FIFA WM 2022

Auch Uruguay fehlt nur ein Treffer

Nach Mexiko ist auch Uruguay am Freitag bei der Fußballweltmeisterschaft nur um ein Tor am Aufstieg ins Achtelfinale gescheitert. Die Südamerikaner gewannen zwar zum Abschluss der Gruppe H gegen Ghana mit 2:0, Südkorea stieg aber nach einem 2:1 gegen Portugal hinter den Europäern auf. Ein Doppelschlag war für Uruguay zu wenig.

Portugal entschied die Gruppe H mit sechs Punkten vor Südkorea (vier) für sich. Auch Uruguay hat vier Zähler auf dem Konto, aber weniger Tore geschossen. Bereits ein Treffer hätte zum Aufstieg gereicht. Im Achtelfinale bekommt es Portugal am Dienstag mit der Schweiz, dem Zweiten der Gruppe G zu tun, Südkorea am Montag mit Brasilien, dem Sieger dieses Pools.

Im Al Janoub Stadium in al-Wakra legte Uruguay in der ersten Hälfte den Grundstein durch einen Doppelschlag von Giorgian de Arrascaeta (26., 32.). Im Parallelspiel stellte Südkorea erst im Finish auf 2:1, danach drückte noch einmal Uruguay, forderte auch vehement einen Elfmeter nach einem Zweikampf mit Edinson Cavani, aber der deutsche Referee Daniel Siebert verzichtete dabei auch auf Videobilder. Damit steht Uruguay erstmals seit 2006 nicht in der K.-o.-Phase einer WM.

Edinson Cavani diskutiert mit Schiedrichter Daniel Siebert
AP/Darko Vojinovic
Der deutsche Referee Daniel Siebert bekam den Ärger Uruguays zu spüren

Wiedersehen mit Suarez

Ghana reichte für den Aufstieg schon ein Remis, Uruguay musste zwingend gewinnen und auch den Blick auf das Parallelspiel richten. Trainer Diego Alonso brachte drei neue Spieler in der Startelf, darunter den späteren Matchwinner de Arrascaete sowie Altmeister Luis Suarez. Damit gab es ein Wiedersehen, denn bei der WM 2010 in Südafrika scheiterte Ghana an Uruguay im Elfmeterschießen.

Suarez hatte kurz vor Ende der Verlängerung mit der Hand Ghanas Siegestor verhindert, den Elfmeter verschoss Asamoah Gyan, Uruguay stieg auf. Ghana blickte weniger zurück als nach vor und wollte zum ersten Mal seit 2010 wieder die Gruppenphase überstehen. Dafür stellte Trainer Otto Addo auf den Außenpositionen in der Viererkette um.

Ghana vergibt Elfmeter

Das Spiel begann mit einer frohen Botschaft aus al-Rajjan, wo im Education City Stadium Portugal früh gegen Aufstiegsrivalen Südkorea in Führung ging. Im eigenen Spiel tat sich zu Beginn wenig, Ghana wartete ab, Uruguay kam nicht gleich zu nennenswerten Chancen.

Ayew verschießt Elfmeter (18. Minute)

Den ersten guten Abschluss im Spiel von Jordan Ayew kann Sergio Rochet nicht festhalten. Dann kommt er gegen Mohammed Kudus zu spät, und nach längerer Überprüfung zeigt Schiedsrichter Siebert auf den Punkt.

Die erste gute Möglichkeit im Spiel fand Ghana vor, und diese führte letztlich zu einem Elfmeter. Goalie Sergio Rochet brachte Mohammed Kudus nach einem Schuss von Jordan Ayew zu Fall. Erst wurde auf Abseits entschieden, diese Entscheidung wurde zurückgenommen, und Schiedsrichter Daniel Siebert aus Deutschland entschied nach Videostudium auf Elfmeter, weil Rochet zu spät gekommen war. Doch der Goalie besserte seinen Fehler aus und parierte den sehr schwach geschossenen Elfmeter von Ghanas Kapitän Andre Ayew (21.).

Uruguay gelingt Doppelschlag

Es war der Knackpunkt der Partie, von da an lief vieles für Uruguay. Zwar gelang Südkorea im Parallelspiel der Ausgleich, aber das tat vorerst nichts zur Sache, denn Uruguay erfüllte seine eigene Aufgabe.

Zunächst scheiterte noch Liverpool-Stürmer Darwin Nunez mit einem Heber, den Mohammed Salisu vor der Linie klärte (23.), aber drei Minuten später gingen die Südamerikaner in Führung. Nach einem Ballgewinn brachte Nunez den Ball von der rechten Seite zu Suarez, weil Ghanas Verteidigung kollektiv das Leder verfehlte. Der Routinier kam zum Abschluss, Goalie Lawrence Ati Zigi lenkte den Ball Richtung langes Eck, wo de Arrascaeta per Kopf zur Führung abstaubte (26.).

Uruguay mit dem Führungstreffer (26. Minute)

Suarez kommt nach Vorarbeit seines Sturmkollegen Darvin Nunez im Sechzehner zum Abschluss. Ati Zigi kann den Schuss noch abwehren. Allerdings rutscht der Ball durch, und Giorgian de Arrascaeta kann aus drei Metern ins leere Tor köpfeln.

