Spaniens Ansu Fati während eines Trainings
APA/AFP/Javier Soriano
FIFA WM 2022

„Furia Roja“ verordnet sich Verjüngungskur

Wenn am Mittwoch (17.00 Uhr) Spaniens „Furia Roja“ gegen Costa Rica ihre Titelmission bei der Fußball-WM in Katar startet, setzt Teamchef Luis Enrique vor allem auf die Jugend. Kapitän ist zwar der altgediente Sergio Busquets, der schon in der Startelf beim WM-Titel 2010 in Südafrika stand. Doch unter dessen Anleitung schicken sich die Jungstars Pedri, Gavi, Ansu Fati und Nico Williams an, den Titel wieder nach Spanien zu holen. Sergio Ramos und Gerard Pique sind nicht mehr dabei.

Ramos, langjähriger Kapitän im Team und von Real Madrid, musste zu Hause bleiben, obwohl das legendäre Raubein zuletzt bei Paris Saint-Germain überzeugte. Den gegnerischen Stürmern wird der 36-Jährige wohl kaum abgehen. „Es wäre meine fünfte (WM, Anm.) gewesen, leider muss ich sie mir zu Hause anschauen“, sagte Ramos und schob trotzig hinterher: „Das ist hart, aber die Sonne wird trotzdem jeden Tag aufgehen.“

Auch den ein Jahr jüngeren Pique, der kürzlich ein tränenreiches Karriereende beim FC Barcelona hatte und irgendwie doch noch gerne mitgefahren wäre, ließ Enrique zu Hause. So sind die Routiniers der Spanier neben Busquets sein Barca-Teamkollege Jordi Alba (33 Jahre) und der 30-jährige Alvaro Morata von Atletico Madrid.

„Manchmal überwältigen dich die Nerven“

„Die Weltmeisterschaft ist einzigartig“, sagte Spaniens Kapitän am Dienstag bei der Abschlusspressekonferenz. „Es ist das größte Sportevent, und manchmal überwältigen dich die Nerven, wenn du jung bist und wenig Erfahrung hast. Ich sage ihnen, dass wir unserem Spielstil und den Dingen, an denen wir mit unserem Coach gearbeitet haben, treu bleiben müssen.“

Spaniens Sergio Busquets während eines Trainings
Reuters/Juan Medina
Busquets will den jungen Spielern mit seiner Erfahrung helfen

Auch ein Routinier wie Busquets-Clubkollege Jordi Alba steht noch im Aufgebot der Spanier. Allerdings geht es bei Spanien immer wieder um die Jungstars, über die der Teamchef sagte: „Sie bringen der Mannschaft Energie.“ Beim 3:1 gegen Jordanien im letzten Testspiel vor der WM trafen die 20-jährigen Fati und Williams ebenso wie der 18-jährige Gavi.

WM-Teilnahme Fatis wackelt lange

Fati, dessen Eltern aus Guinea-Bissau stammen, kam als Sechsjähriger nach Spanien. Die WM-Teilnahme des Barcelona-Profis, der beim katalanischen Weltclub in der vergangenen Saison mit den so immens gestiegenen Erwartungen und mit Verletzungen zu kämpfen hatte, wackelte lange. Sein Vereinstrainer Xavi Hernandez hatte ihn nur vorsichtig wieder eingesetzt.

„Da waren bis zur letzten Minute Zweifel“, sagte Enrique. „Das Niveau von Ansu steht außer Zweifel. Aber er hat eine schwierige Zeit hinter sich. Es hat schon großen Einfluss gehabt, dass ich auf die beste Leistung Ansus hoffe. Ob es sie geben wird? Das werden wir sehen.“

Gavi löst Fati als jüngster Torschütze ab

Fati war 2020 mit 17 Jahren und 311 Tagen jüngster Torschütze der spanischen Nationalmannschaft, wurde aber in diesem Jahr von seinem Barcelona-Kollegen Gavi, der bei seinem Treffer sieben Tage jünger war, unterboten. Der jüngste Auswahlspieler der Verbandshistorie mit 17 Jahren und 62 Tagen kann sich vor Ehrungen kaum retten, war zuletzt unter anderem als bester U21-Spieler der Welt ausgezeichnet worden.

