der kroatische Tormann Dominik Livakovic hält einen Elfmeter
AP/Luca Bruno
FIFA WM 2022

Kroatiens Goalie sorgt für Deja-vu

Kroatien steht bei der WM-Endrunde in Katar zum dritten Mal nach 1998 und 2018 zumindest im Viertelfinale. Zu verdanken hat das der Noch-Vizeweltmeister vor allem Dominik Livakovic. Der Tormann von Dinamo Zagreb wurde nach einem 1:1 nach 120 Minuten gegen Japan beim entscheidenden 3:1 im Elfmeterschießen mit drei gehaltenen Penaltys zum Sargnagel für die „Blue Samurai“ und sorgte für ein kroatisches Deja-vu.

Dass Livakovic gegen die Japaner gleich drei Elfmeter parieren konnte, war eine erstaunliche Parallele zum Turnier von vor vier Jahren. Bei der WM in Russland musste Kroatien im ersten Spiel der K.-o.-Phase ebenfalls ins Penaltyschießen. Der Gegner hieß damals Dänemark. Und wie die Japaner scheiterten seinerzeit auch die Dänen gleich dreimal am kroatischen Torhüter.

In Russland durfte Livakovic noch von der Bank aus zusehen, wie Danijel Subasic den Dänen den Nerv zog. Diesmal konnte sich der 27-Jährige, der im Herbst mit Dinamo Zagreb auch zweimal gegen Red Bull Salzburg im Einsatz war, selbst in die WM-Geschichtsbücher eintragen. Denn drei Penaltys abzuwehren, das hat neben den beiden Kroaten in der WM-Historie zuvor nur der Portugiese Ricardo geschafft – 2006 gegen England.

Kroaten schlagen Japaner im Elferschießen

Kroatien steht als fünfte Mannschaft bei der WM in Katar im Viertelfinale. Die Entscheidung im Achtelfinal-Duell gegen Japan fiel am Montag nach einer offenen Partie und dem Stand von 1:1 nach 120 Minuten erst im Elfmeterschießen.

„Kroatiens Torhüter war einfach großartig“

„Alle unsere Probleme hat Livakovic gelöst“, sagte Kroatiens Trainer Zlatko Dalic nach dem Spiel. „Wir hatten einen fantastischen Torhüter. Er war großartig, er hat die Elfmeter auf beeindruckende Art und Weise gehalten.“ Sein japanisches Gegenüber Hajime Moriyasu lobte Livakovic ebenfalls in großen Tönen: „Ich glaube, Kroatiens Torhüter war einfach großartig“, gestand der japanische Teamchef.

Der kroatische Schlussmann gab sich hingegen bescheiden: „Die Schüsse waren nicht schwierig zu halten, aber sie waren hart geschossen“, so Livakovic. In der regulären Spielzeit war der Schlussmann kurz vor der Pause gegen Daizen Maeda (43.) zwar chancenlos gewesen, davor und danach hatte Livakovic sein Team aber im Spiel gehalten. Ivan Perisic gelang in der 55. Minute schließlich der Ausgleich für die Kroaten.

Die kroatischen Spieler jubeln mit Tormann Dominik Livakovic
APA/AFP/Ina Fassbender
Livakovic durfte sich nach seiner Vorstellung im Elfmeterschießen zu Recht von seinen Teamkollegen herzen lassen

Auffällige Parallelen zu 2018

Kroatien erwies sich in der Folge so wie schon vor vier Jahren als Spezialist für Überstunden. Denn 2018 ging nach dem Achtelfinale auch das Viertelfinale gegen Gastgeber Russland ins Penaltyschießen – mit Happy End für die Kroaten. Im Semifinale wurde schließlich England mit 2:1 in der Verlängerung besiegt. Erst im Endspiel fand man in Frankreich mit 2:4 in der regulären Spielzeit seinen Meister.

„Wir haben die Tradition von vor vier Jahren fortgesetzt“, sah auch der Matchwinner gegen die Japaner die offensichtlichen Parallelen zu 2018. Auch wenn Livakovic gerne erneut das Endspiel erreichen würde, so würde er auf eine Wiederholung der Ereignisse lieber verzichten. „Es ist wichtig zu siegen. Besser ist es, das vorher zu lösen. Ein Elfmeterschießen ist immer riskant“, sagte Kroatiens neuer Elfmeterheld.

Müde Vorstellung wirft Fragen auf

Als nächste Hürde baut sich vor den Kroaten am kommenden Freitag (16.00 Uhr) Brasilien auf, das im Achtelfinale mit Südkorea mit 4:1 kurzen Prozess gemacht hat. Im Gegensatz dazu präsentierte sich der Vizeweltmeister gegen Japan trotz des glücklichen Ausganges nicht wie ein Titelkandidat. „Wir waren nicht auf unserem normalen Niveau“, sagte auch Kapitän Luka Modric, der in der Verlängerung ausgewechselt wurde.

Von der internationalen Presse wurden die uninspirierten Kroaten jedenfalls zerlegt. „Ein Schatten der WM 2018“, schrieb die „New York Times“, „Kroatien erstrahlt nicht mehr“, befand die französische „L’Equipe“ und die spanische „Marca“ urteilte „Kroatien war steril“. Unabhängig vom Gegner Brasilien sehen auch die internationalen WM-Experten Kroatien nach den bisherigen Leistungen im Viertelfinale als chancenlos an. „Ich wäre nicht besonders beunruhigt, wenn ich jetzt gegen sie spielen müsste“, meinte stellvertretend der frühere englische Torjäger Alan Shearer.

Teamchef Dalic ließ die Pressemeinung aber kalt. „Es ist kein Fifty-Fifty-Spiel, aber wir sind auch keine Außenseiter. Wir werden versuchen, gut zu sein“, sagte der Trainer mit Blick auf Brasilien. Auch Dejan Lovren, der die Maßflanke zum Ausgleich von Perisic geschlagen hatte, sah Kroatien auf dem richtigen Weg: „Wir haben einfach diese Extraerfahrung von damals. Wir haben der Welt gezeigt, dass wir wieder genau in der Spur sind und dass 2018 nicht einfach nur Glück war. Wir haben der Welt gezeigt, dass wir richtig gut sind.“

Japans Traumturnier ohne Happy End

Für Japan endete das WM-Abenteuer, auch beim vierten Anlauf ins Viertelfinale aufzusteigen, bereits in der Runde der besten 16. Und das, nachdem man in der Vorrunde in einer Gruppe mit Spanien und Deutschland sensationell als Spitzenreiter ins Achtelfinale eingezogen war. Entsprechend lang waren die japanischen Gesichter nach dem Aus. „Wir haben Deutschland und Spanien besiegt, das war eine großartige Leistung. Wir wollten unter die letzten Acht, das haben wir nicht geschafft. Das ist enttäuschend“, sagte Wataru Endo nach dem Krimi gegen den WM-Zweiten von 2018.

Für Teamchef Moriyasu haben seine „Samurai“ in Katar trotzdem „eine neue Ära“ im japanischen Fußball gestartet. „Wir haben das Viertelfinale nicht erreicht und konnten diesen Meilenstein nicht setzen. Aber wir haben gegen Spanien und Deutschland gewonnen, das sind ehemalige Weltmeister. Japan kann große Siege auf der Weltbühne einfahren“, sagte der 54-Jährige.