Fußballer Pepe (POR)
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FIFA WM 2022

Pepes Routine gibt Portugal Halt

Nach Portugals 6:1-Schützenfest im Achtelfinale der WM 2022 in Katar über die Schweiz war Dreifachtorschütze Goncalo Ramos das Gesprächsthema Nummer eins. Genauso wichtig wie der junge Goalgetter war aber mit Pepe, dank seiner Zweikampfführung und Kopfballstärke, auch der älteste Spieler im Trikot des Europameisters von 2016. Auch im Viertelfinale am Freitag (16.00 Uhr) gegen Marokko soll die Routine des fast 40-Jährigen der Mannschaft den nötigen Halt geben.

Der am 26. Februar 1983 als Kepler Laveran de Lima Ferreira im brasilianischen Maceio geborene Pepe hatte im Achtelfinale nicht nur als Abwehrchef und Torschütze zum 2:0 eine Schlüsselrolle gespielt. Der 39-Jährige, der nur auf dem Platz den grimmig dreinschauenden Abräumer gibt, vertrat gegen die Schweiz auch Superstar Cristiano Ronaldo mit Bravour. Weil sein prominenter Teamkollege überraschend nicht von Beginn an spielte, sprang Pepe als Kapitän ein.

Mit seiner Routine von nun vier Welt- und vier Europameisterschaften ging der 132-fache Teamspieler als Leitwolf voran. Seine sieben Klärungsaktionen gegen die Schweiz waren Bestwert, dazu kamen vier Blocks und ein Tackling. Auch seine insgesamt 49 Pässe bedeuten einen Spitzenplatz im Vergleich. Das 2:0 mit einem wuchtigen Kopfball machte Pepe auch zum ältesten Torschützen in einem K.-o.-Spiel einer WM. Zum zweitältesten WM-Torschützen überhaupt und zum drittältesten Feldspieler kürte sich der Spieler des FC Porto ebenfalls.

Pepe (POR) im Zweikampf mit Xherdan Shaqiri (SWI)
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Pepe (l.) ging gegen die Schweiz in den Zweikämpfen gewohnt robust zur Sache

„Das Geheimnis ist seine Arbeit und seine Konzentration“, sagte Teamkollege Otavio zu dem Umstand, dass Pepe noch immer auf höchstem Niveau mithalten kann. „Er ist ein Monster. Pepe ist zwar schon 39, aber auch die geistige Verfassung ist wichtig“, meinte auch Teamchef Fernando Santos. Laut Pepes Clubtrainer bei Porto Sergio Conceicao sei es die Freude, die der Verteidiger auf den Platz bringt, die auf seine Mitspieler, egal welches Alters, „ansteckend“ wirke.

Vermittler auch abseits des Platzes

Teamchef Santos hob auch Pepes „große Rolle“ abseits des Platzes hervor. Denn bei der Degradierung von Ronaldo zum Bankdrücker nahm der gebürtige Brasilianer ebenfalls die Rolle des Vermittlers ein: „Cris (Ronaldo, Anm.) weiß sehr gut, und der Trainer hat es sehr deutlich gemacht, dass wir das Wichtigste sind. Es war eine Entscheidung des Trainers, und wir müssen sie respektieren.“ Ronaldos Status in Portugals Team stellte Pepe aber nie infrage. Bei Ronaldos Einwechslung gegen die Schweiz übergab der Verteidiger ihm sofort die Kapitänsschleife – obwohl er selbst bis zum Schluss auf dem Platz blieb.

Pepe zusammen mit Cristiano Ronaldo
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Bei dessen Einwechslung wurde Ronaldo von Pepe sofort zum Kapitän gemacht

Pepes eigener WM-Einsatz war nach einer Knieverletzung lange offen gewesen, erst Mitte November meldete er sich wieder fit und hatte einen ersten Kurzeinsatz im Verein. „Als ich mich verletzt habe, konnte ich nicht schlafen. Ich wollte so schnell wie möglich wieder fit werden für die WM, um meinem Nationalteam zu helfen“, sagte der 39-Jährige, der nach Stationen bei Real Madrid und Besiktas Istanbul seit 2019 wieder beim FC Porto spielt. Der Traditionsclub aus der zweitgrößten Stadt des Landes war von 2004 bis 2007 auch die erste Station des gebürtigen Brasilianers in Portugal.

Im Februar feiert Pepe seinen 40. Geburtstag, doch über sein Karriereende hat er sich noch keine Gedanken gemacht. „Ich kann nicht sagen, ob es meine letzte WM sein wird“, sagte er. Europameister 2016 ist er bereits, dazu kommen zahlreiche Clubtitel, etwa drei Siege in der Champions League mit Real Madrid. Bis zu einem möglichen WM-Triumph als Krönung seiner Karriere denkt er aber noch nicht. „Ich bin hier, um das Turnier zu genießen.“