Bernhard Reitshammer (AUT)
GEPA/Armin Rauthner
Schwimm-WM

Kleines Team hofft auf Überraschungen

Ein kompaktes sechsköpfiges österreichisches Team will bei den Weltmeisterschaften auf der Kurzbahn von Dienstag bis Sonntag in Melbourne für Überraschungen sorgen. Das Sextett rechnet sich auch ohne Felix Auböck, Aushängeschild des Österreichischen Schwimmverbands (OSV), Chancen aus. Das zählt vor allem für Simon Bucher und Bernhard Reitshammer, die bereits im Juni in Budapest schon auf der Langbahn gezeigt haben, wozu sie auf WM-Ebene fähig sind.

Reitshammer wurde bei der Langbahn-WM in Ungarn über 50 m Brust Vierter, Bucher über 100 m Delfin Sechster. Die Tiroler schlugen im August in Rom gemeinsam mit dem ebenso nach Australien gereisten Heiko Gigler sowie mit Valentin Bayer mit Staffel-EM-Bronze zu und setzen sich dementsprechend selbstbewusst für den „Showdown“ des Jahres die Latte hoch.

„Ziel ist klar eine Medaille“, sagte Bucher. „Ich habe bei den letzten Großevents gezeigt, dass ich vorne mitschwimmen kann.“ Sein Fokus liege auf 100 m Delfin – wobei er auch über 50 m Delfin und Rücken hoch einzuschätzen ist. Die Delfin-Konkurrenz trete recht geschlossen an, auch der 22-Jährige selbst musste nicht lange über den Trip nach „Down Under“ nachdenken. Die Kurzbahn habe für ihn den gleichen Wert wie die olympische Langbahn. „Es ist ein Wettkampf, bei dem man sich mit den Besten der Besten messen kann. Für mich gibt es da keinen Unterschied.“

Simon Bucher (AUT)
GEPA/Armin Rauthner
Delfin-Spezialist Bucher peilt bei der WM in Melbourne eine Medaille an

Trainingskollege Reitshammer sieht es ähnlich: „Wir haben einen großen Fokus auf die Kurzbahn-WM gelegt.“ Für das Training für die Langbahn-WM im Juli in Fukuoka in Japan bliebe noch genügend Zeit. Der 28-Jährige ist auf 50 und 100 m Brust sowie 100 m Lagen fokussiert. Reitshammer hat vor gut einem Jahr über 100 m Lagen Kurzbahn-EM-Bronze geholt, auch deswegen traut ihm OSV-Sportdirektor Walter Bär viel zu: „Er ist auf jeden Fall Finalaspirant, und warum soll er keine Medaille holen?“

Kraul- und Lagen-Spezialist Gigler hatte seine WM-Vorbereitung ab Ende September ein paar Wochen wegen einer Operation unterbrechen müssen. Der Kärntner tritt über 50 und 100 m Kraul sowie 100 m Lagen an. Nach schon wieder guten Zeiten bei den Staatsmeisterschaften Ende November bedarf es für Topplatzierungen bei der WM aber wohl einer Steigerung.

Herzog hat Auböck-Rekord im Blick

Der vierte männliche OSV-Athlet im Melbourne Sports and Aquatic Centre (MSAC) wird Jan Hercog sein, mit 1.500 m Kraul ist seine einzige Strecke gleich für Dienstag angesetzt. Der WM-Neunte im Freiwasser über 10 km hat in Blickrichtung Olympia auch die längste Beckendistanz ins Visier genommen. „Ich möchte im schnellen Umfeld schauen, was bei mir herausschaut“, sagte der Steirer. „Ich habe auch den österreichischen Rekord von Felix Auböck im Blick.“

Die Umstellung vom Freiwasser auf die Kurzbahn sei recht groß gewesen, wie Hercog glaubhaft machte. „Ich habe den Fokus auf die Wenden gelegt, und wir haben Videoanalysen gemacht, was Start und Wenden betrifft. Da kann man schon ordentlich etwas herausholen.“ Ab März geht es dann für ihn um das 10-km-Ticket für die Olympischen Spiele in Paris 2024.

Caroline Pilhatsch (AUT)
GEPA/Philipp Brem
Pilhatsch legt in Melbourne ihren Fokus auf ihre Paradestrecke 50 m Rücken

Staffel als Projekt für die Zukunft

Caroline Pilhatsch wurde vor vier Jahren in Hangzhou in China über 50 m Rücken Vizeweltmeisterin, auf diese Stecke setzt die Steirerin erneut. Für Bär ist der Sprint sozusagen eine „Wundertüte“: „Der 50er verzeiht keinen Fehler. Eine Kleinigkeit, und du bist weg. Es muss alles passen.“ Lena Kreundl als Sechste und Letzte im OSV-Bunde will vor allem bei 100 und 200 m Lagen angreifen. „Ein Semifinale ist auf jeden Fall drinnen. Ob es für ein Finale reicht, hängt auch von der Besetzung ab“, so die Oberösterreicherin.

Genannt wurde vom OSV auch für die Mixed-Staffel am Mittwoch über 4 x 50 m Lagen. Es starten Pilhatsch (Rücken), Reitshammer (Brust), Bucher (Schmetterling) und Kreundl (Kraul). „Wir haben hier nicht viele Starts und wollen unsere maximalen Möglichkeiten optimal nutzen. Trotz der kleinen Mannschaft schaffen wir eine Lagen-Mixed-Staffel. Eines unserer großen Ziele für die Zukunft sind Staffel-Projekte. Die EM-Bronzemedaille in Rom war ein erster großer Erfolg. Und hier haben wir eine weitere gute Möglichkeit“, meinte Bär dazu.

Auböck kann WM-Titel nicht verteidigen

Österreichs insgesamt zweite WM-Titelverteidigung in der Schwimmgeschichte nach jener von Markus Rogan für seinen Triumph 2008 über 200 m Rücken wird in Melbourne jedenfalls nicht stattfinden, denn Auböck fehlt. Er hatte vor einem Jahr in Abu Dhabi Gold über 400 m Kraul geholt. Dem 25-Jährigen wird jedoch in der WM-Woche an der Universität von Loughborough das Diplom zum Master der Politikwissenschaften überreicht. Seine Konzentration gilt schon den Langbahn-Weltmeisterschaften. Neben Auböck verzichten auch Bayer, Christopher Rothbauer und Lena Grabowski auf die Kurzbahn-WM in Melbourne.