Gerhard Milletich (OEFB)
GEPA/Walter Luger
ÖFB

Ethikkomitee prüft Causa Milletich

Auch eine mehr als viereinhalbstündige Sitzung des Präsidiums des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) am Donnerstag zu den Vorwürfen gegen Präsidenten Gerhard Milletich hat kein Ende der Causa gebracht. Allerdings soll nun das Ethikkomitee der Bundesliga prüfen, ob Milletich seine Position als Verbandschef für den Gewinn von Anzeigenkunden für sein Verlagshaus nutzte oder nicht.

„Ich bin sehr froh, dass sich eine unabhängige Kommission dieser Causa annehmen wird“, wurde Milletich in einer Verbandsaussendung zitiert. „Ich habe immer alles transparent dargelegt und werde auch gegenüber dem Ethikkomitee der Bundesliga so auftreten.“ Vorsitzender des siebenköpfigen Komitees ist der pensionierte Richter Wolfgang Pöschl, der zuletzt unter anderem dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur „Ibiza“-Affäre sowie dem ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss als Verfahrensrichter vorgestanden ist.

Einziger Tagesordnungspunkt der Präsidiumssitzung in einem Hotel im Wiener Prater waren die Vorwürfe gegen Milletich, von denen im Oktober zuerst das Nachrichtenmagazin „News“ und die Tageszeitung „Kurier“ berichtet hatten. Auch andere Präsidiumsmitglieder dürften recherchiert haben. „Es sind neue Sachverhalte dargelegt worden“, wurde Wolfgang Bartosch, der Präsident des steirischen Landesverbandes, nach der Sitzung in der APA zitiert. Sie kamen, wie angekündigt, von Oberösterreichs Verbandschef Gerhard Götschhofer. Dieser ist wie Tirols Josef Geisler und Salzburgs Herbert Hübel ein bekennender Milletich-Gegner.

Ethikkomitee prüft Causa Milletich

Der ÖFB kommt weiter nicht zur Ruhe. Die Vorwürfe gegen Präsident Gerhard Milletich, seine Position als Verbandschef für den Gewinn von Anzeigenkunden für sein Verlagshaus genutzt zu haben, wird nun das Ethikkomitee der Fußballbundesliga prüfen.

„Unterschiedliche Interpretationen“

Bartosch sprach von „unterschiedlichen Interpretationen“, die es nach wie vor gebe. Der Vorschlag, das eigene Ethikkomitee mit der Prüfung der Angelegenheit zu betrauen, sei schließlich von den Vertretern der Bundesliga – sie stellt deren vier im ÖFB-Präsidium – gekommen. Er wurde laut APA-Meldung mit einer Gegenstimme angenommen. Der ÖFB schrieb in seiner kurzen Stellungnahme von einem Beschluss „mit überwiegender Mehrheit“. Das Ergebnis der Untersuchung werde dem Präsidium übermittelt. Ergebnisse sollen laut Bartosch im Jänner vorliegen. „Sie werden relativ rasch arbeiten.“

Gerhard Goetschhofer
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Götschhofer machte aus seiner Gegnerschaft zum ÖFB-Präsidenten noch nie einen Hehl

Mit der Einsetzung eines neutralen Gremiums zur Prüfung des Sachverhaltes kam der ÖFB aber zumindest einem Wunsch von Sportminister Werner Kogler (Grüne) nach. Der Vizekanzler hatte im November in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „profil“ empfohlen, „eine objektive Kommission zur Klärung der Vorwürfe“ einzusetzen. Der Mailverkehr solle offengelegt werden, so der Wunsch des Grünen-Chefs. Kogler: „Als Fördergeber erwarte ich mir, dass der ÖFB etwas schafft, damit die Mitglieder wieder Vertrauen fassen können.“

Infrastrukturprojekt an der Kippe

Bereits kommende Woche tritt das Präsidium, dem neben Milletich und den Chefs der neun Landesverbände auch vier Vertreter der Bundesliga angehören, ein weiteres Mal zusammen, dann nicht mehr außerordentlich. Am 16. Dezember geht es auch um die Zukunft des größten Infrastrukturprojektes in der Geschichte des größten heimischen Sportfachverbandes. In Wien-Aspern sollen unter anderem ein Trainingszentrum und eine neue ÖFB-Geschäftsstelle entstehen.

Eine Entscheidung zu einem möglichen Bau scheint wohl noch in diesem Jahr getroffen werden müssen, zumal mit Jahresende Preisgarantien verfallen. Auch die bestehenden Förderzusagen von Bund und Stadt Wien, die sich ursprünglich mit je einem Drittel der Kosten beteiligen wollten, müssten wohl neu verhandelt werden. Milletich ist im Gegensatz zu Götschhofer, Geisler und Hübel ein klarer Befürworter des noch vom früheren ÖFB-Präsidenten Leo Windtner initiierten Projektes.

Noch keine Klage eingereicht

Mit dem „Kurier“ liefert sich Milletich inzwischen eine rechtliche Auseinandersetzung. Über deren Status informierte der Anwalt des ÖFB-Chefs das Präsidium. „Es ist formal noch keine Klage eingereicht, sondern ein Antrag auf Gegendarstellung“, berichtete Bartosch. Dass Milletich keine medienrechtlichen Schritte eingeleitet habe, stimme jedoch nicht. „Er wird das auch weiterhin verfolgen, es sind alle Schritte eingeleitet.“ Man müsse aber auch Fristenläufe etc. berücksichtigen.