Thomas Müller mit Ball
IMAGO/Ulmer/Teamfoto/ULMER
FIFA WM 2022

Entscheidungsspiel für Deutschland

Deutschland steht bei der Fußball-WM in Katar wie 2018 vor einem Entscheidungsspiel in der Gruppenphase und kann nur mit einem Sieg eine Blamage wie vor vier Jahren verhindern. Teamchef Hansi Flick setzt am Donnersteg (20.00 Uhr, live in ORF1) gegen Außenseiter Costa Rica auf Offensive und will das Match früh entscheiden. Nur ein Umfaller von Spanien im Parallelspiel gegen Japan würde die deutsche Rechnung durchkreuzen.

Die Ausgangslage vor dem Finale der Gruppe E ist auf den ersten Blick einfach: Deutschland (1 Punkt) reicht gegen Costa Rica (3) ein Sieg, wenn im Parallelspiel Spanien (4) gegen Japan (3) nicht verliert. Sollte Schützenhilfe des großen Favoriten Spanien ausbleiben, beginnt das Rechnen. Bei einem Remis würde der DFB-Elf ein Sieg mit zwei Toren Differenz genügen, bei einer Niederlage von Spanien müsste die Mannschaft von Teamchef Hansi Flick ein Schützenfest feiern.

Ein 8:0 würde auf jeden Fall das Achtelfinal-Ticket bringen, damit sollte man dem Bundestrainer aber besser nicht kommen. „Es wäre sehr vermessen, sehr respektlos Costa Rica gegenüber, wenn wir davon ausgehen, acht Tore zu schießen“, sagte Flick. Der 57-Jährige weiß, dass nach zwei sieglosen Partien trotz des befreienden Treffers von Niclas Füllkrug beim 1:1 gegen Spanien das Costa-Rica-Spiel alles andere als ein Selbstläufer wird. „Wir sind froh, wenn wir das Spiel gewinnen“, sagte Flick. „Druck verspüre ich gar nicht“, behauptete er dennoch.

Deutschland gegen Costa Rica unter Druck

In Gruppe E ist noch alles möglich. Deutschland steht im Match gegen Costa Rica unter großem Druck, denn die DFB-Elf konnte noch keinen Sieg verbuchen und ist Gruppenletzter.

Frühe Entscheidung soll her

„Wir wollen versuchen, möglichst das Spiel schnell klarzumachen, um auf den anderen Platz ein bisschen Druck auszuüben“, meinte der Trainer. Füllkrug wird daher wohl als Sturmspitze einlaufen. Leroy Sane soll für Tempo an der Flanke sorgen, Jungstar Jamal Musiala und Routinier Thomas Müller könnten das kreative offensive Mittelfeld komplettieren. Flick kann jedenfalls aus dem Vollen schöpfen. Alle 26 Spieler seines Kaders absolvierten das Abschlusstraining. „Alle sind fit“, freute sich der Trainer. Leon Goretzka, Thilo Kehrer und David Raum, die am Vortag individuell trainiert hatten, kehrten somit zum Team zurück.

WM 2022, Gruppe E

20.00 Uhr, live in ORF1:

Costa Rica – Deutschland

Al-Chor, Al Bayt Stadium, SR Frappart (FRA)

Mögliche Aufstellungen:

Costa Rica: Navas – Fuller, Waston, Duarte, Vargas, Oviedo – Campbell, Borges, Tejeda, Torres – Contreras

Deutschland: Neuer – Klostermann, Süle, Rüdiger, Raum – Kimmich, Gündogan – Müller, Musiala, Sane – Füllkrug

Die Deutschen rechnen jedenfalls mit einem massiv verteidigenden Gegner. „Wir stellen uns darauf ein, dass sie wie gegen Japan auftreten. Wichtig ist für uns, griffig zu sein. Hinten müssen wir gut stehen und vorne alles nutzen, was wir bekommen können“, sagte Füllkrug. Denn Deutschland will nicht die Geister von 2018 wecken. In Russland hätte nach dem Fehlstart gegen Mexiko (1:0) und der späten Befreiung gegen Schweden (2:1) ein Sieg gegen Südkorea zum Weiterkommen gereicht, der Weltmeister blamierte sich aber mit einem 0:2 und schied aus. „Jetzt müssen wir es halt anders machen“, sagte Müller. Katar darf nicht Kasan werden.

