FIFA WM 2022

Kroatien wirft Japan im Elferschießen raus

Kroatien steht als fünfte Mannschaft bei der WM in Katar im Viertelfinale. Die Entscheidung im Achtelfinal-Duell gegen Japan fiel am Montag nach einer offenen Partie und dem Stand von 1:1 nach 120 Minuten erst im Elfmeterschießen. Dabei machten die Asiaten im Gegensatz zum Spiel davor allerdings keine gute Figur. Am Ende war Tormann Dominik Livakovic der große Held für Kroatien.

Als erst dritter Torwart bei einer Weltmeisterschaft überhaupt hielt Livakovic gleich drei Schüsse in einem Elfmeterschießen. Zuvor war das nur dem Portugiesen Ricardo 2006 gegen England sowie seinem kroatischen Landsmann Danijel Subasic vor vier Jahren gegen Dänemark gelungen.

Vor Livakovics Glanztat war die Partie vor 42.500 Fans im Al Janoub Stadium von al-Wakra ausgeglichen verlaufen. Daizen Maeda hatte die taktisch disziplinierten und agilen Japaner in der 43. Minute in Führung gebracht. Ivan Perisic gelang jedoch kurz nach der Pause mit einem Kopfball (55.) der Ausgleich für die routinierten Kroaten.

Dominik Livakovic (CRO)
Reuters/Marko Djurica
An Kroatiens Torhüter Dominik Livakovic gab es im Elfmeterschießen kein Vorbeikommen für Japan

Die Partie verflachte gegen Ende der regulären Spielzeit hin, und so musste die Entscheidung in einer Verlängerung und schließlich im Elfmeterschießen fallen. Dort endete dann Japans WM-Traum, der mit Siegen über Deutschland und Spanien so überraschend begonnen hatte. Kroatien hingegen trifft am Freitag (16.00 Uhr) auf Titelanwärter Brasilien, der sich im zweiten Achtelfinale am Montag souverän mit 4:1 gegen Südkorea durchsetzte.

Nicht durch Zufall im Achtelfinale

Nach Deutschland und Spanien sollte also auch der Vizeweltmeister folgen. Japan wollte seinen Erfolgslauf in Katar fortsetzen und peilte gegen Kroatien den nächsten Coup an. Trainer Zlatko Dalic war jedenfalls gewarnt: „Wenn jemand Spanien und Deutschland schlägt, kann das kein Zufall sein. Das ist eine große Gefahr. Ich erwarte einen großen Kampf“, sagte Kroatiens Teamchef.

Japan hat bisher drei WM-Achtelfinal-Spiele bestritten und alle verloren. Die Niederlage vor vier Jahren in Russland gegen Belgien hing besonders nach, da man nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3 ausschied. Diesmal wollten es die Asiaten schlauer angehen, und entsprechend abwartend begannen sie das Match. Zu Beginn vielleicht etwas zu passiv.

Japan folgt dem WM-Trend

Nach einem schweren Fehler von Takehiro Tomiyasu hatte Perisic die erste gute Tormöglichkeit des Spieles. Kroatien hatte in der Folge mehr Ballbesitz, war vor dem Tor gefährlicher. Japan probierte sein Glück, wie von der Technikkommission des Internationalen Fußballverbands (FIFA) bereits als WM-Trend erkannt, vor allem über die Flanken, weil die Mitte des Spielfeldes von den Teams immer konsequenter verteidigt wird. Mit präzisen Pässen in die Spitzen sollte die Schnelligkeit der Offensivspieler genutzt werden.

1:0 für Japan durch Maeda (44. Minute)

Nach einem Eckball trifft Daizen Maeda verdient zum 1:0 für Japan.

