Vincent Aboubakar und Eder Militao
AP/Andre Penner
FIFA WM 2022

Kamerun besiegt Brasilien und scheitert

Kamerun hat einen 1:0-Sieg über Brasilien bei der WM in Katar gefeiert, das Achtelfinale aber trotzdem verpasst. Am Freitag gelang den „unbezähmbaren Löwen“ dank eines Tores von Vincent Aboubakar in der Nachspielzeit (92.) ein am Ende glücklicher Erfolg. Da die Schweiz im Parallelspiel allerdings Serbien mit 3:2 bezwang, war die K.-o.-Phase für Kamerun außer Reichweite. Brasilien wurde trotz der Niederlage Gruppensieger.

Für Kamerun war es der erste Erfolg bei einer WM seit 20 Jahren. Am Ende belegten die Zentralafrikaner mit vier Punkten Platz drei in der Gruppe G. Brasilien dominierte das Spiel zwar über weite Strecken, besonders zu überzeugen wusste die neu formierte Elf von Teamchef Tite allerdings nicht. Vor allem in der Offensive fehlte oft die nötige Effizienz. Im Achtelfinale wartet auf die „Selecao“ nun Südkorea.

Vor dem Anpfiff gab es einen bewegenden Moment im Lusail Stadium. Hinter dem Tor hielten brasilianische Anhänger zwei Trikots in die Höhe, auf einem war Fußballikone Pele mit seiner legendären Rückennummer zehn und der Botschaft „Get well soon“ zu sehen. Dabei wirkte auch Superstar Neymar ergriffen, der sein Team erstmals nach der Knöchelverletzung wieder im Stadion unterstützte. Pele war zuvor erneut ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Achtungserfolg für Kamerun gegen Brasilien

Kamerun besiegt den Rekordweltmeister überraschend mit 1:0. Es bleibt aber ein Achtungserfolg, denn für die Kameruner ist das Turnier nach der Gruppenphase zu Ende. Brasilien zieht als Gruppensieger in das Achtelfinale ein.

Brasilien mit B-Mannschaft

Die bereits für das Achtelfinale qualifizierten Brasilianer starteten mit einer „B-Mannschaft“ in das abschließende Gruppenspiel. Im Vergleich zum 1:0-Erfolg über die Schweiz blieben nur Eder Militao und Fred in der Startelf. Aufs Feld geführt wurde die „Selecao“ von Kapitän Dani Alves, im Tor stand Ederson. Kamerun veränderte die Anfangsformationen auf vier Positionen. An der Seite von Eric Maxim Choupo-Moting stürmte diesmal der etatmäßige Kapitän Aboubakar.

Nach einer ruppigen Anfangsphase mit zwei Gelben Karten übernahm Brasilien langsam das Kommando. Eine knappe Viertelstunde war bereits gespielt, als die „Selecao“ erstmals gefährlich wurde. Fred spielte einen Diagonalball in den Strafraum zu Gabriel Martinelli, der direkt per Kopf abschloss und Devis Epassy zu einer starken Parade zwang (15.). Wenig später eine der raren, aber brenzligen Aktionen auf der Gegenseite: Choupo-Moting bediente auf der linken Seite Tolo Nouhou, dessen Hereingabe konnte Ederson entschärfen (21.).

Brasilien war in Hälfte eins zwar die klar bessere Mannschaft, vor allem offensiv fehlte aber oftmals die nötige Durchschlagskraft. Antony versuchte es mit einem Schlenzer ins lange Eck, aber Epassy war zur Stelle (38.). In der Nachspielzeit vergab Martinelli nach einer schönen Einzelaktion (45+1.). Kurz vor dem Pausenpfiff verbuchte Kamerun doch noch den ersten Abschluss auf das brasilianische Tor – und dieser hatte es in sich. Bryan Mbeumo scheiterte mit einem gut platzierten Kopfball an Ederson (45+3.).

Zuerst Tor, dann Gelb-Rot beim Jubeln

Zu Beginn von Hälfte zwei nahm das Spiel an Fahrt auf. Zunächst verfehlte Kamerun-Kapitän Aboubakar aus halbrechter Position das Gehäuse nur knapp (51.), danach wurde es auf der Gegenseite zweimal brandgefährlich. Ein Schlenzer des auffälligen Martinelli zwang Epassy zu einer Glanzparade (56.), kurz darauf zeigte der Tormann bei einem zentralen Abschluss von Eder Militao eine Unsicherheit (57.).

Nach dem doch turbulenten Start in den zweiten Spielabschnitt verflachte die Partie in der Folge. Erst in Minute 83 wurde es durch den eingewechselten Bruno Guimaraes wieder einmal brenzlig, sein Abschluss wurde zur Ecke abgefälscht. In der Nachspielzeit gelang Kamerun der Siegestreffer. Aboubakar köpfelte nach einer Flanke des eingewechselten Jerome Ngom Mbekeli trocken ein. Beim Torjubel zog sich der Kapitän, der bereits verwarnt war, das Trikot aus und sah dafür Gelb-Rot.

Vincent Aboubakar und Ismail Elfath
Reuters/Jennifer Lorenzini
Vincent Aboubakar zog sich das Trikot aus, sah dafür Gelb-Rot und bedankte sich beim Schiedsrichter

Stimmen zum Spiel:

Rigobert Song (Kamerun-Teamchef): „Es ist eine junge Mannschaft. Wir brauchen Erfahrung. Im ersten Spiel haben wir es verpatzt. Heute bin ich stolz auf meine Spieler. Dennoch sind wir natürlich enttäuscht, aber wir können daran wachsen. Wir fahren mit Bedauern nach Hause, aber wir fahren, um wiederzukommen.“

Dani Alves (Brasilien-Kapitän): „Dieses Spiel war ein Weckruf für uns. Wir haben nicht besonders gut gespielt und müssen eine Lehre daraus ziehen. Wir müssen konzentrierter spielen, denn manchmal ist es ein kleines Detail, das zur Niederlage führt. Wir müssen daraus lernen, und das werden wir tun. Jetzt beginnt die Phase, wo wir uns keine Fehler mehr erlauben dürfen.“

Eder Militao (Brasilien-Spieler): „Wir haben das Spiel dominiert und hatten mehrere Chancen, einzig ein Tor hat uns gefehlt. Eine kleine Unachtsamkeit von uns ermöglichte ihnen den entscheidenden Treffer. Es ist frustrierend, wenn man bedenkt, wie wir gespielt haben.“

FIFA WM 2022, Gruppe G, dritter Spieltag

Freitag:

Kamerun – Brasilien 1:0 (0:0)

Lusail, Lusail Stadium, 85.986 Zuschauer, SR Elfath (USA)

Tor: Aboubakar (92.)

Kamerun: Epassy – Fai, Wooh, Ebosse, Nouhou – Mbeumo (64./Toko Ekambi), Anguissa, Kunde (68./Ntcham), Moumi Ngamaleu (86./Mbekeli) – Aboubakar, Choupo-Moting

Brasilien: Ederson – Dani Alves, Eder Militao, Bremer, Alex Telles (54./Marquinhos) – Fabinho, Fred (54./Bruno Guimaraes) – Antony (79./Raphinha), Rodrygo (54./Everton), Martinelli – Gabriel Jesus (64./Pedro)

Gelb-Rote Karte: Aboubakar (93.)

Gelbe Karten: Nouhou, Kunde, Fai bzw. Eder Militao, Bruno Guimaraes

Die Besten: Epassy bzw. Martinelli, Eder Militao