Ski alpin

Kriechmayr feiert Triumph auf Stelvio

Vincent Kriechmayr hat einen weiteren Abfahrtsklassiker in seiner Karriere gewonnen. Der 31-jährige Oberösterreicher triumphierte am Mittwoch auf der Stelvio und feierte seinen ersten Sieg in Bormio. In Abwesenheit des kurzfristig erkrankten Matthias Mayer wurde James Crawford (CAN) mit 0,40 Sekunden Rückstand Zweiter. Der bisherige Dominator und Schnellste im Training, Aleksander Aamodt Kilde (NOR), komplettierte das Podest (+0,68).

Kriechmayr holte seinen zweiten Sieg in dieser Saison, bei der ersten (verkürzten) Abfahrt in Gröden war der Doppelweltmeister von 2021 ebenfalls ganz oben am Stockerl. Nach einer fehlerfreien Fahrt feierte Kriechmayr seinen insgesamt 14. Weltcup-Sieg, nach Siegen in Gröden, Bormio und Wengen (zweimal) fehlt ihm von den europäischen Abfahrtsklassikern nur noch ein Erfolg auf der Streif in Kitzbühel.

Die weiteren gestarteten Österreicher spielten auf der traditionell eisigen Pista Stelvio eine Nebenrolle. Kriechmayrs Landsmann aus Oberösterreich, Daniel Hemetsberger, verpasste als Elfter die Top Ten knapp. Julian Schütter wurde mit Startnummer 49 noch 22. und verbuchte damit seine beste Weltcup-Platzierung in der Abfahrt. Otmar Striedinger kam mit 4,36 Sekunden Rückstand ins Ziel und landete vor Stefan Babinsky auf Platz 34. Bereits am Donnerstag (11.30 Uhr, live in ORF1) geht es in Italien dann mit einem Super-G weiter.

Der österreichische Skifahrer Vincent Kriechmayr
GEPA/Mathias Mandl
Ein weiterer Klassiker abgehakt: Kriechmayr gewinnt auf der legendären Pista Stelvio in Bormio

„Das war bisher sicher meine beste Fahrt hier“, erklärte Kriechmayr, der hier vor zwei Jahren schon einmal Zweiter geworden war, im ORF-Interview. Im Training hatte er sich noch wie gewohnt zurückgehalten, der Sieg bei diesem Traditionsrennen bedeute ihm nun sehr viel. „Das ist schon hoch einzustufen in meiner Karriere. Wenn du da ganz oben stehst, hast du zumindest im Sommer was richtig gemacht.“

„Sicher meine beste Fahrt hier“

Kriechmayr betonte, wie kräfteraubend dieses Rennen ist. „Das ist die zähste Abfahrt im Jahr, natürlich will man hier einmal gewinnen. Dafür muss man von oben bis unten alles riskieren. Man muss sich voll am Limit bewegen, zum Glück ist mir alles aufgegangen. Wenn es so eisig ist, kommt mir das entgegen. Aber es gibt einige, die das können, Crawford, Kilde. Damit man die biegt, muss ein guter Lauf aufgehen. Wie man es von den Videos von Hermann (Maier) kennt, du musst von oben bis unten voll angasen. Das ist mir heute gut aufgegangen.“

Interview mit Vincent Kriechmayr (AUT)

Der Oberösterreicher spricht über seinen Sieg in Bormio.

Die eisigen Bedingungen auf dem steilen Hang haben ihm aber alles abverlangt. „Es ist immer sehr spektakulär, es ist so eisig, so schlagig, so fordernd. Bei mir hat man auch gesehen, dass ich ein bisschen müde war am Schluss. Ich bin froh, dass wir so ein Rennen im Kalender haben, aber einmal reicht“, erklärte Kriechmayr, der voll des Lobes über seine Skier war. „Das Material war unglaublich. Obwohl es so eisig war, hatte ich immer einen guten Zug am Ski. Ich habe einen guten Job gemacht, und mein Servicemann verdient auch viel Anerkennung.“

Nächster Triumph in Italien

Kriechmayr bewies damit auch erneut sein Faible für italienische Schauplätze. Im Februar 2021 hatte Kriechmayr in Cortina d’Ampezzo beide Weltmeistertitel in den Speed-Disziplinen geholt, vor zwei Wochen gewann er die verkürzte Gröden-Abfahrt. 2026 geht auf der Stelvio dann auch die olympische Abfahrt über die Bühne.

1. Vincent Kriechmayr (AUT)
2. James Crawford (CAN)
3. Aleksander A. Kilde (NOR)

Auch Hemetsberger lobte seinen oberösterreichischen Landsmann: „Es war eine sensationelle Fahrt von Vince.“ Zu seinem eigenen Rennen meinte der 31-Jährige dann im Interview: „Es ist extrem kräftezehrend heute, richtig zäh. Ich glaube, ich habe zu wenig riskiert, war am Ende auch müde und wollte keinen Sturz mehr riskieren. Ich wusste im Ziel, dass es nicht das Wahre war.“

„Vince war zu stark“

Die Konkurrenz gratulierte dem Sieger neidlos. „Ich habe Vollgas gegeben, aber Vince war zu stark. Oben war ich hinten, in der Mitte war es ungefähr gleich. Das war ein gutes Rennen, aber eben nicht zu 100 Prozent“, erklärte Kilde, der heuer schon drei Abfahrten gewann.

Kilde landet auf Rang drei

Topfavorit Kilde komplettierte das Podest in Bormio.

Der Norweger, der seine Führung im Disziplinweltcup auf den diesmal viertplatzierten Schweizer Marco Odermatt ausbaute, und Kriechmayr teilen sich die Saisonsiege bisher. Mit Beat Feuz fehlte der Schweizer Olympiasieger wie Mayer, der Pensionist in spe ist grippeerkrankt.

Seine guten Trainingsleistungen münzte der Kanadier Crawford dieses Mal mit dem zweiten Platz um. „Ich bin stolz, dass ich in Bormio auf dem Podium bin. Ich bin sehr glücklich. Ich hatte hier immer gute Trainings, schaffte es aber nicht, das im Rennen umzusetzen. Das Beste heute ist, dass ich von oben bis unten genauso fahren konnte wie in den vergangenen Tagen“, freute sich der 25-jährige Kanadier.

Mayer muss kurzfristig passen

Mayer musste kurzfristig auf seinen Start verzichten. Wie der Österreichische Skiverband (ÖSV) Mittwochfrüh mitteilte, seien bei dem Kärntner in der Nacht Magen-Darm-Probleme aufgetaucht, die ihn zu einem Verzicht bewogen hätten. Der Kärntner hatte zuvor in beiden Trainingseinheiten aufgezeigt und wurde Vierter und Dritter.

Aufgrund von Verletzungen und Erkrankungen gingen nur fünf Österreicher an den Start, so wenige wie noch nie bei einer regulären Weltcup-Abfahrt. Felix Hacker, Überraschungsneunter im ersten Training, erhielt mangels ausreichender FIS-Punkte keinen Startplatz und ging als Vorläufer an den Start. Dabei kam er zu Sturz, konnte aber im Interview wieder lächeln: „Das war meine erste richtige ‚Brez’n‘.“