Stefan Kraft (AUT)
APA/Georg Hochmuth
Tournee

ÖSV-Team zieht gemischte Bilanz

Nach einer Vierschanzentournee ohne Podestplatz, dafür mit vielen Spitzenergebnissen in den Top Ten, haben die österreichischen Skispringer mit gemischten Gefühlen Bilanz gezogen. „Mannschaftlich sind wir eine gute Tournee gesprungen. Aber um die Plätze eins, zwei, drei haben wir nicht mitreden können“, sagte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl nach dem Finale in Bischofshofen am Freitag.

Mit Blick auf die weitere Saison inklusive WM herrschte aber Zuversicht bei den ÖSV-Adlern. „Wir sind wirklich nicht weit weg. Ich bin sicher, dass unsere Zeit kommt und es nicht mehr lange dauert, bis wir wieder oben stehen“, betonte Widhölzl.

Dreimal Vierter, dreimal Fünfter, nur das Stockerl und damit auch der Traum vom ersten österreichischen Tournee-Sieg seit acht Jahren blieb für Stefan Kraft, Manuel Fettner, Michael Hayböck und Jan Hörl unerreichbar. Zu dominant sprang das Trio um den norwegischen Gesamtsieger Halvor Egner Granerud, Dawid Kubacki (POL) und Anze Lanisek (SLO), einzig der Pole Piotr Zyla stand als Auftaktzweiter ebenfalls auf dem Podium.

Granerud vollendet ersten Triumph

Halvor Egner Granerud hat am Dreikönigstag erstmals die Vierschanzentournee für sich entschieden und damit als erster Norweger seit 2007 den Gesamtsieg geholt. Michael Hayböck wurde als bester Österreicher Vierter – die ÖSV-Adler blieben damit wieder ohne Podestplatz.

Geduldig bleiben und weiter arbeiten

Dass auf den ersehnten Stockerlplatz nur eine Kleinigkeit fehlte, wurmte Widhölzl. „Sie haben das Selbstvertrauen und sind immer genau ums ‚Arschlecken‘ vor uns“, sagte der Tiroler über die Konkurrenz. Seine Schützlinge müssten nun geduldig bleiben und weiter arbeiten. Dann könne es auch sein, „dass drei oben stehen, weil wir so viele gute Leute haben“. Die mannschaftliche Geschlossenheit spiegelt sich in der Tournee-Gesamtwertung wider, mit Kraft (6.), Hayböck (7.), Junioren-Weltmeister Daniel Tschofenig (8.), Hörl (9.) und Fettner (10.) platzierte sich ein Österreicher-Paket im Spitzenfeld.

ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl (AUT)
APA/Georg Hochmuth
Widhölzl sah viele gute Sprünge seines Teams, absolute Spitzenplätze blieben aber aus

Fünf Springer in den Top Ten zu haben, das war den ÖSV-Adlern als Team zuletzt vor zwölf Jahren gelungen. Deswegen bilanzierte Mario Stecher, Sportlicher Leiter im ÖSV, einerseits „sehr positiv“, aber natürlich auch „mit einem weinenden Auge“. Die mannschaftlich „extrem starke“ Vorstellung sei laut Stecher auch ein Indiz dafür, dass die Trainer viel richtig gemacht haben und im Skisprungteam „sehr gut“ gearbeitet wird.

„Nur Frage der Zeit“

Weltmeister Kraft blieb zuversichtlich, auch wenn der Wunsch vom zweiten Tournee-Sieg nach 2014/15 nicht in Erfüllung ging. „Wir können sehr zufrieden sein, sind sehr breit aufgestellt und haben eine super Tournee gehabt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer von uns ganz vorne dabei ist“, sagte der 29-Jährige. Im Skispringen könne es sehr schnell gehen. Widhölzl stimmte zu. „Wir werden heuer sicher noch Gründe haben, um jubeln zu dürfen“, ergänzte der Trainer. Einen Saisonhöhepunkt gibt es noch, die Nordische Ski-WM ab 21. Februar in Planica/Slowenien.

Nach einer anstrengenden und langen Tournee bekamen die ÖSV-Asse aber erst einmal zwei freie Tage zur Erholung, ehe das Training für den Weltcup nächstes Wochenende in Zakopane beginnt. In Polen steht der erste Team-Bewerb der Saison auf dem Programm, Österreich ist neben den Gastgebern Favorit. Die Auswahl des Quartetts bereitet Widhölzl jedenfalls Kopfzerbrechen. „Natürlich wird es schwierig werden. Aber ich jammere jetzt nicht und habe lieber schwere Entscheidungen, weil viele gut hüpfen“, betonte der Coach.

Große Auswahl für kommende Aufgaben

Derzeit kommen fünf bis sechs ÖSV-Adler für das Teamspringen infrage, auch im WM-Aufgebot werden wohl sechs Springer stehen. Für die Weltmeisterschaften stehen dem ÖSV vier Quotenplätze zur Verfügung, auf der Großschanze gibt es dank Titelverteidiger Stefan Kraft einen zusätzlichen Platz im Vergleich zur Normalschanze. Hoffnungen wird sich auch Philipp Aschenwald (Tournee-20.) machen, genauso wie der im November am Knie operierte Daniel Huber, im Vorjahr umjubelter Sieger in Bischofshofen. Der 30-jährige Salzburger arbeitet an einem rechtzeitigen Comeback.

Auch Clemens Leitner ließ mit einem zwölften Platz beim Neujahrsspringen schon sein Potenzial aufblitzen. Für Clemens Aigner, der sich beim Tournee-Finale als Zehnter gebührend im Weltcup zurückmeldete, geht es unterdessen schon am Wochenende im Continental Cup in Planica weiter. Dort will sich der 29-jährige Tiroler mit guten Ergebnissen über die Quotenregelung einen fixen Weltcup-Startplatz erspringen.