Ski alpin

Feller findet nur in Kristoffersen Meister

Manuel Feller hat das neue Jahr gleich mit einem Podestplatz eröffnet. Der Tiroler kämpfte sich am Mittwoch beim Nachtslalom von Garmisch-Partenkirchen vom vierten noch auf den zweiten Platz und schaffte es damit zum dritten Mal in dieser Saison auf das Stockerl. Feller fand auf weicher Piste nur in Henrik Kristoffersen seinen Meister. Der Norweger durfte sich mit 1,22 Sekunden Vorsprung über seinen dritten Sieg auf dem Gudiberg in Folge freuen – und auch sein langjähriger Konkurrent Marcel Hirscher jubelte mit.

Kristoffersen legte auf der aufgrund der hohen Temperaturen grenzwertigen Piste schon im ersten Durchgang mit Startnummer eins den Grundstein zu seinem insgesamt 29. Weltcup-Sieg und dem 22. in einem Slalom. Im zweiten Durchgang hielt der 28-Jährige nicht nur Feller, sondern auch den französischen Olympiasieger Clement Noel, der mit 1,46 Sekunden Rückstand Dritter wurde, auf Distanz. Mit seinem ersten Saisonsieg bescherte Kristoffersen auch Hirschers Skimarke Van Deer-Red Bull Sports den ersten Sieg in einem Weltcup-Rennen.

Der Norweger sah den Sieg quasi als Steigerung einer bis dahin bereits gut verlaufenen Saison. In den nun sieben Technikrennen inklusive dem Auftakt in Sölden war er nur zweimal nicht auf dem Podium. „Das Ziel war, dass man Rennen gewinnt oder dass man um den Sieg kämpft. Die drei letzten Rennen waren wir dabei, es war sehr knapp, heute waren wir vorne“, sagte er.

Kristoffersen fährt Sieg heim

Der Norweger ließ sich in der Entscheidung von den Pistenverhältnissen nicht beirren und brachte seinen großen Vorsprung sicher ins Ziel

Kristoffersen lobte das gute Klima in seinem neuen Team – und hob den guten Draht zu Hirscher hervor. „Meine ganze Karriere war ich zusammen mit Marcel, und wir haben gekämpft auf der Piste. Aber nach den Rennen war er sehr freundschaftlich“, betonte er. „Ich bin zufriedener mit dem Material als Marcel jetzt im Moment. Ich glaube, es funktioniert, aber es geht immer besser. Das ist die Mentalität von der ganzen Firma. Sie pushen so viel beim Material, da brauche ich nicht mit der Firma kämpfen. Für mich ist das wirklich, wirklich super.“

Feller hat „Maximum herausgeholt“

Hinter dem „König von Garmisch“ durfte sich aber auch Feller wie ein Sieger freuen, nachdem er im zweiten Durchgang trotz tiefer Löcher bei den Toren die Linie gehalten hatte und zum dritten Mal nach dem Riesentorlauf und Slalom von Val d’Isere auf dem Podest stand. „Ich habe heute das Maximum herausgeholt. Mit dem zweiten Lauf bin ich richtig zufrieden und habe gute Punkte gemacht. Im zweiten Lauf war es feiner zu fahren als im ersten Lauf, aber auch anstrengender“, sagte Feller im ORF-Interview.

1. Henrik Kristoffersen (NOR)
2. Manuel Feller (AUT)
3. Clement Noel (FRA)

Der Entscheidungsdurchgang sei für den 30-Jährigen auch deswegen einfacher gewesen, so Feller: „Weil ich gewusst habe, was auf mich zukommt. Es waren einfach kontinuierlich Wannen, und im ersten war es so wechselhaft – teilweise schmierig, teilweise bodenlos, dann wieder ein Schwung, wo man gut was zurückgekriegt hat. Von dem her war es im zweiten feiner, aber anstrengender.“

Gstrein ebenfalls in Top Ten

Hinter dem Tiroler schaffte es auch Fabio Gstrein als Neunter (+1,98 Sek.) in die Top Ten und durfte sich nach dem zwölften Platz in Val d’Isere über sein bisher bestes Ergebnis in diesem Winter freuen. Michael Matt als 16. und Marco Schwarz auf Platz 23 holten ebenfalls noch Weltcup-Punkte. Der Vizeweltmeister von 2021, Adrian Pertl, schied in der Entscheidung aus.

Auch Johannes Strolz ging erneut leer aus. So wie schon in Val d’Isere und Madonna di Campiglio schied der Kombinations-Olympiasieger und Slalom-Silberne der Spiele von Peking 2022 diesmal im ersten Lauf aus. Dominik Raschner und Simon Rueland waren in den tiefen Wannen des ersten Durchganges chancenlos und verpassten als 38. bzw. 42. die Entscheidung der besten 30 klar.

„Bedingungen geben nicht mehr her“

Gesprächsthema Nummer eins waren neben dem Siegertrio aber auch die Pistenverhältnisse im Schatten der Olympiaschanze von Garmisch-Partenkirchen. Trotz des enormen Einsatzes von Wasser und Salz brach die Piste bereits nach wenigen Läufern. Die Athleten am Ende der Startliste mussten sich auf dem Gudiberg bereits durch einen mit einer Bobbahn vergleichbaren Kurs kämpfen und waren im Kampf um einen Platz im zweiten Durchgang chancenlos.

Diesen Umstand nutzte im ersten Durchgang nicht nur Kristoffersen, sondern im zweiten etwa auch der Italiener Stefano Gross. Der Routinier verbesserte sich mit Laufbestzeit vom 26. noch hinter dem Schweizer Madonna-Sieger Daniel Yule auf den fünften Platz. Zum Vergleich: Sieger Kristoffersen war im zweiten Lauf 2,20 Sek. langsamer auf Gross.

„Es war brutal schwer. Jeder von uns ist Rennfahrer und will Rennen fahren, aber die Bedingungen geben aber halt nicht mehr her. Es sind keine fairen Rennen, würde ich sagen. Bei mir sind ein, zwei kleine Fehler auch noch dazu gekommen. Sehr schade“, sagte ein frustrierter Schwarz, der nach seiner Zieldurchfahrt nicht nur für Lippenleser deutlich sichtbar seinem Frust über die grenzwertigen und fragwürdigen Verhältnisse freien Lauf gelassen hatte. Auch Matt schlug in die gleiche Kerbe, zollte aber im ORF-Interview den Veranstaltern Respekt: „Hut ab, was sie (die Pistenarbeiter, Anm.) geleistet haben.“