Sechs Minuten später gelang de Arrascaeta der Doppelschlag für Uruguay. Wieder agierte die Defensive Ghanas zu zögerlich. Der Ball gelangte quer zu Suarez, der mit einem hohen Ball links im Strafraum de Arrascaeta bediente, und der vollendete volley unter Ati Zigi zum 2:0 (32.). Apropos de Arrascaeta: Der hatte kurz vor der Pause Glück, dass er nach einem Tritt gegen Alidu Seidu nicht die Rote Karte sah. Von den Ghanaern, die sichtlich verdutzt agierten, kam vor der Halbzeit kein Aufbäumen mehr, nach dem Elfmeter ging nichts mehr.

Uruguay verwaltet Führung

Nach der Pause sah das zumindest etwas besser aus, der soeben eingewechselte Osman Bukari verzog links am Tor vorbei. Uruguay ging es mit der 2:0-Führung im Rücken etwas gemählicher an, ließ den Gegner kommen. Dessen Offensivspiel hatte zwar nun mehr Zug zum Tor, aber für wirklich gute Chancen reichte das vorerst weiter nicht.

Auf der anderen Seite gab es dann bei einem der seltenen Vorstöße Uruguays Elfmeteralarm. Bei einem riskanten Tackling spielte aber Daniel Amartey gegen Nunez den Ball, zumindest entschied das Schiedsrichter Siebert nach neuerlichem Videostudium (57.). Wenig später verfehlte der kurz zuvor eingewechselte Facundo Pellistri im Strafraum nur knapp (65.).

Hiobsbotschaft vom Parallelspiel

Alonso brachte Edinson Cavani für Suarez, Uruguay hatte vorerst weiter alles im Griff und richtete seinen Blick vermehrt nach al-Rajjan. Da stand es zwischen Südkorea und Portugal weiter 1:1, aber ein asiatischer Treffer hätte das Aus von Uruguay bedeutet. Valverde vergab unterdessen das 3:0 mit seinem Schuss, den Ati Zigi abwehren konnte (70.). Im Finish kam Ghana doch noch einmal auf, aber Antoine Semenyo (79.) und Kudus (81.) scheiterten mit ihren Abschlüssen.

Dann machte sich ein Raunen im Al Janoub Stadium breit, denn die Kunde des Führungstreffers von Südkorea hatte es natürlich schnell nach al-Wakra geschafft. Jetzt benötigte Uruguay plötzlich wieder ein Tor, Ghana wäre auch noch mit zwei Treffern aufgestiegen. Uruguay warf noch einmal alles nach vor, Cavani kam im Sechzehner zu Fall, aber Siebert ließ weiterspielen. Maxi Gomez probierte es aus der Distanz (95.), Sebastian Coates verfehlte knapp (97.) – es reichte nicht.

Stimmen zum Spiel:

Otto Addo (Ghana-Teamchef): „Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen. Wir werden daraus lernen. Alle großen Leistungen sind auch aus großen Niederlagen entstanden. Es war klar, dass ich nach der WM aufhöre. Meine Familie und ich sehen unsere Zukunft in Deutschland. Selbst wenn wir Weltmeister geworden wären, wäre es das Ende gewesen.“

Giorgian de Arrascaeta (Uruguay-Doppeltorschütze): „Ohne Zweifel haben wir alles gegeben. Wir sind sehr traurig wegen des Resultats. Wir haben getroffen, aber am Ende hing es nicht von uns ab, weil es andere Faktoren gab.“

Diego Alonso (Uruguay-Teamchef): „Die Mannschaft hat alles gegeben, und es ist sehr klar, was passiert ist. Mehr kann man jetzt nicht sagen. Wir gehen nach Hause mit einem fahlen Beigeschmack. 80 Minuten lang waren wir weiter. Wir hatten vier oder fünf Chancen in den letzten Minuten, aber leider haben wir nicht mehr angeschrieben.“

FIFA WM 2022, Gruppe H, dritter Spieltag

Freitag:

Ghana – Uruguay 0:2 (0:2)

al-Wakrah, Al Janoub Stadium, 43.443 Zuschauer, SR Siebert (GER)

Torfolge:
0:1 De Arrascaeta (26.)
0:2 De Arrascaeta (32.)

Ghana: Ati Zigi – Seidu, Amartey, Salisu, Baba – Partey, Abdul Samed (72./Kyereh) – Williams (72./Semenyo), A. Ayew (46./Bukari), J. Ayew (46./Sulemana) – Kudus (98./Issahaku)

Uruguay: Rochet – Varela, Gimenez, Coates, Olivera – Pellistri (66./De la Cruz), Valverde, Bentancur (34./Vecino), De Arrascaeta (80./Gomez) – Suarez (66./Cavani), Nunez (80./Canobbio)

Gelbe Karten: Seidu bzw. Nunez, Suarez, Coates, Cavani

Anm.: Rochet hält Elfmeter von A. Ayew (21.)