FIFA WM 2022

Bale rettet Wales Remis gegen USA

Wales hat in seinem ersten WM-Spiel seit 64 Jahren ein Remis geholt. Verantwortlich dafür war am Montag in al-Rajjan Kapitän Gareth Bale. Der Superstar traf gegen die USA per Elfmeter in der 82. Minute zum Endstand von 1:1. Zur Pause hatten die vor allem in der ersten Hälfte klar überlegenen US-Amerikaner im Auftaktspiel noch mit 1:0 geführt. Torschütze war Timothy Weah (36.). Erster Tabellenführer in Gruppe B ist nach der ersten Punkteteilung bei dieser WM damit England, das den Iran 6:2 abgefertigt hatte.

Bale war vor 43.418 Zuschauerinnen und Zuschauern bis zum Ausgleich kaum in Erscheinung getreten, wurde aber einmal mehr zum Retter der Nation. Der 33-Jährige, der den Elfmeter auch selbst herausgeholt hatte, erzielte sein insgesamt 41. Tor für Wales. Bereits im WM-Play-off gegen Österreich hatte der ehemalige Real-Madrid-Legionär und aktuelle Spieler von US-Meister Los Angeles FC zweimal getroffen und so seinem Team den Weg in Richtung Katar geebnet.

Im zweiten Spiel der Gruppe trifft Wales am Freitag auf den Iran (11.00 Uhr). Neun Stunden später treffen die Engländer auf die USA (20.00 Uhr, beides live in ORF1). Das mit einem jungen Aufgebot angereiste US-Team setzte auf einige Spieler aus den englischen Ligen, allen voran Chelsea-Star Christian Pulisic. Die Waliser vertrauten auf ihren Stamm, zehn der elf Akteure in der Startelf waren auch im März beim Sieg gegen Österreich (2:1) von Beginn an dabei. Einzig der angeschlagene Joe Allen fehlte.

Weah legt für USA vor

Die USA gehen in Führung. Timothy Weah schiebt den Ball an Wales-Tormann Wayne Hennessy vorbei und trifft zum 1:0 (36.).

Emotionen bereits vor Spiel

Erstmals seit 1958 erklang die walisische Hymne wieder bei einer Weltmeisterschaft. Entsprechend euphorisch und voller Vorfreude sangen Fans, Betreuer und Spieler ihr „Hen Wlad Fy Nhadau“ (Land meiner Väter). Davor hatten die US-Amerikaner mit viel Pathos ihr „The Star-Spangled Banner“ zum Besten gegeben, womit die Stimmung im Education City Stadium zum Anpfiff schon einmal passte. Als zusätzliche Motivation wurde das US-Team mit den Glückwünschen von Präsident Joe Biden in die Partie geschickt.

Mr. President is calling

US-Präsident Joe Biden hat persönlich beim US-Nationalteam angerufen. Er wünschte der Mannschaft von Gregg Berhalter viel Glück für ihr erstes WM-Spiel gegen Wales und motivierte sie gleichzeitig.

Die US-Amerikaner nahmen die Aufforderung ihres Präsidenten, das Beste für ihr Land zu geben, wörtlich, standen sie doch sehr hoch und bestimmten gleich einmal die Anfangsphase. Wales hatte Glück, nicht früh in Rückstand zu geraten. Weah, der Sohn des Ex-Weltfußballers von 1995 und aktuellen Präsidenten Liberias, George Weah, brachte nach perfekter Ballannahme den Ball scharf zur Mitte. Joe Rodon köpfelte aus kurzer Distanz seinen eigenen Tormann Wayne Hennessey an. Kurz darauf traf Josh Sargent per Kopf nur die Außenstange (10.).

Doppelchance für die USA

Der Waliser Joe Rodon befördert den Ball beinahe ins eigene Tor. Kurz darauf kommt Josh Sargent zu einer guten Kopfballmöglichkeit und trifft die Außenstange.

USA belohnen sich mit Führung

Wales konnte einmal tief durchatmen, durchschnaufen ließen die US-Amerikaner ihren Gegner aber nicht. Die Waliser verdichteten entsprechend die Räume und ließen bis zur 30. Minute keine weiteren Chancen zu. Selbst wurden Bale und Kollegen gar nicht gefährlich. Der Superstar kam überhaupt nicht zur Geltung, zu uninspiriert und unpräzise war der offensive Auftritt der Briten.

Die US-Amerikaner, die mit dem zweitjüngsten Kader aller 32 WM-Teams antreten, blieben am Drücker und wurden in der 36. Minute für ihren erfrischenden Auftritt belohnt. Christian Pulisic spielte einen perfekten Lochpass auf Weah. Der 22-Jährige lief Richtung Tor und machte seinem Vater alle Ehre, indem er in Manier eines Goalgetters zur verdienten Führung traf. Mit dem 1:0 ging es in die Kabinen, wo Wales-Coach Rob Page mit seinem Team etwas zu besprechen hatte.

