Niclas Fuellkrug, Jonas Hofmann, Thomas Mueller, Jamal Musiala und Youssouf Moukoko
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FIFA WM 2022

Deutschland schöpft nach Remis neuen Mut

Das vorzeitige Aus verhindert, die Tür zum WM-Achtelfinale offen gehalten: Deutschlands Nationalteam hat sich nach der bitteren 1:2-Auftaktniederlage gegen Japan mit dem 1:1 im Schlager am Sonntag gegen Spanien in al-Chaur zurückgemeldet und neuen Mut geschöpft. „Vielleicht ist es die Initialzündung für die Dinge, die wir brauchen, für ein Selbstverständnis“, sagte der Teamchef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Hansi Flick. Zum Abschluss muss am Donnerstag (20.00 Uhr, live in ORF1) ein Sieg gegen Costa Rica her, der allerdings nicht fix für den Aufstieg reicht.

Drei Punkte wären nur dann genug, wenn Spanien im Parallelspiel gegen Japan gewinnt. In den anderen Fällen müsste der Rechenschieber ausgepackt werden. Spanien hat jedenfalls mit vier Punkten und einem Torverhältnis von 8:1 die klar besten Karten, dahinter folgen Japan (3/2:2), Costa Rica (3/1:7) und die DFB-Auswahl (1/2:3). Im Gegensatz zu Bewerben des Europäischen Fußballverbands (UEFA) hat das direkte Duell auf WM-Ebene nicht oberste Priorität. Vielmehr kommt es in erster Linie auf die Tordifferenz an.

Die Deutschen waren am Sonntagabend jedenfalls froh, das zweite WM-Aus nach der Gruppenphase in Folge zumindest vorerst noch vertrieben zu haben. Fakt ist aber, dass sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte nach zwei WM-Partien noch ohne Sieg sind, womit im Vorfeld kaum jemand gerechnet hatte. „Wir wissen, dass wir erst den ersten Schritt gemacht haben. Aber wir wollen natürlich schauen, dass wir im nächsten Spiel gegen Costa Rica für uns einfach die Voraussetzung schaffen, dass wir in die K.-o.-Phase kommen“, sagte Flick.

Highlights zwischen Spanien Deutschland

Keinen Sieger gab es am Sonntagabend im Spiel zwischen Spanien und Deutschland. Die beiden Topnationen trennten sich mit 1:1.

Mit Spanien habe man sich „auf Augenhöhe“ bewegt. „Die Mannschaft hat hart gekämpft, eine tolle Mentalität gezeigt und hätte durch die Chance am Ende noch gewinnen können“, resümierte der 57-Jährige. Im Gegensatz zu Leroy Sane machte Niclas Füllkrug seine Sache im Abschluss besser. „Niclas Füllkrug, der Killer mit der Zahnlücke, holt Deutschland aus einem tiefen Loch in Katar“, schrieb „The Times“. Das „Joker“-Tor des Bremen-Stürmers in der 83. Minute könnte für den Verlauf des Turniers ein ganz entscheidendes gewesen sein.

„Brauchen jetzt nicht durchzudrehen“

„Wir brauchen jetzt auch nicht durchzudrehen, es ist immer noch ein 1:1 und kein Sieg. Aber wir können mit einem guten Gefühl ins letzte Spiel gehen und hoffen, dass dann alles gut ausgeht“, sagte Füllkrug. Der 29-Jährige spielte vergangene Saison noch in der 2. Liga, konnte sich nach dem Aufstieg aber mit zehn Toren in 14 Bundesliga-Partien in den Vordergrund spielen. Nun gelang ihm das auch auf A-Team-Ebene mit dem zweiten Treffer im dritten Länderspiel.

Niclas Fuellkrug (GER)
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Füllkrug war mit seinem Tor zum Ausgleich der deutsche „Superjoker“ gegen Spanien

„Ich denke, dass er gezeigt hat mit seiner Entschlossenheit, wie man Tore schießt. Das zeichnet ihn aus. Deswegen ist er auch dabei. Er gibt der Mannschaft sehr viel, nicht nur dieses Tor“, sagte Flick und lobte seinen Stürmer. Von vielen Seiten gefordert wird nun, dass Füllkrug gegen Costa Rica von Beginn an die Chance bekommt. Flick wollte noch nicht so weit nach vorne blicken. „Jetzt müssen wir einmal dieses Spiel sacken lassen“, so der DFB-Coach.

Spanien trauert vergebenem Sieg nach

Über ein Geflüster mit Spaniens Teamchef Luis Enrique nach dem Schlusspfiff machte er ein Geheimnis. „Was wir da besprochen haben, das sage ich dann, wenn es so weit ist“, sagte Flick. Die beiden Teams könnten im Finale am 18. Dezember neuerlich aufeinandertreffen. Zumindest in Richtung Achtelfinale schaut es für die Spanier deutlich besser aus, aufgrund des Toptorverhältnisses könnte gar eine Niederlage gegen Japan am Ende reichen. Auf so etwas wollen sich Sonntag-Torschütze Alvaro Morata (62.) und Co. aber nicht einlassen.

„Wir wollen uns auf keine Spekulationen einlassen. Wir wollen mit aller Stärke antreten und mit einem Sieg Gruppenerster werden“, sagte Enrique. Der 52-Jährige trauerte dem verpassten vorzeitigen Aufstieg etwas nach. „In der Kabine war ein seltsames Gefühl, weil wir die Chance hatten, Deutschland zu besiegen und wir die liegen lassen haben.“ Mit dem vorhandenen Druck im letzten Gruppenspiel werde man umgehen können. „Druck ist ein Privileg“, sagte Spaniens Ex-Teamspieler. Man sei immerhin Tabellenführer in der „Todesgruppe“, so der Trainer.

Entscheidender letzter Spieltag

Spanische Medien feierten zwar das 1:1 als „Puntazo“ („Superpunkt“) und „titanisches Unentschieden“. Die Konstellation ist mit Blick auf den weiteren Turnierverlauf aber brisant: Das Fachblatt „Marca“ etwa schrieb über „die Gefahr, Gruppenerster zu werden“. Dann nämlich droht den Spaniern im Viertelfinale Brasilien als Gegner. Teamchef Enrique will über so etwas noch nicht sprechen.

Auch Japan versprach nach dem großen Patzer gegen Costa Rica (0:1), im Gruppenfinale gegen Spanien auf Sieg zu spielen. „Gewinnen ist die einzige Option“, sagte Kapitän Maya Yoshida, obwohl auch ein Remis reichen könnte, wenn Deutschland und Costa Rica die Punkte teilen. „Wir werden uns erholen und uns gut vorbereiten“, sagte der 34-Jährige.