Jude Bellingham (ENG)
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FIFA WM 2022

Jungstars drängen ins Rampenlicht

Die einen sind am Sprung, die anderen fangen erst an: Während Superstars wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo ihre letzte Weltmeisterschaft spielen, drängen Jungspunde in Katar bereits bei ihrer ersten Endrunde ins Rampenlicht. Englands Jude Bellingham, Argentiniens Enzo Fernandez sowie Deutschlands Jamal Musiala gehört dabei die Zukunft.

Alleine vom Alter her würde Kylian Mbappe mit seinen 23 Lenzen noch in diese Kategorie fallen, aber der französische Ausnahmespieler hat sich längst in die Superstarriege eingefügt. „Und wir haben immer noch nicht das Beste von Kylian gesehen“, sagte Olivier Giroud über den Führenden in der WM-Torschützenliste. Weltmeister Frankreich stehen überhaupt weitere goldene Jahre ins Haus: Im Mittelfeld zieht Aurelien Tchouameni (22) bereits die Fäden. Sein Teamkollege bei Real Madrid, Eduardo Camavinga (20), muss wie beim Club auf seine Chance für größere Einsätze warten, gilt aber weitgehend als Supertalent.

Apropos Real: Bei Spaniens Meister sind mit Vinicius junior (22) und Rodrygo (20) zwei Brasilianer am Werk, die auf dem besten Weg sind, aus dem Schatten des Superstars Neymar zu treten. „Vini hat sich bei Real stets weiterentwickelt und zeigt das jetzt auch bei der WM“, sagte Kroatiens ebenfalls alternder Superstar Luka Modric, der mit dem Stürmer bei Real zusammenspielt. Beim FC Barcelona agieren wiederum mit Gavi (18) und Pedri (20) zwei spanische Taktgeber, die wie der deutsche Wirbelwind Musiala (19) bereits von der WM heimreisen mussten, aber auf denen viele Hoffnungen ruhen.

Vinicius Junior (BRA)
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Schon mehr als ein Jungstar: Vinicius jr. ist bei Real Madrid und Brasilien nicht mehr wegzudenken

Junge Portugiesen treten aus Ronaldos Schatten

Beim fulminanten 6:1 im Achtelfinale gegen die Schweiz konnte man sehen, was im Schatten von Portugals noch spielender Legende Ronaldo heranwuchs. Atletico Madrids Joao Felix (23) ist der Fußballwelt ohnehin schon länger ein Begriff, Benfica-Stürmer Goncalo Ramos (21) nach seinen drei Treffern gegen die Eidgenossen nun auch, und Rafael Leao (23) entwickelt sich nicht nur beim AC Milan auf der Außenposition stark. Im Zentrum ist Vitinha (22/PSG) gut unterwegs.

Bei dieser Endrunde ebenfalls hervorgetan haben sich auch Spieler, die noch nicht bei den ganz großen Topclubs untergebracht sind, aber kurz davor stehen: Der niederländische Stürmer Cody Gakpo (23) von PSV Eindhoven hat jedenfalls seinen Marktwert um drei WM-Tore gehoben – Manchester United soll an ihm dran sein. „Dinge können sich ändern, aber er bringt alles mit, um ein Star zu werden“, meinte sein Trainer Louis van Gaal vor dem Viertelfinale am Freitag gegen Argentinien (20.00 Uhr, live in ORF1). Kroatiens kompromissloser Verteidiger Josko Gvardiol (20) kann zuvor gegen Brasilien unterstreichen, dass RB Leipzig nur eine Zwischenstation ist.

Bellingham hat „alles, was es braucht“

Was England angeht, hat bei dieser Endrunde vor allem Bellingham die größte aller Fußballbühnen bislang fast perfekt bespielt. Der Dortmund-Profi stach beim 3:0 im Achtelfinale gegen Senegal in seiner Rolle als Spielmacher heraus, brillierte durch hohe Ballgewinne, kongeniale Pässe und ansatzlose Dribblings. Der Assist zur 1:0-Führung war dabei das i-Tüpfelchen eines sehenswerten Auftritts.

