiel köpfelte der Bologna-Legionär alleine vor dem Tor den italienischen Goalie an (49.).

Kopfball von Posch (48. Minute)

Der Verteidiger vergibt die Vorentscheidung.

Mit Fortlauf der zweiten Hälfte wurde Italien gefährlicher, doch Österreichs Defensive wehrte sich gegen einen Anschlusstreffer. So verfehlte der eingewechelte Nicolo Zaniolo zweimal das Tor (48., 51.). Am gefährlichsten wurde es vorerst durch Giacomo Raspadori, der den an diesem Abend sehr starken Lindner zu einer Glanztat zwang (70.).

Österreich bringt Sieg nach Hause

Das ÖFB-Team legte weiterhin alles in die Zweikämpfe, Alaba holte sich mit einer Grätsche Sonderapplaus vom Publikum. Nach vorne ging dann nicht mehr allzu viel, das musste es auch nicht. Denn hinten stand die Null, weil „Joker“ Federico Chiesa verzog (80.), und Lindner bis zum Schlusspfiff stets auf dem Posten war. Vier Tage nach dem zähen 1:0 gegen Andorra zeigte Österreich also wieder sein schönes Gesicht, das hoffnungsvoll auf die EM-Qualifikation blicken lässt.

Stimmen zum Spiel:

Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): „Das kann man schon sagen, dass es das beste Spiel in meiner Amtszeit war. Wir hatten gegen Frankreich, Dänemark oder Kroatien gute Phasen, haben aber noch nie konstant über 60, 70 Minuten so gut gespielt. Das Spiel hätte auch 7:3 ausgehen können, wir hatten die deutlich höhere Zahl an klareren Chancen. Die musst du gegen so einen Gegner erst einmal herausspielen. Das Spiel hat gezeigt, dass mir mit der Truppe, wenn sie die Leistung regelmäßig auf den Platz bringt, absolut nicht bange ist. Ich bin auch überzeugt, dass wir uns dann auch für die EM qualifizieren.“

Roberto Mancini (Italien-Teamchef): „Wir wussten, dass wir Risiken eingehen. Wir mussten es trotzdem machen, testen kann man nur bei Freundschaftsspielen. Die Stürmer haben nicht genug Druck ausgeübt, wir haben einige Bälle verloren, die wir sonst nicht verlieren. Wir haben Fehler gemacht, aber daraus kann man Erkenntnisse ziehen. Ich bin nicht enttäuscht. Es ist nur schade, dass wir verloren haben. Die Körperlichkeit ist die große Qualität des österreichischen Teams, davon war ich nicht überrascht.“

Fußballtestspiel

Sonntag:

Österreich – Italien 2:0 (2:0)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 18.000 Zuschauer, SR Dingert (GER)

Torfolge:
1:0 Schlager (6.).
2:0 Alaba (35./Freistoß)

Österreich: Lindner – Posch, Lienhart, Alaba, Wöber (71./Mwene) – Baumgartner (81./Grillitsch), X. Schlager, Seiwald, Sabitzer – Arnautovic (71./Gregoritsch), Adamu (81./Schmid)

Italien: Donnarumma – Gatti (46./Pessina), Bonucci, Acerbi – Di Lorenzo (46./Scalvini), Barella (90./Miretti), Verratti, Dimarco – Politano (46./Chiesa), Raspadori (71./Gnonto), Grifo (46./Zaniolo)

Gelbe Karten: Seiwald, Posch bzw. Chiesa