Brasiliens Casemiro jubelt gemeinsam mit Vinicius Junior
Reuters/Marko Djurica
FIFA WM 2022

Duo hilft Brasilien aus Neymars Schatten

Mit Brasilien hat am Montag einer der großen Favoriten auf den Titel bei der WM in Katar vorzeitig das Ticket für das Achtelfinale gelöst. Casemiro beendete in der 83. Minute mit seinem Treffer zum 1:0-Sieg über die Schweiz das durch den Ausfall von Superstar Neymar ausgelöste Zittern bei den Fans der „Selecao“. Gemeinsam mit Vinicius Junior bewies der Legionär von Manchester United, dass die „Selecao“ auch ohne den omnipräsenten Neymar in der Lage ist zu bestehen.

Es war auch die Kombination der beiden ehemaligen Teamkollegen bei Real Madrid, die Brasilien im Duell mit der Schweiz ein Happy End bescherte. Linksaußen Vinicius Junior zog nach innen, bediente knapp außerhalb des Strafraums Klubkollegen Rodrygo, der direkt auf Casemiro spielte, der wiederum direkt schoss. Mit Hilfe des Gesäßes von Manuel Akanji – an sich einer der besten Schweizer des Abends – ging der Ball unhaltbar für den eidgenössischen Torhüter Yann Sommer ins lange Eck. Brasilien konnte damit vorzeitig für die nächste Runde im Rennen zum WM-Pokal planen.

Casemiro wurde daraufhin nicht nur zum „Man of the Match“ gekürt – er hätte die dafür verliehene Trophäe fast bei der anschließenden Pressekonferenz vergessen –, sondern bekam auch Lob vom großen Abwesenden im Aufgebot des fünffachen Weltmeisters. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter adelte Neymar den 30-Jährigen zum „besten Mittelfeldspieler der Welt“. Der so Gelobte selbst gab das Kompliment gleich an sein Team weiter. „Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen“, sagte Casemiro: „Wir sind eine Gruppe.“

FIFA WM 2022: Best of Brasilien – Schweiz

Brasilien hat sich bei der Fußball-WM in Katar vorzeitig fürs Achtelfinale qualifiziert. Die Mannschaft von Teamchef Tite feierte ohne den verletzten Neymar am Montag am zweiten Spieltag im Spitzenspiel in der Gruppe G einen 1:0 (0:0)-Erfolg gegen die Schweiz und damit ihren zweiten Sieg.

Neben dem Goldtorschützen füllte vor allem Vinicius Junior die durch Neymar, der neben seiner Bänderverletzung im Sprunggelenk auch mit leichtem Fieber zu kämpfen hat, vermeintlich entstandene Lücke. Der Teamkollege von David Alaba bei Real stellte die Schweizer nicht nur einmal mit seinen Tempodribblings vor Probleme. Wäre der VAR wegen einer nachträglich erkannten Abseitsstellung von Richarlison nicht eingeschritten, hätte sich der 22-Jährige über sein erstes Tor bei einer Weltmeisterschaft freuen dürfen.

Neymar trotz Verletzung präsent

Trotz ihrer bestandenen Bewährungsprobe mussten sich Casemiro, Vinicius Junior und ihre Teamkollegen nach dem erlösenden Sieg über die Schweiz vor allem mit Fragen über Neymar beschäftigen. Auch Teamchef Tite ging es nicht anders. „Ja, wir vermissen Neymar“, sagte der 61-Jährige, „aber wir haben gesehen, dass auch andere die Möglichkeit nutzen können.“ Für das abschließende und aus Sicht der Brasilianer in Sachen Achtelfinal-Ticket bedeutungslose Spiel gegen Kamerun ist der Superstar von Paris Saint-Germain sowieso kein Thema. Ob Neymar für die K.-o.-Runde wieder fit wird, steht ebenfalls noch in den Sternen.

Brasiliens Vinicius Junior jubelt
Reuters/Carl Recine
Vinicius Junior zeigte gegen die Schweiz, dass er nicht nur beim Jubel besonders kreativ sein kann

Bis zum Achtelfinale sollte aber wohl der ebenfalls am Fuß verletzte Danilo wieder einsatzfähig sein. Anders als über Neymar, der auf der Tribüne von einem Doppelgänger „vertreten“ wurde, war der Rechtsverteidiger von Juventus Turin nach dem Sieg über die Schweiz kaum Gesprächsthema. Auf Neymar angesprochen, fühlten sich daher sowohl Fred als auch Linksverteidiger Alex Telles verpflichtet, den genauso angeschlagenen Danilo in Erinnerung zu rufen. Anders als der kränkelnde Neymar war Danilo sogar im Stadion gewesen und hatte live mitverfolgt, wie Casemiro die „Selecao“ ins Glück schoss.

Defensive als Trumpf

Anschließend stimmte sogar der sonst mit Individuallob eher zurückhaltende Tite dem Tweet von Neymar zu, dass Casemiro der weltweit Beste auf seiner Position sei. Und der bisher vielleicht wichtigste Spieler der „Selecao“ bei diesem Turnier. Neben all den technisch starken Offensivspielern im brasilianischen Kader ist der 30-Jährige die Verbindung zwischen Abwehr und Angriff, die alles im Gleichgewicht hält. Die Brasilianer fallen in Katar bisher bei Weitem nicht nur durch ihre Angriffswucht, sondern auch mit einer erstaunlich stabilen Defensive auf. In den ersten beiden Spielen gegen Serbien und die Schweiz ließen sie nicht eine klare Torchance zu.