Ski alpin

Kilde hat in Gröden die Nase vorn

Aleksander Aamodt Kilde hat am Samstag in Gröden mit der optimalen Linie im Mittelteil die Traditionsabfahrt auf der Saslong für sich entschieden. Der Norweger feierte seinen 17. Weltcup-Sieg vor dem französischen Routinier Johan Clarey und dem Italiener Mattia Casse. Im Gegensatz zur verkürzten Abfahrt am Donnerstag hatten die Österreicher diesmal mit den Topplätzen nichts zu tun.

Bereits am Donnerstag fand in Gröden eine Abfahrt statt. Beim Ersatzrennen für Beaver Creek hatte am Ende Vincent Kriechmayr die Nase vorn. Der Österreicher konnte sich auf dem Treppchen gemeinsam mit Teamkollegen Matthias Mayer freuen, der Dritter wurde. Am Samstag reichte es für die ÖSV-Läufer nicht zu einem Platz in den Top Ten. Otmar Striedinger und Mayer belegten mit 1,24 Sekunden Rückstand auf Kilde ex aequo Rang zwölf.

Mayer hatte zumindest die zweitbeste Sektorzeit auf der Ciaslat nach Kilde. Daniel Hemetsberger (+1,94) und Vincent Kriechmayer (+1,95) verpassten als 31. bzw. 32. überhaupt die Weltcup-Ränge. „Ich bin grundsätzlich zufrieden“, meinte Olympiasieger Mayer im ORF-Interview. „Ciaslat war sehr gut, im Flachen und am Schluss habe ich noch ein bisserl Zeit liegen gelassen. Hier haben wir viel Zeit verloren auf Kilde und Clarey. Aber wir müssen das noch analysieren, dann werden wir auch den Grund finden.“

1. Aleksander Aamodt Kilde (NOR)
2. Johan Clarey (FRA)
3. James Crawford (CAN)

„Tempo raus“ als Schlüssel zum Erfolg

Der Super-G am Freitag war noch einem Schlechtwettereinbruch zum Opfer gefallen. Neben zentimeterweise Neuschnee belasteten auch die wärmeren Temperaturen die Piste, zudem hing Nebel über der Strecke. Am Samstag war jedoch alles bereit für einen der Klassiker im alpinen Ski-Weltcup der Herren. Kilde entschied das Rennen bei der Einfahrt Ciaslat für sich, die er wie kein Zweiter erwischte.

„Ich habe vor der Ciaslat Tempo weggenommen, deshalb hatte ich dann mehr Zeit für die Einfahrt. Das war der Schlüssel, hat gut gepasst.“ Lokalmatador Dominik Paris (42./+2,22) verpatzte seine Fahrt, wurde aber trotzdem vom Publikum gefeiert. Beat Feuz (18./+1,53) glitt elegant, aber zu langsam über die Kamelbuckel, und Saisondominator Marco Odermatt erlebte Höhen und Tiefen (7./+0,92), doch keiner fuhr so gut wie der 42-jährige Johan Clarey.

„Weihnachtsgeschenk“ für Clarey

Nach seiner Fahrt war klar: Viele Fahrer würden sich nicht mehr vor dem Franzosen einordnen. Neben Kilde hätte das beinahe aber Überraschungsmann Casse geschafft, der mit Startnummer 27 auf Platz drei (+0,42) raste. Der 32-jährige Italiener hatte bisher als beste Platzierung in der Abfahrt einen siebenten Rang stehen, erzielt 2021 in Gröden. Spannend wurde es auch nochmals, als mit Adrien Theaux der zweite französische Routinier und sein Landsmann Cyprien Sarrazin mit Nummer 61 für Topzeiten sorgten.

Die Sieger der Abfahrt Aleksander Aamodt Kilde (NOR), Johan Clarey (FRA) und Mattia Casse (ITA)
Reuters/Leonhard Foeger
Am Ende konnten auch Clarey (l.) und Casse (r.) nur Sieger Kilde (M.) applaudieren

Am Ende wurde der 38-jährige Theaux Vierter (+0,67) und Sarrazin Sechster (+0,87). „Zuerst war ich enttäuscht, als mich Kilde abgefangen hat, aber er ist einfach der Beste in der Abfahrt“, so Clarey im ORF. „Ein guter Start ist hier wichtig, im Flachen muss man dabei sein, Glück bei den Verhältnissen spielt auch eine Rolle. Aber ohne Speed ganz oben geht es sich mit dem Podest nicht aus. Jetzt bin ich zufrieden. Mit 42 Jahren auf dem Podest zu sein, ist sehr gut. Ein schönes Weihnachtsgeschenk.“

ÖSV-Abfahrer mit fehlerhaften Fahrten

Österreichs Abfahrer machten sich kein Geschenk. Auch wenn sich Christopher Neumayer mit Startnummer 47 und Julian Schütter mit 58 noch überraschend Rang 29 (+1,90) teilten. Ihre Fahrten waren so wie jene der anderen ÖSV-Starter nicht geeignet, um viele Weltcup-Punkte zu holen. Hemetsberger meinte zu seinem Auftritt: „Keine Ahnung, warum ich oben so viel verloren habe. Scheint bei mir ein Naturgesetz zu sein. Ciaslat war klar, da bin ich in der Prärie herumgefahren. Zu viel angeschoben, mit Müh und Not und allem Ehrgeiz das Tor erwischt, aber ich war halt irgendwo. Da kann die Zeit nicht mehr gut sein.“

Donnerstag-Sieger Kriechmayr wusste ebenfalls, woran es diesmal mangelte: „Bis zur Ciaslat war es nicht schlecht, aber sicher nicht so gut wie beim Sieg. Bei der Einfahrt war ich übermotiviert, ich hätte bei der Rechtskurve davor ein bisschen bremsen müssen. Konnte dann nur mehr reagieren, nicht agieren. So nimmt man kein Tempo mit. Bis zur ersten Zwischenzeit war ich noch recht gut dabei, im Flachen zu langsam. Für den weichen Schnee hatte ich nicht den Ski unterm Körper. Da ist der Rückstand leicht erklärt.“

„Das war eine richtige Klatsche“

„Ich habe nicht den perfekten Lauf erwischt, zu viele Fehler gemacht und bei den Kamelbuckeln hatte ich sogar Glück – zu viel riskiert“, analysierte der 31-jährige Kärntner Striedinger seinen zwölften Platz. „Oben war ich für meine Ansprüche allerdings viel zu langsam. Das war eine richtige Klatsche. Müssen wir uns anschauen, warum. Jetzt freue ich mich einmal auf die Weihnachtspause.“

In den nächsten Tagen finden in Alta Badia Technikrennen statt. Am Sonntag und Montag geht jeweils ab 10.00 Uhr (live in ORF1) ein Riesentorlauf über die Bühne, bevor kurz vor Weihnachten am Donnerstag noch der Herren-Slalom von Madonna die Campiglio (17.45 Uhr, live in ORF1) folgt.