Luka Modric
Reuters/Antonio Bronic
FIFA WM 2022

Modric mit Kroatien unter dem Radar

Kroatien startet am Mittwoch (11.00 Uhr, live in ORF1) gegen Marokko wieder weitgehend unter dem Radar in die Fußball-WM. Die Mannschaft von Zlatko Dalic, die vor vier Jahren erst im Finale an Frankreich scheiterte, wird nirgends hochgelobt, sondern eher als Außenseiter geführt und könnte gerade wegen des fehlenden Tamtams erneut überraschen. Die Vizeweltmeister von 2018 sind angegraut, doch ihr Anführer Luka Modric scheint zeitlos gut zu sein.

Eigentlich misst Modric, dieser Mann mit den schmächtigen Schultern, gerade einmal 172 Zentimeter, doch fußballerisch gehört der kroatische Kapitän zu den Allergrößten seines Metiers – auch mit 37 Jahren. Der beste Spieler der WM 2018 ist immer noch Weltklasse und präsentiert sich als zeitloser Künstler.

Ein letztes Finale furioso also? Womöglich. Aber eigentlich denkt Modric gar nicht so sehr ans Aufhören. Für Kroatien zu spielen, sei „heilig“, eine „unbeschreibliche Art von Liebe“. Er wolle so lange weiterspielen, wie er gebraucht werde, hat er einmal gesagt. Gebraucht wird er immer noch. 155 Länderspiele hat Modric bereits bestritten und ist damit längst Rekordspieler seines Landes.

Enttäuschung bei Luka Modric und Mario Mandzukic nach der Niederlage im WM-Finale 2018
Reuters/Dylan Martinez
Die Erinnerungen an das verlorene WM-Finale 2018 sind für Modric (rechts) immer noch schmerzhaft

Ein Spiel ist Modric dabei in Erinnerung geblieben, und es tut immer noch weh: Das mit 2:4 verlorene WM-Finale gegen Frankreich 2018. „Die Traurigkeit bleibt bis zum heutigen Tag. Ich denke immer noch an das Finale zurück, es lässt mich nicht los“, sagte der damals zum besten Spieler des Turniers gekürte Kapitän.

FIFA WM 2022, Gruppe F

Mittwoch, 11.00 Uhr, live in ORF1

Marokko – Kroatien

Al-Chaur, Al Bayt Stadium, SR Rapallini (ARG)

Mögliche Aufstellungen:

Marokko: Bounou – Hakimi, Saiss, Aguerd, Mazraoui – Amrabat – Ounahi, Amallah – Ziyech, Boufal – En-Nesyri

Kroatien: Livakovic – Juranovic, Sutalo, Lovren, Sosa – Modric, Brozovic, Kovacic – Pasalic, Kramaric, Perisic

Trainer schwärmen von Modric

„Luka reißt das ganze Team mit. Was immer ich über ihn sage, es wäre nicht ausreichend. Ich bin sehr stolz auf ihn“, schwärmt Teamchef Dalic über seinen Genius. Ähnliche Worte werden aus Madrid vernommen, wo Modric seit 2012 mit den „Königlichen“ fünfmal die Champions League gewonnen hat. „Er ist unsterblich. Er ist sehr intelligent, immer bereit und spielt immer sehr gut“, sagt Real-Trainer Carlo Ancelotti über seinen Taktgeber.

Dabei schien sich nach dem Achtelfinal-Aus bei der EM 2021 gegen Spanien das Ende einer Ära bereits anzukündigen. Doch Modric machte weiter und leitete mit anderen Stammspielern wie Ivan Perisic und Andrej Kramaric erfolgreich den Umbruch ein. In der Nations League setzte sich das kleine Land mit nur 3,9 Millionen Einwohnern in der Gruppenphase trotz einer 0:3-Auftaktpleite gegen Österreich noch vor Dänemark und Weltmeister Frankreich durch.

Erwartungen sind hoch

Nun also ein neuer Anlauf in Katar. Mit Modric als Metronom wollen die „Vatreni“ wieder weit kommen. In einer Gruppe mit Marokko, Kanada (27. November) und Belgien (1. Dezember) wäre alles andere als der Achtelfinal-Einzug eine Enttäuschung. „Die Erwartungen in unserem kleinen, aber so sportverrückten Land sind immer sehr hoch“, betonte Salzburgs Luka Sucic, einer von vier Bundesliga-Vertretern in Katar. „Aber damit können wir gut umgehen. Für uns ist das mehr Ansporn als Druck.“

Kroatiens Auftaktgegner Marokko kommt – das war vor Monaten noch ungewiss – mit all seinen Stars daher. Hakim Ziyech (Chelsea) und Noussair Mazraoui (Bayern München) gewannen den Machtkampf gegen den nunmehrigen Ex-Teamchef Vahid Halilhodzic. Sein Nachfolger Walid Regragui setzt auf das Duo und zudem auf Achraf Hakimi (Paris Saint-Germain) und Stürmer Youssef En-Nesyri (FC Sevilla).