Mit Fortdauer der Partie wurden die Angriffe der „Samurai Blue“ druckvoller. Die beste Chance hatte Frankfurt-Legionär Daichi Kamada (41.) mit einem Schuss. In der 43. Minute machte sich der Offensivdrang bezahlt. Nach einer hohen Flanke nach einem kurz abgespielten Corner von rechts in den Strafraum nutzte Daizen Maeda von Celtic Glasgow die Möglichkeit und netzte zur ersten japanischen Führung bei dieser WM ein.

Kroatien schlägt zurück

Zehn Minuten nach Wiederanpfiff war dann wieder alles offen. Perisic setzte nach Flanke von Dejan Lovren einen wuchtigen und präzisen Kopfball aus zwölf Metern genau an Shuichi Gonda vorbei ins untere Eck zum 1:1 (55.). Japan schlug fast postwendend zurück. Wataru Endos Weitschuss drehte Livakovic jedoch über das Tor.

Ausgleich für Kroatien (55. Minute)

Sehenswerter Kopfball aus großer Distanz von Ivan Perisic zum 1:1.

Japan ließ sich wieder zurückfallen, und Kroatien kam auf. So verhinderte Gonda mit einer Weltklasseabwehr bei einem herrlichen Schuss von Luka Modric die mögliche Führung der Kroaten. (63.). Einen Schuss von Perisic in der 77. Minute fälschte Tomiyasu noch zur Ecke ab. Das berühmte „Momentum“ war zu diesem Zeitpunkt bei den Europäern.

90 Minuten sind zu wenig

Auch wenn beide Teams noch nicht den Eindruck machten, als würden sie auf Zeit spielen, steuerte die Partie dennoch zusehends auf die erste Verlängerung bei diesem Turnier zu. Japan schien noch genügend Energie für schnelle Gegenstöße zu haben und brachte mit dem Ex-Salzburger Takumi Minamino auch noch frische Kräfte für das Finish.

Sehenswerte Parade von Gonda (63. Minute)

Shuichi Gonda kann sich auszeichnen.

Doch vor allem Kroatien war nicht mehr aktiv in der Offensive an der Partie beteiligt. Erst in der 90. Minute gab es in der fair geführten Partie die erste Gelbe Karte. Der in Linz gebürtige Mateo Kovacic sah sie nach einer rüden Attacke an Junya Ito auch zu Recht. Nach vier Minuten Nachspielzeit war klar: In der regulären Spielzeit wird es heute keinen Sieger geben. Schiedsrichter Ismail Elfath pfiff zur Verlängerung ab.

Japan aktiver in der Verlängerung

Die Kroaten kennen sich mit Überstunden aus, denn auf dem Weg ins Finale der WM 2018 in Russland waren immer Überstunden nötig. Zweimal siegte Kroatien im Elfmeterschießen, im Semifinale wurde England in der Verlängerung bezwungen.

Japan wirkte auch bei der Fortsetzung zunächst spritziger. Bei Kroatien verließ Kapitän Modric den Platz, auch Kovacic musste gehen. Offenbar fehlte bei den Stars etwas die nötige Energie für die Herausforderung der zusätzlichen 30 Minuten. Höhepunkte hatte die erste Hälfte fast keine zu bieten, mit Ausnahme eines zu zentral platzierten Schusses von Kaoru Mitoma, den Livakovic parieren konnte (104.).

Livakovic im Elferschießen abgebrüht

Zlatko Dalic überraschte in der Verlängerung weiter mit seinen Wechsel. Auch Perisic, der bis dahin torgefährlichste Kroate, wurde ausgetauscht. Damit hatte der Vizeweltmeister die bei einer Verlängerung erlaubten sechs Wechsel vorgenommen. Ein Schuss von Lovro Majer strich in der Verlängerung der Verlängerung am japanischen Tor vorbei, damit war das entscheidende Elfmeterschießen besiegelt.