Spaniens Gavi während eines Trainings
IMAGO/Agencia EFE/Juanjo Martin
Gavi (l.) ist jüngster Torschütze der spanischen Nationalmannschaft

Seinen Vertrag hatte der zentrale Mittelfeldspieler kürzlich bis 2026 verlängert, mit einer Ausstiegsklausel von einer Milliarde Euro. Dasselbe Preisschild klebt quasi an den Beinen von Pedri, einem weiteren Hochbegabten bei Barca. Pedro Gonzalez Lopez wird am 25. November 20, seine lustig kurz geschnittenen Ponys lassen ihn noch jünger wirken.

Balde ersetzt verletzten Gaya

Enrique ging bei der Abschlusspressekonferenz davon aus, dass Stürmer Morata und Außenverteidiger Dani Carvajal erkältet waren, vermutlich wegen der Klimaanlagen. Er rechnete aber damit, dass beide am Mittwoch spielen können. Valencias Linksverteidiger und Kapitän Jose Gaya erlitt hingegen eine Verletzung, die schwer genug war, um ihn durch Alejandro Balde vom FC Barcelona zu ersetzen.

FIFA WM 2022, Gruppe E

Mittwoch, 17.00 Uhr:

Spanien – Costa Rica

Doha, Al Thumama Stadium, SR Mohamed (UAE)

Mögliche Aufstellungen:

Spanien: Simon – Azpilicueta, Garcia, Laporte, Alba – Busquets – Pedri, Gavi – F. Torres, Morata, Sarabia

Costa Rica: Navas – Martinez, Duarte, Calvo, Oviedo – Tejeda, Borges – Hernandez, Ruiz, Bennette – Campbell

Spaniens Fußballlegende Andres Iniesta, Torschütze beim 1:0-Endspielsieg 2010 gegen die Niederlande und in Katar Experte beim Fernsehsender TVE, sagte jedenfalls: Diese Mannschaft kann um den zweiten WM-Stern spielen: „Ich habe großes Vertrauen in den Trainer, seinen Stab und die Spieler. Sie können das Maximum erreichen.“

Auftakt gegen Favoritenschreck

Der Einstieg könnte allerdings leichter sein: In der „Todesgruppe“ genannten Gruppe E bekommen es die Spanier am Mittwoch zunächst mit Costa Rica, einer abgesehen von Torhüter Keylor Navas relativ unbekannten Truppe zu tun, die aber von vergangenen Weltmeisterschaften eine gewisse Reputation als Favoritenschreck hat. Auch 2014 in Brasilien waren die Costa Ricaner in einer sehr schweren Gruppe der Außenseiter, scheiterten aber erst im Viertelfinale.

Qualifiziert haben sich die Mittelamerikaner erst als letzte Mannschaft gegen Neuseeland. Sie waren katastrophal gestartet, hatten sich aber durch eine starke zweite Qualihälfte noch den Play-off-Platz gesichert.

Suarez von seinem Team überzeugt

Trainer Luis Fernando Suarez ist jedenfalls von seiner Truppe überzeugt, in der neben Navas mit Bryan Ruiz, Joel Campbell, Oscar Duarte, Yeltsin Tejeda und Celso Borges weitere Veteranen, aber auch zahlreiche „Young Guns“ stehen. „Diese Gruppe ist spektakulär, es ist unbeschreiblich“, zeigte sich der Coach begeistert. „Mit diesen Spielern ist es so viel einfacher.“ Der Kolumbianer Suarez selbst ist zum dritten Mal bei einer WM dabei. 2006 coachte er Ecuador, 2014 Honduras.