Lionel Messi (Argentinien)
APA/AFP/Alfredo Estrell
FIFA WM 2022

Messis Schwächen im Visier von „Oranje“

Die Niederlande türmen sich am Freitag (20.00 Uhr, live in ORF1) im Viertelfinale der WM von Katar als nächste hohe Hürde von Lionel Messi und Argentinien auf dem Weg zum ersehnten Titel für den Superstar auf. „Oranje“ will der „Albiceleste“ aber diesmal die Suppe versalzen. Und ausgerechnet etwaige Schwächen von Messi sind für Bondscoach Louis van Gaal der Schlüssel zum Erfolg.

„Natürlich ist Messi ihr gefährlichster und kreativster Spieler“, stellte Van Gaal in einem Interview mit dem TV-Sender NOS zwar klar, doch wo viel Licht, da auch viel Schatten, so der 71-Jährige: „Auf der anderen Seite beteiligt er sich nicht viel am Spiel, wenn der Gegner in Ballbesitz ist. Darin liegt unsere Chance.“ Wie schnell die Niederländer hingegen bei Ballbesitz umschalten können, bewiesen sie beim souveränen 3:1-Erfolg über die USA im Achtelfinale.

Nun sollen sich auch die Argentinier in einer Neuauflage des Semifinales der WM 2014 in Brasilien die Zähne ausbeißen. Damals gewannen Messis Argentinier gegen Van Gaals Niederländer im Elfmeterschießen, nachdem es nach 120 Minuten 0:0 gestanden war, auch weil Messi von „Oranje“ neutralisiert wurde. Der Superstar traf im Shootout (4:2) zwar als erster Schütze der Argentinier, war davor aber offensiv kaum in Erscheinung getreten. Im Kollektiv gelang es „Oranje“, den Spielgestalter auch mit Manndeckung nicht oft zur Wirkung kommen zu lassen.

Niederlande-Coach Louis van Gaal
Reuters/Annegret Hilse
Van Gaal dürfte sich das WM-Duell 2014 als Vorlage für seine Taktik gegen Messi hernehmen

Seine Kreise störte auch Daley Blind, der in Katar als einziger der damaligen „Elftal“ noch mit dabei ist. Virgil van Dijk gelang es mit Liverpool ebenfalls schon einmal, Messi alt aussehen zu lassen. 2019 war für den FC Barcelona im Semifinale der Champions League an der Anfield Road nach einem 0:4 Endstation. In seinen Erinnerungen an damals ging Van Dijk mit Van Gaals Annahme konform, warnte aber zugleich. „Das Schwierige an ihm ist, dass er, wenn wir attackierten, irgendwo entspannt herumstand. Dann musst du aber sehr aufpassen, weil immer nach ihm gesucht wird, wenn Gegenstöße kommen.“

Nicht ein Spieler entscheidend

Obwohl die Argentinier mehr als nur den Mann mit der Nummer zehn zu bieten haben, drehten sich seit Feststehen der Viertelfinal-Paarung die Fragen der niederländischen Medien nur um Messi. Die Spieler versuchten, das Thema aber auszublenden. „Das Spiel wird nicht von einem Spieler gewonnen“, sagte etwa Rechtsverteidiger Denzel Dumfries von Inter Mailand, der gegen die USA als Vorbereiter und Torschütze glänzte.

Nathan Ake sagte auf das bevorstehende Duell mit Argentiniens Superstar angesprochen, es sei „eine nette Aufgabe, ihn zu stoppen“. Wenig anfangen konnte der Innenverteidiger von Manchester City mit der Frage, ob er sich bei seinem Clubtrainer Josep Guardiola über Messi erkundigt habe. „Ich habe keinen Kontakt zu Guardiola gehabt. Aber ich bin mir sicher, dass er mir sagen würde, dass es ziemlich schwer wird“, meinte Ake knapp.

Ein Finale und ein Debüt

Bei Argentinien gegen die Niederlande werden jedenfalls auch unabhängig von Messi Erinnerungen an große Duelle wach. Fünf Weltmeisterschaftsbegegnungen zwischen der „Albiceleste“ und „Oranje“ gab es schon. Die berühmteste ging 1978 im WM-Finale in Buenos Aires über die Bühne, als sich Argentinien mit einem 3:1 in der Verlängerung gegen die von Ernst Happel trainierten Niederländer seinen ersten Titel sicherte.

Nur einmal standen sich die beiden Fußballgroßmächte in einer Gruppenphase gegenüber, diese Partie hatte aber indirekt auch Auswirkungen auf das nun anstehende Duell. Denn bei der Endrunde 2006 lief der damals vor seinem 19. Geburtstag stehende Messi beim 0:0 erstmals bei einer WM in der Startelf für Argentinien ein. Beim Turnier in Deutschland spielte der Jungstar aber noch keine große Rolle. Bei seiner letzten Endrunde schaut es ganz anders aus.