Mario Pasalic
IMAGO/Pro Shots
Mario Pasalic schickte Shuichi Gonda in die falsche Ecke und Kroatien damit ins Viertelfinale

Dort machten die Japaner allerdings fast alles falsch. Dreimal scheiterten sie an Livakovic, was teils nicht nur am kroatischen Goalie lag, sondern auch an den zu schwachen Schüssen. Für Kroatien agierte nur Marko Livaja zu lässig, der mit seinem Versuch die Stange traf. Nikola Vlasic, Marcelo Brozovic und Mario Pasalic hingegen verwerteten eiskalt und sicherten dem Vizeweltmeister den Einzug ins Viertelfinale.

Stimmen zum Spiel:

Zlatko Dalic (Trainer Kroatien): „Alle unsere Probleme hat Livakovic gelöst. Wir hatten einen fantastischen Tormann. Er war großartig, er hat die Elfmeter auf beeindruckende Art und Weise gehalten. Ich habe den Burschen nichts vorzuwerfen, sie haben ihr Bestes gegeben und das Spiel großartig geführt. Das ist ein Gegner, der Spanien und Deutschland besiegt hat.“

Dominik Livakovic (Tormann Kroatien, drei gehaltene Elfmeter): „Es liegt am Instinkt und an der Analyse der Schützen. Ein Elfmeterschießen ist immer eine unsichere Sache und sehr riskant. Die Schüsse waren nicht schwierig zu halten, aber sie waren hart geschossen.“

Livakovic war bei der WM 2018 in Russland als Ersatztorwart dabei, als Subasic drei Paraden im Elfmeterschießen gegen Dänemark gelungen waren. „Wir haben die Tradition von vor vier Jahren fortgesetzt.“

Hajime Moriyasu (Trainer Japan): „Das Resultat ist unglücklich für uns. Aber die Spieler können zuversichtlich sein, weil sie auf der größten Bühne mitgehalten haben. Ich hoffe, sie machen so weiter. Der japanische Fußball kann weiter wachsen. Wir haben das Viertelfinale nicht erreicht und konnten diesen Meilenstein nicht setzen. Aber wir haben gegen Spanien und Deutschland gewonnen, das sind ehemalige Weltmeister. Japan kann große Siege auf der Weltbühne einfahren. Die Spieler haben eine neue Ära begründet.“

Maya Yoshida (Kapitän Japan): „Wir haben während des gesamten Turniers eine starke Leistung gezeigt, haben Deutschland und Spanien geschlagen und es gegen den Finalisten von 2018 bis ins Elfmeterschießen geschafft. Ich bin sehr stolz auf unser Team.“

FIFA WM 2022, Achtelfinale

Montag:

Japan – Kroatien 1:1 n. V. (1:1, 1:0) 1:3 i. E.

Al-Wakrah, Al Janoub Stadium, 42.523 Zuschauer, SR Elfath (USA)

Torfolge:
1:0 (44.) Maeda
1:1 (55.) Perisic

Elfmeterschießen:
0:0 – Minamino scheitert an Livakovic
0:1 – Vlasic lässt Gonda keine Chance
0:1 – Livakovic hält auch Mitomas Schuss
0:2 – Brozovic trifft zentral
1:2 – Asona hält Japan im Rennen
1:2 – Livaja zu lässig an die Stange
1:2 – Yoshida zu schwach, Livakovic hält
1:3 – Pasalic verwertet

Japan: Gonda – J. Ito, Tomiyasu, Yoshida, Taniguchi, Nagatomo (64./Mitoma) – Morita (106./Tanaka), W. Endo – Doan (87./Minamino), Maeda (64./Asano), Kamada (75./Sakai)

Kroatien: Livakovic – Juranovic, Lovren, Gvardiol, Barisic – Brozovic – Modric (99./Majer), Kovacic (99./Vlasic) – Kramaric (68./Pasalic), Petkovic (62./Budimir/106./Livaja), Perisic (106./Orsic)

Gelbe Karten: keine bzw. Kovacic, Barisic

Die Besten: Maeda, Ito, Doan bzw. Perisic, Modric, Barisic