Timothy Weah nach Tor
Reuters/USA Today Sports/Yukihito Taguchi
Lille-Legionär Timothy Weah jubelte in seinem 26. Länderspiel für die USA über seinen vierten Treffer

„Rote Drachen“ werden bissiger

In der zweiten Hälfte spielte Wales auf jenes Tor, hinter dem ihre Fans standen. Die „Roten Drachen“ spielten bissiger und waren nicht mehr ganz so flügellahm, fanden aber zunächst weiter kein Rezept, um das US-Team ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Die Amerikaner agierten im 4-3-3-System diszipliniert und ließen keine Chance auf den Ausgleich zu. Die beste Gelegenheit bot sich den Walisern bei einem Kopfball von Ben Davies, den US-Goalie Matt Turner über die Latte drehte (64.). Nach dem Corner köpfelte Kieffer Moore knapp darüber.

Nach den ersten Torversuchen der Waliser nahm US-Coach Gregg Berhalter mehrere Wechsel in seinem Team vor und brachte unter anderen den Ex-Salzburger Brenden Aaronson (66.), der mittlerweile bei Leeds United spielt. Die insgesamt vier frischen Kräfte taten den US-Boys gut, konnten sie die Partie doch wieder ausgeglichener gestalten. Insgesamt taten sie aber zu wenig und beschränkten sich zu sehr auf die Defensive.

Superstar Bale macht’s persönlich

Die Angriffe der Waliser wurden ungestümer. Und so war auch die Attacke von Walker Zimmerman in der 80. Minute im Strafraum an Bale. Schiedsrichter Abdulrahman al-Jassim zeigte sofort auf den Elferpunkt, vom VAR kam auch keine Meldung. Der Penalty wurde zur Angelegenheit für den Kapitän persönlich. Bale legte sich den Ball zurecht und hämmerte ihn mit dem Selbstvertrauen eines Superstars ins rechte Eck (82.). US-Goalie Turner hechtete zwar in die richtige Ecke, war aber gegen den Schuss völlig chancenlos.

In der Tradition der ersten Spiele gab es auch in dieser Partie gleich neun Minuten Nachspielzeit. Die US-Amerikaner wirkten noch immer ein wenig schockiert vom Ausgleich, den Walisern schossen indes nach dem Kraftakt in der zweiten Hälfte die Krämpfe in die Beine. Den „Lucky Punch“ konnte kein Team mehr verzeichnen, womit das Duell der Anwärter auf Gruppenplatz zwei mit einem Remis endete.

Stimmen zum Spiel:

Gregg Berhalter (USA-Trainer): „Ich denke, wir haben ein wenig an Kraft verloren. Aber zugleich hat Wales den Druck erhöht. Und wir hatten einige gute Möglichkeiten auf Konter. Aber ich glaube, die Burschen haben das gut gemacht. Es war ein harter Fight, wir haben alles gegeben. Wales hat in der zweiten Halbzeit sehr direkt gespielt. Sie sind eine körperlich große Mannschaft, das hat es schwierig gemacht.“

Rob Page (Wales-Trainer): „Mit einem Tor in Rückstand gegen ein gutes Team wie die USA haben wir Charakter bewiesen. Ein Lob an die Burschen, so zurückzukommen und den einen Punkt zu holen. Als es Elfmeter gab, war es tausendprozentig klar, wer ihn nehmen soll. Hat er uns einmal enttäuscht? Es geht immer um Bale, und das ist auch richtig so. Das war es wert, 64 Jahre warten zu müssen. Die Rote Wand (die Fans, Anm.) jubeln zu sehen war unglaublich.“

Gareth Bale (Wales-Torschütze): „Es war eine große Teamleistung, vor allem in der zweiten Halbzeit, als wir Mut und Entschlossenheit gezeigt haben, ins Spiel zurückzukommen. Darauf können wir stolz sein. Wir haben ein paar taktische Wechsel vollzogen. Wir mussten es einfach mit einer anderen Art, zu spielen, versuchen. Das war eine fantastische Entscheidung des Trainers. Lob an die Burschen, noch einmal alles zu geben und unseren Charakter zu zeigen. Am Ende ist es ein guter Punkt, auf den wir aufbauen können.“

FIFA WM 2022, Gruppe B, erster Spieltag

Montag:

USA – Wales 1:1 (1:0)

al-Rajjan, Education City Stadium, 43.418 Zuschauer, SR al-Jassim (QAT)

Torfolge:
1:0 Weah (36.)
1:1 Bale (82./Elfmeter)

USA: Turner – Dest (74./Yedlin), Zimmerman, Ream, Robinson – McKennie (66./Aaronson), Adams, Musah (74./Acosta) – Weah (88./Morris), Sargent (74./Wright), Pulisic

Wales: Hennessey – Mepham, Rodon, B. Davies – Roberts, Ramsey, Ampadu (95./Morrell), Wilson (93./Thomas), N. Williams (79./Johnson) – Bale, James (46./Moore)

Gelbe Karten: Dest, McKennie, Ream, Acosta bzw. Bale, Mepham

Die Besten: Pulisic, Adams bzw. Ampadu, Bale