Lionel Messi bei der Pokalverleihung
Reuters/Hannah Mckay
Fußball

Katar-WM lieferte viel Gesprächsstoff

Es hat mit der kuriosen Pressekonferenz des Präsidenten des Internationalen Fußballverbands (FIFA), Gianni Infantino, einen Tag vor dem WM-Auftakt begonnen und mit dem Bischt für den Superstar dieser WM, Lionel Messi, bei der Pokalübergabe geendet. Schon seit der Vergabe 2010 lieferte die Endrunde in Katar viel Gesprächsstoff, das änderte sich auch in den vergangenen vier Wochen nicht.

Mit seiner Rede, in der er vor WM-Beginn Kritik als „Doppelmoral“ westlicher Nationen bezeichnet hatte, hat sich Infantino wohl nur außerhalb Europas Freunde gemacht. Auch die scharfen Sanktionsandrohungen für den Fall, dass Spieler mit der „One Love“-Kapitänsschleife einlaufen, sowie die beschwichtigende Haltung rund um Todesfälle auf den WM-Stadionbaustellen der Katarer sorgten für ungewöhnlich offene Unmutsäußerungen.

Die Organisation in Katar wurde währenddessen vielfach gelobt, doch der kurz vor Start verhinderte Bierverkauf rund um das Stadion sorgte für Stirnrunzeln. Superstar Lionel Messi schaute am Ende verduzt, als dem argentinischen Kapitän im Zuge der Pokalübergabe von Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani ein schwarzer Umhang, Bischt genannt, übergezogen wurde. Messi trug das Stück auch, als er den Pokal im Kreise seiner Kollegen erstmals in die Luft streckte.

Bilanz der Fußball-WM

Ein Blick zurück auf die umstrittene Fußballweltmeisterschaft in Katar, die am Sonntag mit dem Finale zwischen Titelverteidiger Frankreich und Argentinien zu Ende geht.

TV-Experten wüteten, der langjährige argentinische Nationalspieler Pablo Zabaleta kommentierte in der BBC: „Warum? Einfach nur warum? Es gab keinen Grund, das zu machen.“ Auch weitere TV-Experten konnten nicht nachvollziehen, warum man Messi im größten Moment seiner Karriere nicht einfach in seinem Trikot feiern lassen konnte.

Politik vor allem zu Beginn Thema

Die Politik spielte wie wohl noch bei keiner WM zuvor in vielen Bereichen eine Rolle. In Erinnerung bleiben vor allem die iranischen Spieler, die vor ihrem ersten Match bei der Nationalhymne geschlossen schwiegen. Hintergrund waren die Unruhen im eigenen Land. Die Aktion stieß bei der Staatsführung wohl auf wenig Gegenliebe. Danach wurde mitgesungen, aber mit sichtbar wenig Freude.

Auch das Bild der deutschen Nationalmannschaft mit der Hand vor dem Mund – als Reaktion auf die FIFA-Sanktionsdrohung bezüglich der „One Love“-Schleife – war ein Statement, das um die Welt ging.

Deutsche Mannschaft hält sich Hand vor den Mund
Reuters/Annegret Hilse
Deutschland hielt sich vor dem Auftakt gegen Japan den Mund zu

Apropos „One Love“-Kapitänsschleife: Eine ganze Reihe an europäischen Teams hatte vor dem WM-Turnier angekündigt, dass ihre Kapitäne die bunte Schleife in Katar auf das Feld tragen werden. Diese steht für Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Man wollte damit ein Zeichen setzen gegen die stark kritisierten Bedingungen im Gastgeberland rund um Menschenrechte, Frauen und die LGBTQ-Gemeinschaft.

Die FIFA drohte unmittelbar vor Turnierbeginn mit Sanktionen für jene Spieler, die die Schleife tragen. Das zeigte Wirkung: Alle betroffenen Teams machten einen Rückzieher. Daher gab es kein „One Love“ in Katar. Zumindest auf den Spielfeldern, denn die deutsche Innenministerin Nancy Faeser zeigte sich mit der umstrittenen Schleife auf der Tribüne – und das auch noch gemeinsam mit FIFA-Boss Infantino.

Frappart gibt Debüt, Nachspielzeit verblüfft

Dazu gab es eine Premiere: Erstmals in der Geschichte einer Männer-WM pfiff mit der 38-jährigen Französin Stephanie Frappart eine Frau eine Partie. Es war das entscheidende Gruppenspiel zwischen Deutschland und Costa Rica (4:2). Neben Frappart waren auch die Japanerin Yoshimi Yamashita und Slima Mukansanga aus Ruanda im Referee-Aufgebot, sie bekamen allerdings keinen Einsatz.

Stephanie Frappart
Reuters/Annegret Hilse
Wieder einmal leistete Stephanie Frappart Pionierarbeit, dieses Mal bei der Herren-WM in Katar

Schiedsrichterchef Pierluigi Collina hatte es angekündigt, und es wurde rigoros durchgesetzt. Sieben bis neun Minuten Nachspielzeit seien durchaus zu erwarten. Gesagt, getan. Die vielen Jubelszenen, Verletzungen, Platzverweise etc. wurden nachgespielt, Zeitschinden brachte da nichts. So wurden beim zweiten WM-Spiel England – Iran (6:2) insgesamt sogar 24 Minuten (14 nach der ersten, zehn nach der zweiten Hälfte) angehängt. Im Finale wurde sogar 144 Minuten gespielt, ehe das Elfmeterschießen die Entscheidung brachte.