Matthew Leckie (Australien) jubelt nach Tor
Reuters/John Sibley
FIFA WM 2022

Australien sticht Dänemark aus

Vom Geheimfavoriten zum Letzten der Gruppe D in einer Woche: Diese Erkenntnis hat Dänemark am Mittwoch bei der WM in Katar hinnehmen müssen. Die Dänen, Nummer zehn der Fußballweltrangliste, sind nach einer enttäuschenden Leistung bei der 0:1-Niederlage gegen Australien bereits auf dem Heimweg. Für die „Socceroos“, 38. im FIFA-Ranking, ist der zweite Achtelfinal-Einzug nach 2006 als Gruppenzweiter ein unerwarteter Erfolg.

Die Dänen ließen im Al Janoub Stadium von al-Wakra vor 41.200 Fans erneut ihre vor der WM gezeigte Dynamik und Spiellaune vermissen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Australien die quasi einzige Torchance nutzte und durch Mathew Leckie in der 60. Minute das Siegestor erzielte. Der Sieg beförderte die Elf von Trainer Graham Arnold auch trotz des gleichzeitigen 1:0-Erfolgs von Tunesien gegen eine französische B-Elf in die K.-o.-Phase.

Der Einzug Australiens in die Play-offs, der vor allem mit gutem Teamwork zustande kam, ist die wohl bisher größte Überraschung dieser WM, abgesehen von den Siegen von Saudi-Arabien über Argentinien und Japans über Deutschland. Mit sechs Zählern schloss das Team vom asiatischen Fußballverband die Gruppe punktegleich mit Weltmeister Frankreich ab. Im Achtelfinale wartet am Samstag (20.00 Uhr) mit Argentinien der Sieger der Gruppe C.

„Danish Dynamite“ zündet nicht

Australien ging in ungewohnter Rolle ins abschließende Gruppenspiel. Gegen Dänemark hatten die „Socceroos“ den Aufstieg in eigener Hand, mit einem Sieg wäre der zweite Achtelfinal-Einzug nach der WM 2006 Realität.

Selbst ein Remis würde reichen, wenn Tunesien im Parallelspiel von Pool D die bereits fix weitergekommenen Franzosen nicht schlägt. Die Dänen benötigten zum Weiterkommen in jedem Fall einen Sieg. Das Problem für das einstige „Danish Dynamite“ wurde vor dem Spiel in der Offensive verortet. Gegen Tunesien blieben die Skandinavier zum Auftakt torlos, beim 1:2 gegen den Weltmeister gelang immerhin ein Treffer.

Halbchancen prägen das Geschehen

Martin Braithwaite von Espanyol Barcelona war daher der dritte Stürmer in der Anfangsformation im dritten Spiel der Dänen. Die ersten Minuten gehörten dann auch Österreichs Nations-League-Gegner, der offensiver als zuletzt agierte, im Abschluss aber noch ungefährlich war. In der 18. Minute und 25. Minute gab es dann wieder Versuche eines Angriffs der Australier, die jedoch auch ergebnislos versandeten.

Matthew Ryan (Australien) fängt Ball auf
Reuters/Albert Gea
Mit Martin Braithwaite bot Dänemark im dritten Spiel den dritten Stürmer auf. Doch auch der Espanyol-Angreifer traf nicht.

Viele Torchancen bekamen die Fans nicht zu sehen. Selbst im Parallelspiel stand es nach rund 30 Minuten noch 0:0. Für Australien war dieser Zwischenstand gut genug, für Dänemark nicht. Doch die Elf von Kasper Hjulmand fand auch im dritten Spiel nicht zu jener Dynamik, die sie in der WM-Qualifikation und in der Nations League noch ausgezeichnet hatte.

Dänemark kommt nicht in die Gänge

Die entscheidende Aktion vor dem gegnerischen Tor gelang Dänemark in einem mäßigen Spiel auch nicht mehr. Wenn die Dänen im Vorwärtsgang waren, dann fast ausschließlich über links, über Jesper Lindström von Eintracht Frankfurt. Frischer vor der Pause wirkte auf jeden Fall Australien.

