Eva Pinkelnig (AUT)
GEPA/Matic Klansek
Skispringen

Frauen-Tournee weiter in der Schwebe

Während in Oberstdorf am Donnerstag vor vollem Haus die 71. Ausgabe der Vierschanzentournee der Männer eröffnet worden ist, ist Eva Pinkelnig in Villach vor deutlich bescheidenerer Kulisse beim Silvester-Tournament der Frauen zu zwei Siegen gesprungen. Bei der seit Langem geforderten und immer wieder angedachten Vierschanzentournee für die Springerinnen bahnen sich zwar Fortschritte an, doch vor allem auf österreichischer Seite bleibt man vorsichtig.

Das Pendant zur männlichen Ausgabe des Schanzenspektakels könnte 2023/24 zumindest teilweise realisiert werden. Denn im kommenden Jahr sind alternierend zur Männer-Tournee in Deutschland ein Springen in Garmisch-Partenkirchen sowie ein Neujahrsspringen der Frauen in Oberstdorf angedacht. Einen diesbezüglichen Antrag reichte der Deutsche Skiverband (DSV) laut APA beim Skiweltverband (FIS) ein. Mario Stecher, Sportlicher Leiter beim Österreichischen Skiverband (ÖSV), ergänzte, dass die Austragungsorte des Silvester-Tournaments Villach und Ljubno, wo am Samstag (16.00 Uhr, live in ORF1) die zweite Station auf dem Programm steht, in dem Fall „eventuell Anfang Jänner zum Zug kommen“ könnten.

Dass die Veranstaltungen im kommenden Jahr auch der Startschuss zu einer Vierschanzentournee für die Springerinnen sein könnten, hatte zuletzt ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober mehr oder weniger ausgeschlossen. Laut Stadlober soll es frühestens zur Saison 2024/25 eine richtige Tournee geben. „Österreich ist jetzt mit dem Silvester-Tournament gemeinsam mit Ljubno im Wort, und zu dem haben wir uns auch deklariert“, wird Stecher zitiert: „Wir werden jetzt sicherlich nicht irgendetwas übers Knie brechen.“ Die Frauen-Tournee gehöre nachhaltig geplant und „richtig überlegt“.

Pinkelnig genießt Hochgefühl

Eva Pinkelnig führt mit zwei Siegen die Silvester-Tour der Skispringerinnen zur Halbzeit an. Auch in Ljubno möchte die 34-Jährige ihre Hochform ausnutzen.

Damen sollen kein „Anhängsel“ sein

Die Idee sowie Pläne dazu gibt es schon seit mehreren Jahren, damals scheiterte die Durchführung an deutscher Seite. Nun hat sich die Lage ein wenig gedreht: Jetzt will der österreichische Verband nichts überstürzen. Die Männer-Tournee habe sich über 71 Jahre entwickelt, betonte Stecher, „es ist das Größte, was es überhaupt gibt“. Man könne nicht verlangen, dass die Frauen-Tournee direkt den gleichen Werbewert und die gleiche Aufmerksamkeit erzielt. „Wir wollen schaffen, dass die Damen nicht benachteiligt sind. Und nicht nach ein bis zwei Jahren gesagt wird: ‚Okay, wir sind nur ein Anhängsel.‘“

In Deutschland ist der Ärger über die Verschiebung groß. DSV-Teammanager Horst Hüttel sprach in der „Bild“-Zeitung von einer „absoluten Ungerechtigkeit“, es werde hier gerade eine riesige Chance vergeben. „Von wegen Schanzengleichheit. Die Leistung ist stetig gestiegen, die TV-Quoten, mit teilweise über 20 Prozent Marktanteil, sprechen doch für sich“, sagte Hüttel über das Frauen-Skispringen. „Jedes Jahr, wo keine Frauen-Vierschanzentournee ausgetragen wird, ist ein verlorenes Jahr.“

Mario Stecher (ÖSV)
GEPA/Wolfgang Grebien
Stecher versucht, beim Aufbau einer Frauen-Tournee behutsam vorzugehen

In den nächsten Wochen und Monaten wird von ÖSV-Seite evaluiert, welche Option die beste ist. Auch eine „Dreiländertournee“ steht im Raum. „Ich bin überzeugt davon, dass ein Produkt entstehen wird, das auch für Begeisterung bei den Frauen sorgen wird“, betonte Stecher. Herausforderungen gibt es bei den Tournee-Austragungsorten in Deutschland sowie Österreich mit Innsbruck und Bischofshofen in organisatorischen Fragen wie Terminierung, Unterkünfte oder Finanzierung. „Das muss abgeklärt werden, dann sind wir offen für beide Sachen“, sagte Stecher.

Kraft warnt trotz Begeisterung

Stefan Kraft freute sich unterdessen über die starken Leistungen von Pinkelnig, sie springe derzeit „sensationell“. Bei der Tournee-Thematik wollte sich der Weltmeister allerdings nicht einmischen. Der Salzburger verstehe die Frauen „voll und ganz“, dass sie „so eine coole Veranstaltung“ haben wollen, sagte Kraft im Zielraum von Oberstdorf und warf einen Blick auf die beeindruckende Kulisse mit Tausenden deutschen Fähnchen: „Genau für so eine Stimmung bist du Skispringer.“

Allerdings äußerte Kraft auch Bedenken. Als Veranstalter sei es nicht einfach, solch ein Event zweimal hintereinander auszurichten. Auch für die Zuschauer vor dem Fernseher könnte es möglicherweise „zu viel Skispringen auf einmal“ sein. Nachsatz: „Ich wünsche es ihnen, es ist das Geilste, was es gibt.“ Pinkelnig sehnt sich wie viele ihrer Kolleginnen nach einer eigenen Tournee: „Die große Vierschanzentournee wäre auch für uns Damen ein Riesenthema und einfach ein Push – langfristig ist es ein Ziel.“