Nach Spielende wurde der Superstar von allen Seiten mit Lob überschüttet. Auch seine Mitspieler beteiligten sich mit anerkennenden Worten. „Er ist einer der besten Youngsters, definitiv. Ich habe ihn gestern vor dem Spiel schon gelobt. Er ist ein fantastischer Spieler. Er hat alles, was es braucht“, sagte Kapitän Harry Kane. Offensivspieler Phil Foden ging noch einen Schritt weiter: „Ich denke, er kann der beste Mittelfeldspieler der Welt werden.“

Foden (22), der bei Manchester City unter Startrainer Josep Guardiola spielt, gehört selbst zu den Hoffnungsträgern, sowie Bukayo Saka (21/Arsenal), der vor einem Jahr beim 1:0 im Testspiel gegen Österreich seinen ersten Länderspieltreffer erzielt hatte und bei der WM-Endrunde nun schon dreimal traf. Chelseas Offensivspieler Mason Mount und Connor Gallaghar sowie West Hams Defensivmann Declan Rice (alle 23) nähren die Hoffnungen auf den ersten Titel seit 1966.

Fernandez soll in Fußstapfen treten

Argentinien sucht unterdessen Superstarersatz für Lionel Messi, der definitiv keine weitere Weltmeisterschaft bestreiten wird. Einer, der das zumindest ansatzweise schaffen könnte, ist Enzo Fernandez. Der 21-jährige Offensivspieler hat bei dieser Endrunde schon sehenswert getroffen, Messi adelte seinen Landsmann auch bereits als „spektakulären Burschen“. Ab dem Polen-Match (2:0), dem ersten wirklich überzeugenden Argentinien-Auftritt, stand Fernandez in der Startelf – und wird das wohl auch gegen die Niederlande tun.

Enzo Fernandez (ARG)
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Enzo Fernandez wird von Messi als „spektakulärer Bursche“ bezeichnet

Fernandez spielt derzeit noch bei der aktuell erfolgreichen Mannschaft von Benfica Lissabon, die der ehemalige Salzburg-Trainer Roger Schmidt coacht und in der Champions League vor dem Starensemble von Paris Saint-Germain die Gruppe abschloss. Fernandez wird aber bereits als Kandidat für einen Wechsel zu Real Madrid gehandelt. Neben Fernandez hat auch Julian Alvarez (22) bei dieser WM mit zwei Toren aufgezeigt, der Stürmer ist bei Manchester City unter Vertrag.

Musiala trägt deutsche Hoffnungen nach WM-Aus

Einige Jungstars mussten bereits ihre Heimreise antreten. Dass aber etwa Spaniens Verband mit Luis de la Fuente den U21-Teamchef zum neuen Nationaltrainer beförderte, kommt bei dem Pool an Talenten nicht überraschend. Gavi und Pedri sind nur zwei, die herausstechen. Was in Ansu Fati (20) schlummert, zeigte er schon beim FC Barcelona.

Noch früher ausgeschieden ist Deutschland, das bekanntlich bereits nach der Gruppenphase die Segel streichen musste. Was sicherlich nicht an Jamal Musiala lag, auch wenn seine Abschlussstärke – gelinde gesagt – ausbaufähig war. Doch auch nach dem Achtelfinale führt der 19-Jährige etwa die Statistik an erfolgreichen Dribblings an. Von 36 gingen 19 auf – der zweitbeste Wert in der Kategorie ist 13 (Mbappe).

Jamal Musiala (GER)
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Trotz frühem Aus hat Deutschlands Jamal Musiala die Fußballwelt verzücken können

Und ähnlich wie Spanien hat Deutschland, das immerhin den aktuellen U21-Europameister stellt, weitere Spieler mit viel Potenzial im Köcher. Youssoufa Mokoko (18) steht am Anfang, der Ex-Salzburger Karim Adeyemi (20) ist schon weiter, und Kai Havertz (23) nähert sich längst der Elite. Für viele Superstars ist es die letzte Weltmeisterschaft, doch auch der Fußball nach Messi und Ronaldo ist verheißungsvoll.