Matthew Leckie (Australien) und Joakim Maehle (Dänemark
Reuters/Bernadett Szabo
Zum Ende der ersten Hälfte kam Australien wieder besser ins Spiel

Salzburg-Legionär Rasmus Kristensen musste für die zweite Halbzeit für Benfica-Lissabon-Verteidiger Alexander Bah Platz machen. Einen wesentlichen Unterschied machte der Wechsel nicht. Und wenn sich zwei streiten, wenn auch nur verhalten, dann freut sich der Dritte. In dem Fall war das Tunesien, das in der 58. Minute gegen Frankreichs B-Elf 1:0 in Führung gegangen war.

Australien zeigt Dänemark, wie’s geht

Doch als hätte Australien den neuen Zwischenstand gehört, bei dem sie ausgeschieden wären, schlugen die „Socceroos“ ihrerseits zu. Nach einer Balleroberung am eigenen Sechzehner schloss Mathew Leckie den Konter erfolgreich mit einem präzisen Schuss ins lange Eck an Casper Schmeichel vorbei zum 1:0 ab (60.).

Wer dachte, in der Folge käme es zu einem letzten Aufbäumen des Mitanwärters auf den Titel, täuschte sich gewaltig. Dänemark brachte es auch weiterhin nicht zustande, den Gegner unter Druck zu setzen. Bewährte Offensivkräfte wie Yussuf Poulsen ließ Coach Hjulmand erstaunlicherweise auf der Bank. Der völlig unerwartete spielerische Zusammenbruch der Dänen bei der WM war dann mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Mustafa Gurbal aus Algerien endgültig.

Stimmen zum Spiel:

Mathew Leckie: (Australien-Torschütze) „Meine Gefühle sind im Moment schwer zu beschreiben. Ich bin noch immer erschöpft. Heute haben wir gezeigt, was für ein Team wir sind. Das haben uns vor der WM wenige zugetraut, aber heute haben wir gezeigt, was in uns steckt. Es gewinnen nicht immer die größten Namen. Wir sind am besten, wenn wir zusammenarbeiten. Jetzt müssen wir uns mal erholen, und dann wollen wir es wieder schaffen.“

Graham Arnold (Australien-Trainer): „Wir haben dafür seit viereinhalb Jahren gearbeitet, und ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie heute Abend bereit waren. Keine Feiern heute! Deswegen haben wir auch gewonnen nach dem großartigen Sieg gegen Tunesien. Nur Schlaf und kein Social Media.“

Kasper Hjulmand (Dänemark-Trainer): „Ich bin unheimlich frustriert. Das Team hat eineinhalb Jahre sehr gut gespielt, jetzt bin ich traurig und enttäuscht. Das ist hundertprozentig meine Verantwortung. Wir werden uns jetzt etwas Zeit nehmen, das zu analysieren.“

Joachim Andersen (Dänemark-Verteidiger): „Das war einfach nicht gut genug. Es ist ein Fiasko.“

FIFA WM 2022, Gruppe D, dritter Spieltag

Mittwoch:

Australien – Dänemark 1:0 (0:0)

Al-Wakra, Al Janoub Stadium, 41.232 Zuschauer, SR Ghorbal (ALG)

Tor: Leckie (60.)

Australien: Ryan – Degenek, Rowles, Souttar, Behich – Mooy, Irvine – Leckie (89./Hurstic), Goodwin (46./Baccus) – McGree (74./Wright), Duke (82./Maclaren)

Dänemark: Schmeichel – Kristensen (46./Bah), Andersen, A. Christensen, Maehle (70./Cornelius) – Jensen (59./Damsgaard), Höjbjerg, Eriksen – Skov Olsen (69./Skov), Braithwaite (589./Dolberg), Lindström

Gelbe Karten: Behich, Degenek bzw. Skov

Die Besten: Leckie, Mooy, Souttar bzw. Eriksen