Lionel Messi (Argentinien)
AP/Ebrahim Noroozi
FIFA WM 2022

Kroatien möchte Messis Traum beenden

Die Hoffnungen auf die „Hexa“ von Rekordweltmeister Brasilien hat Kroatien im Viertelfinale schon zunichte gemacht, nun will der Vizeweltmeister auch den Traum von Lionel Messi beenden. Dem Superstar, der bei der WM in Katar seine Karriere mit dem Titel krönen will, soll kein Platz zur Entfaltung gelassen werden. So lautet der Plan von Kroatiens Teamchef Zlatko Dalic vor dem Halbfinale am Dienstag (20.00 Uhr) in Lusail.

Argentinien hat von den jüngsten 41 Spielen nur eines – den WM-Start gegen Saudi-Arabien (1:2) – verloren und träumt seit Wochen vom dritten Titel nach 1978 und 1986. Teamchef Lionel Scaloni hat angesichts der Euphorie im eigenen Land die Erwartungen nun etwas gedämpft. „Wir wissen, dass ein ganzes Land uns unterstützt. Aber es ist immer noch ein langer Weg“, sagte der 44-Jährige. „Es wird sehr schwer gegen Kroatien, und wir dürfen uns nur darauf fokussieren.“

Die „Albiceleste“ ist gewarnt, nicht zuletzt nach dem Erfolg der Kroaten über den fünffachen Weltmeister Brasilien. „Sie haben vielen Mannschaften Probleme bereitet. Aber wir haben analysiert, wo sie verletzlich sind. Manchmal funktioniert das, manchmal nicht“, sagte Scaloni. Auch dass Argentinien bei der WM 2018 in Russland in der Gruppenphase gegen Kroatien mit 0:3 verloren hat, ist nicht vergessen.

WM-Halbfinale mit Messi und Modric

Am Dienstag kommt es zum WM-Duell zwischen Argentinien und Kroatien. Dabei treffen die beiden ehemaligen Weltfußballer Luka Modric und Lionel Messi aufeinander.

„Seitdem sind vier Jahre vergangen. Trotzdem ist Kroatien wieder im Halbfinale. Das bedeutet, dass sie sehr gute Arbeit geleistet haben“, sagte Linksverteidiger Nicolas Tagliafico. „Es gibt Ähnlichkeiten zu damals, aber sie haben jetzt andere Spieler mit anderen Eigenschaften. Ich denke, das wird ein ganz anderes Spiel.“

„Größte Aufmerksamkeit“ auf Messi

Bei Argentinien ist das Um und Auf unverändert Messi. Der 35-jährige ist keine Laufmaschine, er wartet vielmehr auf den richtigen Moment, um das Spiel zu beschleunigen, seine Mitspieler mit genialen Pässen einzusetzen oder selbst abzuschließen. „All den Details, wie wir Messi stoppen können, werden wir größte Aufmerksamkeit schenken. Er läuft nicht viel, er wartet, und wenn er den Ball bekommt, hat er Kraft, Energie“, analysierte Kroatiens Teamchef Dalic.

WM-Semifinale

Beginn 20.00 Uhr:

Argentinien – Kroatien

Lusail, Lusail Stadium, SR Orsato (ITA)

Mögliche Aufstellungen:

Argentinien: E. Martinez – Molina, Romero, Otamendi, Tagliafico – De Paul, Fernandez, Mac Allister – Di Maria, Messi, Alvarez

Kroatien: Livakovic – Juranovic, Lovren, Gvardiol, Sosa – Modric, Brozovic, Kovacic – Pasalic, Perisic – Kramaric

Er ist aber auch überzeugt, das richtige Mittel gegen den Superstar zu finden. „Wenn wir unsere Leistung aus dem Brasilien-Spiel wiederholen, wird er nicht den Raum haben, den er braucht“, erklärte der 56-Jährige die Taktik für das Halbfinale gegenüber Messi, der in Katar schon vier Tore und zwei Assists erzielt hat.

Kroatien setzt auf Modrics Präsenz

Aber Dalic hat ebenfalls einen Weltstar in seinen Reihen. Luka Modric ist so wie beim Finaleinzug vor vier Jahren auch im Alter von 37 Jahren noch der Motor im Spiel der „Vatreni“ (dt. „Feurigen“). Während sich Messis Anteil am Einzug ins Halbfinale in Zahlen niederschlägt, blieb Modric bei dieser WM noch ohne Scorerpunkt.

Der Weltfußballer von 2018 gilt aber als Taktgeber seines Teams, der sich trotz seines Alters immer noch für keinen Meter und keinen Zweikampf zu schade ist. Der Kroate verkörpert über 90 Minuten und darüber hinaus eine irrsinnige Präsenz auf dem Platz.

Kroaten strotzen vor Selbstvertrauen

Nach den Siegen im Elfmeterschießen über Japan und vor allem Brasilien strotzen die Kroaten jedenfalls vor Selbstvertrauen und sind zuversichtlich, das Finale am Sonntag gegen den Sieger zwischen Frankreich und Marokko zu erreichen. „Wir brauchen vor niemandem Angst zu haben“, sagte Josip Juranovic.

Der erneute Aufstieg ins Endspiel wäre für Teamchef Dalic „der größte Erfolg in unserer Geschichte“. Er wäre höher einzuschätzen wie die Finalteilnahme 2018, denn das beim nächsten Turnier zu wiederholen, sei „für das kleine Kroatien“ noch schwieriger als die große Überraschung vier Jahre zuvor.

Kroatien-Trainer Zlatko Dalic
Reuters/Dylan Martinez
Kroatiens Teamchef Zlatko Dalic ist in der Gunst seiner Landsleute noch einmal gestiegen

„Wir wollen mehr“

Mittlerweile hat Kroatien bei Weltmeisterschaften die Rolle eingenommen, die man früher den Deutschen zuschrieb: Es gibt Teams, die besser sind. Aber kaum eines, das so gut organisiert, so nervenstark und so schwer zu schlagen ist. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass Deutschland und Kroatien sich mittlerweile einen Rekord teilen: Beide haben bei Weltmeisterschaften je vier Elfmeterschießen bestreiten müssen – und kein einziges davon verloren.

„Es ist ein großer Erfolg für Kroatien, zum zweiten Mal nacheinander zu den besten vier Mannschaften der Welt zu gehören. Aber wir wollen mehr“, sagte Dalic. „Ich bin von Natur aus Optimist. Ich vertraue meinen Spielern. Wir spielen gegen das großartige Argentinien mit seinem Leader Lionel Messi. Aber sie stehen vielleicht etwas mehr unter Druck als wir.“