Der niederländische Trainer Louis Van Gaal spricht mit Frenkie De Jong
APA/AFP/Karim Jaafar
FIFA WM 2022

Niederlande vor schwerer Prüfung

Wenn die Niederlande am Samstag im Khalifa International Stadium von al-Rajjan (16.00 Uhr) zum ersten Achtelfinale gegen die USA bei der WM in Katar antreten, haben sie zu beweisen, ob ihre Ambitionen, zum ersten Mal Weltmeister zu werden, gerechtfertigt sind. Die Gruppenphase ließ da doch erhebliche Zweifel aufkommen. Und das US-Team gilt als brandgefährlicher Außenseiter.

Vor allem Bondscoach Louis van Gaal, im Sommer 2021 auf den Trainerposten zurückgekehrt und vor der WM in 15 Spielen ungeschlagen, hatte im Vorfeld sein Team starkgeredet. „Wir haben nicht die besten Spieler der Welt“, sagte der Coach vor WM-Beginn, „aber ich glaube an Teambuilding und Taktik. Und wir haben Spieler, die den taktischen Plan des Trainers umsetzen können.“ Nachsatz: „Und wir können bis ins Finale kommen.“

Die Gruppenphase war nicht unbedingt dazu angetan, diese Einschätzung zu untermauern. In der eher schwachen Gruppe A war Senegal lange ebenbürtig und wurde erst durch zwei späte Tore mit 2:0 geschlagen, gegen Ecuador reichte es nur zu einem eher schmeichelhaften Remis, gegen den sportlich nicht konkurrenzfähigen Gastgeber gab es einen Pflichtsieg. Nun müssen die Niederländer liefern, und das gegen selbstbewusste US-Amerikaner.

Hoffnungen ruhen auf Depay

Wichtig ist für die Niederländer, Stürmerstar Memphis Depay endlich in guter Form zu haben. Der Angreifer des FC Barcelona dürfte eine langwierige Oberschenkelblessur auskuriert haben. Bisher reichte es nur gegen Katar zu einem Einsatz in der Startelf, in den beiden Spielen zuvor wurde er eingewechselt. Die Spielpraxis fehlt. „Ich bin fit. Die Knockout-Phase ist eine ernste Angelegenheit. Wir sind nach der Gruppenphase, wir können es uns nicht mehr leisten auszurutschen“, sagte der Goalgetter. Es wird auch an Mittelfeldstar Frenkie de Jong liegen, der bisher nicht die Rolle spielen konnte, die ihm zugedacht war.

FIFA WM 2022, Achtelfinale

16.00 Uhr:

Niederlande – USA

Al-Rayyan, Khalifa International Stadium, SR Sampaio (BRA)

Mögliche Aufstellungen:

Niederlande: Noppert – Timber, Van Dijk, Ake – Dumfries, Klaassen, F. de Jong, Blind – Gakpo – Bergwijn, Depay

USA: Turner – Dest, Zimmermann, Ream, Robinson – McKennie, Adams, Musah – Weah, Wright, Pulisic

Van Gaal weiß, was auf seine Mannschaft zukommt. „Ich weiß aus Erfahrung, dass Spiele gegen Länder wie die Vereinigten Staaten und Australien, denen wir 2014 bei der Weltmeisterschaft in Brasilien begegnet sind, immer sehr schwer sind“, warnte er. „Ich habe eine Vision gesehen. Ich habe ein Team gesehen, das willig ist, diese Vision umzusetzen. Das ist das Wichtigste. Diese Überzeugung bei den Spielern zu sehen ist fantastisch.“ Die bisher starken Spiele des Teams kommen für van Gaal nicht unerwartet: „Sie haben sich gut und vor allem schnell entwickelt. Typisch amerikanisch, würde ich sagen.“

USA mit viel Selbstvertrauen

Das US-Team kommt mit viel Selbstvertrauen ins Khalifa International Stadium. In der Gruppenphase blieben die „Stars and Stripes“ mit Remis gegen die favorisierten Engländer (0:0) und gegen Wales (1:1) sowie einem Sieg gegen den Iran (1:0) ungeschlagen. Man werde in dem Stadion keine Minderwertigkeitskomplexe haben, sagte US-Coach Gregg Berhalter, der den niederländischen Fußball gut kennt.

Zwischen 1996 und 2000 spielte der 49-Jährige bei drei verschiedenen Vereinen der niederländischen Eredivisie. „Es ist eine großartige Gelegenheit, aber es ist nichts, bei dem wir denken, es ist eine Ehre, dabei zu sein“, sagte Berhalter. „Wir verdienen es, in dieser Position zu sein. Und wir wollen weiterkommen.“ Der Trainer fügte hinzu: „Von nun an kann alles passieren. Wir müssen nur ein Spiel nach dem anderen absolvieren. Es gibt keine Notwendigkeit vorherzusagen, wie weit dieses Team kommen kann.“

Fragezeichen hinter Einsatz von Pulisic

Sorgen machen sich die US-Amerikaner allerdings um ihren Star. Christian Pulisic erzielte gegen den Iran das Siegestor und erlitt eine Beckenprellung. Auch wenn es am Freitag schon besser aussah, blieb fraglich, ob der Chelsea-Stürmer in der Startaufstellung stehen kann.

„Ich tue alles in meiner Macht Stehende, um am Samstag auf dem Feld stehen zu können“, sagte der 24-Jährige selbst. Er glaubt aber, dass die Mannschaft auch ohne ihn die Möglichkeit hat, die Niederlande zu besiegen. „Ehrlich gesagt hilft mir dieses Team sehr, den Druck von mir zu nehmen“, sagte er. „Vor ein paar Jahren hatte ich manchmal das Gefühl, ich müsste mehr tun.“