Der Trainerwechsel von Rene Friedl zu Christian Eigentler als neuen Cheftrainer bzw. von Materialexperten Tobias Schiegl zur vom DRV abgeworbenen, deutschen Rodellegende Georg „Schorsch“ Hackl wurde nicht als Hauptgrund für den Leistungsexploit gesehen. „Es wurde schon in den letzten Jahren sehr hart gearbeitet, speziell am Materialsektor, aber natürlich auch im Konditionsteil. Jetzt sind wir in den letzten zwei Wochen viel in Igls gefahren, haben alle gemeinsam das Material super abgestimmt“, meinte ÖRV-Präsident Markus Prock nach dem Achtfachtriumph seiner Truppe.
„Man hat ja da einige Entwicklungen gemacht, wie gesagt, in den letzten Jahren. Und wir haben hier viele Läufe gemacht, es war ein gewisser Heimvorteil. Alle Athletinnen und Athleten sind jetzt auch in einem sehr guten Alter. Die Trainer haben gemeinsam sehr gut gearbeitet“, konstatierte Prock. Neo-Cheftrainer Eigentler freute sich über einen „sensationellen Weltcup-Auftakt – so wie man ihn sich erträumt. Die Leistung war grandios. In allen Disziplinen hat man gesehen, dass wir voll dabei sind.“
Rodler verblüffen mit Erfolgen
Mittelfristig Deutschland als Rodelnation Nummer eins abzulösen, war das Ziel von Rodelverbandspräsident Markus Prock. Dank der sensationellen Erfolge am Wochenende in Innsbruck ist das zumindest beim Heimweltcup schon kurzfristig gelungen.
„Haben Rad nicht neu erfunden“
Auch Eigentler betonte die gute Vorarbeit im Verband schon vor seiner Verpflichtung. „Mit Tobias Schiegl und Rene Friedl an der Spitze hat man eine sehr gute Performance gemacht. Jetzt ist die Symbiose mit ‚Schorsch‘ Hackl zusammengekommen, wo wir sehr viel gearbeitet haben. Im Sommer haben wir das Set-up perfekt eingestellt auf unserer Heimbahn.“
Im ORF befragt, was mit Hackl nun anders sei, antwortete Eigentler: „Wir haben das Rad nicht neu erfunden. Wir haben verschiedene Bausteine aus ihrem System in unser System ganz gut integriert. Ich glaube, auch der ‚Schorsch‘ hat viel bei uns gelernt und auch gesehen, wie wir materialtechnisch an Sachen herangegangen sind. Das scheint sehr gut zu funktionieren.“

Selbst dem zweifachen Doppelsitzer-Olympiasieger Andreas Linger, der seit einigen Jahren als ORF-Experte dabei ist, hat es ein wenig die Sprache verschlagen. „Es ist gewaltig zum Zuschauen, wenn man sieht, dass wirklich sehr hart gearbeitet wird, und versucht wird, in jeder Hinsicht auf dem Punkt zu sein.“ Linger hat beobachtet, dass „Teamwork ganz großgeschrieben wird“. Und dann würden eben spezielle Sachen passieren. Einen Trainereffekt wollte er nicht ausschließen. „Das Trainerteam scheint sehr gut zusammenzupassen, natürlich ist das auch ein Baustein.“
Material und Teamgeist als Faktoren
Für Ex-Weltmeister Wolfgang Kindl, der am Wochenende zweimal Zweiter wurde, liegt die Erklärung auf der Hand. „Wir haben in den letzten Jahren extrem gut gearbeitet, speziell am Materialsektor. Man hat das Schritt für Schritt die letzten Saisonen schon gesehen. Da war halt die Konstanz noch nicht so da. Und jetzt sind wir in jeder Disziplin so weit, dass jeder vorne mitfahren kann.“
Besonders sei auch der Zusammenhalt. „Man hat keine Geheimnisse voreinander, arbeitet miteinander. Ich glaube, das macht das Team Österreich aus.“ Auch wenn jemand einen Vorteil herausgearbeitet hat, wird dieser geteilt. „Wenn einer schnell ist und man weiß nicht warum, dann schaut man bei dem und arbeitet sich hin.“ Irgendwann gleiche sich das aus. Kindl ist jedenfalls überzeugt, dass die Konkurrenz an anderen Schauplätzen zurückschlagen wird. „Jetzt kommen die Amerikarennen. Es wird nicht so bleiben, dass die Österreicher alles dominieren werden, aber wir werden es probieren.“
„Richtige Zeit für Veränderungen“
Zum Trainerwechsel lobt auch Kindl die „Superjobs“, die die Vorgänger Friedl und Schiegl gemacht haben. „Mit ‚Schorsch‘ haben wir einen extrem guten Ersatz für den ‚Tobi‘ (Schiegl). Der ‚Eigi‘ (Eigentler) bringt einen jungen Schwung ins Team. Ab und zu ist es Zeit für Veränderungen. Das war der richtige Zeitpunkt“, glaubt der Routinier.
Der Weltcup-Tross übersiedelt nun nach Übersee an zwei ehemalige Olympiaschauplätze nach Whistler (CAN) und Park City (USA). Man darf gespannt sein, wie sich diese ÖRV-Dominanz auch abseits der Heimbahn fortsetzen lässt.