Serena Williams und Roger Federer
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Jahresrückblick

Williams und Federer sagen Adieu

Mit Serena Williams und Roger Federer haben zwei Allzeitgrößen des Sports dieses Jahr nicht ganz unerwartet ihre Karrieren beendet. Über Jahrzehnte hinweg sorgte das Duo für sportliche Meilensteine und Schlagzeilen. Unerwartet kam hingegen der Rücktritt von Ashleigh Barty, die als amtierende Nummer eins das Racket an den Nagel hing.

Mit einer großen Show bei den US Open trat Tennisikone Williams ab. Bei ihrer Drittrundenniederlage spielte sie im Flushing-Meadows-Park fast wie zu besten Zeiten, und auf ihr Kämpferinnenherz war immer Verlass. Die etwa 24.000 Fans im Arthur Ashe Stadium von New York feierten die 40-jährige Williams mit Standing Ovations.

Bei ihrer Danksagung an die Familie konnte Williams die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Das sind Freudentränen, denke ich“, sagte die 23-malige Grand-Slam-Turniersiegerin. „Es war eine spaßige Reise. Ich bin einfach nur dankbar“, so Williams nach 24 Jahren im Profisport und Starts bei 81 Grand-Slam-Turnieren.

Serena Williams
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Mit Serena Williams tritt eine der schillerndsten Sportakteurinnen ab

Williams holte insgesamt 23 Grand-Slam-Titel. Nach einer Babypause jagte die Mutter der bald fünf Jahre alten Tochter Olympia bisher vergeblich den Allzeitrekord der Australierin Margaret Court, die 24 Einzel-Triumphe bei den vier wichtigsten Turnieren feiern konnte.

Von New York nach New York

Ihren ersten Triumph schaffte die viermalige Olympiasiegerin – die mit ihrer gut ein Jahr älteren Schwester Venus auch sehr erfolgreich im Doppel war – 1999 bei den US Open in New York, dort wo ihre Karriere auch endete. Mehrere langwierige Blessuren im Lauf der Karriere bremsten sie, sie kam jedoch immer wieder zurück.

Dabei hat Williams neben ihren grandiosen Siegen auch schwere Rückschläge meistern müssen. An manchen ließ sie die Öffentlichkeit teilhaben, sie sprach etwa offen über ihre gesundheitlichen Probleme, aber auch über psychische Tiefs. Ein Blutgerinnsel in der Lunge hatte sie 2011 dem Tod nahe gebracht, wie sie selbst sagte. Auch die Geburt ihrer Tochter 2017 war lebensbedrohlich, hinzu kam später auch eine postnatale Depression. Daraus machte sie ebenfalls kein Geheimnis. In einem Interview mit dem Magazin „Time“ sagte sie: „An manchen Tagen weine ich. Ich bin wirklich traurig, habe Zusammenbrüche.“

Diese Offenheit brachte ihr großen Respekt auch abseits des Tenniscourts ein, Williams war sich schon früh ihrer Rolle als Vorbild bewusst.

Federer beendet „perfekte Reise“

Auch Federers Abschied verlief im September äußerst emotional. Nach dem letzten offiziellen Match beim Doppel im Laver-Cup saßen der 41-jährige Schweizer und sein langjähriger Rivale und Freund Rafael Nadal nebeneinander auf der Bank und weinten. Federer sprach danach von einer „perfekten Reise“ – der 20-fache Grad-Slam-Sieger gewann insgesamt 103 Turniere, zudem wurde er 2008 Olympiasieger.

17.500 Fans in der Londoner O2-Arena und Millionen vor den TV-Geräten hatten zuvor ein unterhaltsames Doppel von „Fedal“ gesehen, das das Duo knapp verlor. In Anbetracht des Abschieds eines der Größten der Tennisgeschichte war es letztlich aber nicht von Belang. „Es hat sich wie eine Feier angefühlt und das war genau das, was ich wollte“, sagte Federer im Court-Interview, das er immer wieder wegen der ihn überwältigenden Emotionen unterbrechen musste. „Es war eine perfekte Reise. Ich würde es genauso noch einmal machen.“

Ashleigh Barty (AUS)
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Federer verabschiedete sich emotional von einer „perfekten Reise“

310 Wochen an der Spitze

Das Publikum und auch die Spielerpersönlichkeiten dankten es jenem Mann, der mit seinem Charisma, seiner Eleganz und seiner Fairness 24 Jahre lang dem Tennissport zu neuen Höhen verholfen hatte, mit langen Standing Ovations.

Als Federer später auch noch seine Frau Mirka und seine Kinder Leo, Lenny, Myla und Charlene auf dem Court tränenreich umarmte, gab es in der O2-Arena kaum noch ein trockenes Auge. „Sie hätte mich schon vor langer Zeit aufhalten können, aber sie hat das nicht getan. Sie hat mich angespornt und hat es mir erlaubt weiterzumachen. Danke“, so Federer, der insgesamt 310 Wochen an der Spitze der Weltrangliste gestanden war, an seine Frau. „Ohne dich wäre ich nie so weit gekommen. Du hast es mir erlaubt, immer weiterzumachen.“

Überraschender Barty-Rücktritt

Ashleigh Barty beendete unterdessen völlig überraschend einen Monat vor ihrem 26. Geburtstag ihre Karriere. Die damals Weltranglistenerste erklärte, zukünftig „anderen Träumen nachjagen“ zu wollen. Die Entscheidung sei für sie „hart aber richtig“. Die Australierin war insgesamt 121 Wochen die Nummer eins der Welt.

Barty hatte Ende Jänner erstmals seit 1978 für einen Heimtriumph in Melbourne gesorgt. Insgesamt hat sie in ihrer Karriere drei Grand Slams gewonnen. Vor den Australian Open gewann sie bereits in Wimbledon und bei den French Open.

Ashleigh Barty (AUS)
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Ashleigh Barty beendete ihre erfolgreiche Karriere kurz vor ihrem 26. Geburtstag

„Habe es nicht mehr in mir“

Zuvor hatte sie ihre Karriere mit 18 Jahren schon mal für fast zwei Jahre unterbrochen und sich eine Pause genommen. Barty stand auf dem Höhepunkt ihrer Tenniskarriere und ist noch jung. Trotzdem machte sie Schluss – weil sie nicht mehr kann und will. „Ich habe das nicht mehr in mir. Den physischen Antrieb, dieses emotionale Verlangen und alles, was es braucht, um dich selbst der absoluten Spitze zu stellen. Ich bin verbraucht“, so Barty.

Sie werde nie aufhören, Tennis zu lieben. Aber es warten andere Träume. Barty gilt als Familienmensch. Zu ihren Zielen gehöre es heute einfach nicht mehr, „um die Welt zu reisen und von meiner Familie, von meinem Zuhause getrennt zu sein“, sagte sie.

Barty erläuterte, dass sie nach der Pause Erfolg nicht mehr über Ergebnisse definiert habe. „In der zweiten Phase meiner Karriere gab es dieses Bewusstsein, dass mein Glücklichsein nicht von den Ergebnissen abhängt. Erfolg für mich ist, dass ich weiß, alles gegeben zu haben.“ Jetzt sei es wichtig, diese nächste Phase ihres Lebens zu genießen. „Ash Barty, der Mensch. Nicht als Ash Barty, die Athletin.“