Auch Costa Rica träumt vom Achtelfinale

Doch auch Costa Rica träumt noch vom Achtelfinale – mit zwei Punkten mehr als Deutschland auf dem Konto, aber dennoch als klarer Außenseiter. Nach der 0:7-Abfuhr gegen Spanien haben die Mittelamerikaner Japan mit 1:0 geschlagen. Das Siegestor in der 81. Minute war ihr erster Torschuss im Turnierverlauf. „Deutschland ist eine Mannschaft, die viele Chancen kreiert, und wenn wir sie schlagen wollen, müssen wir auch mehr kreieren“, sagte Altstar Bryan Ruiz, der wie auch Startorhüter Keylor Navas schon beim sensationellen Viertelfinal-Einzug bei der WM 2014 dabei war. Damals wurde Italien geschlagen und gegen England remisiert.

Navas hofft in Katar auf einen ähnlichen Erfolgslauf. „Wir wollen für eine Überraschung sorgen. Sollten wir tatsächlich ins Achtelfinale einziehen, dann wäre es wohl eine Sensation wie 2014“, erklärte der 35-Jährige, der bei Paris Saint-Germain engagiert ist, aber meist nur Ersatz ist. Er verspricht totalen Einsatz. „Wir werden uns teuer verkaufen, und wir werden wie die Stiere kämpfen“, sagte Navas.

Spanien spielt gegen Japan „auf Sieg“

Obwohl Spanien im Parallelspiel gegen Japan auch schon ein Unentschieden für den Einzug in die K.-o.-Phase reichen würde, möchte „La Roja“ in al-Rajjan auf „Sieg spielen, um Platz eins in der Gruppe zu sichern“, sagte Teamchef Luis Enrique. Japan ist nach Deutschland auch gegen den nächsten Ex-Weltmeister zum Siegen verdammt, um die Qualifikation für das Achtelfinale aus eigener Kraft sicherzustellen.

In dem Duell liegt die Favoritenrolle klar bei den Spaniern, dennoch rechnet Enrique durchaus mit Schwierigkeiten. „Sie haben Spieler von großer Qualität, sind körperlich nicht so stark, aber sehr schnell“, sagte er. Unterschätzen wird „La Roja“ den kommenden Gegner auf gar keinen Fall. Die Stärke der Japaner sei das Team, das sie haben, und für ihre Ideen „würden sie sterben“, betonte Koke, der im gleichen Atemzug gehörig Selbstvertrauen demonstrierte: „Für mich gibt es keine besseren Spieler und keinen besseren Fußball als der unserer Mannschaft.“

Kapitän Busquets wird wohl geschont

Vor der Partie ließ Teamchef Enrique offen, ob Gavi und Rodri auflaufen werden. Das hänge vom Abschlusstraining ab. Der 18-jährige Spielmacher vom FC Barcelona, der beim 1:1 gegen Deutschland einen Schlag gegen das Knie bekommen hatte, und der Defensivakteur von Manchester City hatten zuletzt nicht mit der Mannschaft trainiert. Offen ließ der Spanien-Coach auch, ob Alvaro Morata dieses Mal von Anfang an stürmt. Kapitän Sergio Busquets dürfte im letzten Gruppenspiel wohl geschont werden, für ihn könnte sein Vize Koke in die Startelf rücken.

WM 2022, Gruppe E

20.00 Uhr:

Japan – Spanien

Al-Rajjan, Khalifa International Stadium, SR Gomes (RSA)

Mögliche Aufstellungen:

Japan: Gonda – Sakai, Itakura, Yoshida, Nagatomo – Endo – J. Ito, Kamada, Tanaka, Kubo – Maeda

Spanien: Simon – Carvajal, Rodri, Laporte, Alba – Gavi, Koke, Pedri – F. Torres, Morata, Olmo

Japan steht nach dem Patzer gegen Costa Rica vor einem Endspiel mit maximalem Schwierigkeitsgrad. „Wir stehen unter großem Druck, aber wir müssen an uns glauben“, sagte Teamchef Hajime Moriyasu. Die Japaner brauchen gegen Ex-Weltmeister Spanien einen Sieg, um sicher das Achtelfinale zu erreichen. Ein Remis reicht nur, wenn es bei Costa Rica gegen Deutschland ein für Japan günstiges Ergebnis gibt. Eine Niederlage bedeutet das Aus.

Die hervorragende Ausgangslage nach dem überraschenden 2:1-Erfolg über Deutschland ist mit der 0:1-Niederlage gegen Costa Rica verspielt. „Jeder von uns muss besser spielen als am Sonntag. Manche sind müde nach zwei Spielen, das wollten wir nun im Training entsprechend steuern. Wir haben ein gutes Team, wir sind bereit für Spanien“, sagte Moriyasu. Personelle Wechsel sind möglich und werden vor allem in der Offensive erwartet. Der Einsatz des angeschlagenen Außenverteidigers Hiroki Sakai ist offen.