Ex-DFB-Teamdirektor Oliver Bierhoff
IMAGO/Ulmer/Teamfoto/Markus Ulmer
Fußball

Bierhoff-Aus eröffnet DFB-Personaldebatte

Der Rücktritt von Oliver Bierhoff als Direktor des Deutschen Fußballbundes (DFB) nach dem WM-Debakel von Katar am Montag hat eine emotionale Personaldebatte losgetreten. So machen nicht nur die Namen vieler potenzieller Kandidaten die Runde, auch Teamchef Hansi Flick stellt seine eigene Zukunft nach dem Aus von Vertrauensmann Bierhoff infrage.

Flick machte jedenfalls unmittelbar nach Bierhoffs Abschied vom DFB keinen Hehl daraus, wie er zum Aus seines langjährigen Weggefährten steht. „Meinem Trainerteam und mir fällt im Moment die Vorstellung schwer, wie die durch Olivers Ausscheiden entstehende Lücke fachlich und menschlich geschlossen werden kann“, äußerte sich der 57-Jährige in einem sehr persönlich verfassten Statement auf der DFB-Homepage am Dienstag.

„Unsere Zusammenarbeit war immer von Loyalität, Teamgeist, Vertrauen und Zuverlässigkeit geprägt. Zusammenhalt war die DNA unseres Teams“, sagte Flick über sein Wirken an der Seite Bierhoffs. „Für mich persönlich war Oliver innerhalb des Teams mein erster Ansprechpartner und Freund. Wir hatten als gemeinsames Ziel das Projekt EM 2024 in Deutschland“, so Flick. Beide hatten bereits beim WM-Triumph 2014 in Brasilien mit dem damaligen Bundestrainer Joachim Löw ein erfolgreiches Team gebildet.

Ex-DFB-Teamdirektor Oliver Bierhoff und DFB-Teamchef Hansi Flick
APA/AFP/Ina Fassbender
Mit Bierhoff (l.) verlor Flick einen langjährigen Weggefährten

Prominente Kandidatenliste

Einen Rücktritt hatte Flick unmittelbar nach dem Turnier-Aus vergangene Woche im Presseraum des Al Bayt Stadiums von al-Chaur nach dem nutzlosen 4:2 gegen Costa Rica abgelehnt. Nun macht der bei seinem ersten Turnier gescheiterte Bundestrainer zumindest zwischen den Zeilen klar, dass er die Heim-EM 2024 nur in Angriff nehmen will, wenn er einen aus seiner Sicht verlässlichen Partner an seiner Seite haben wird. Bierhoff bleibt für ihn die Relevanzgröße.

Die Liste an in den Medien gehandelten Kandidaten als Nachfolger des EM-Goldtorschützen von 1996 für einen notwendigen Neuanfang der deutschen Nationalmannschaft nach dem Vorrunden-Aus in Katar ist jedenfalls lang. Auf ihr befinden sich ältere ehemalige Stars wie Matthias Sammer, Lothar Matthäus und Fredi Bobic genauso wie Mitglieder der Weltmeistermannschaft von 2014 wie Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm.

Krisengipfel am Mittwoch

Bei dem für diesen Mittwoch anvisierten Krisengipfel wird Bundestrainer Flick jedenfalls die Gründe für das nächste WM-Scheitern nun allein erklären müssen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte unmittelbar nach dem blamablen Vorrunden-Aus eine Sitzung mit ihm selbst, Bierhoff, Flick und Hans-Joachim Watzke als Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL) angekündigt. Erst wenn „die Analyse beendet ist“, hatte Neuendorf betont, wolle man „auch mit einem Ergebnis“ an die Öffentlichkeit gehen.

Das erste Ergebnis stand bereits vier Tage nach dem WM-K.-o. fest: Bierhoff ist nicht länger Direktor im DFB. Der 54-Jährige verlässt nach 18 Jahren den Verband, beide Parteien verständigten sich auf eine Auflösung des bis 2024 laufenden Vertrages. „Oliver Bierhoff hat sich in 18 Jahren seiner Tätigkeit erhebliche Verdienste um den deutschen Fußball erworben“, sagte Watzke, in Personalunion DFB-Vizepräsident und Geschäftsführer von Borussia Dortmund, auf dpa-Anfrage: „Dafür gebührt ihm Respekt, Anerkennung und Dank!“

Bei seinen Abschiedsworten ließ Bierhoff Stolz auf seine Arbeit, aber auch Selbstkritik anklingen. In den vergangenen vier Jahren habe man es „nicht geschafft, an frühere Erfolge anzuknüpfen und den Fans wieder Grund zum Jubeln zu geben“. Einige Entscheidungen hätten sich „nicht als die richtigen“ erwiesen. „Dafür übernehme ich die Verantwortung.“ Er mache nun „den Weg frei für neue Weichenstellungen“.