Shiffrin, die am Vortag nach fünf Siegen in Folge nur Sechste geworden war, erwischte mit Startnummer eins eine nahezu perfekte Fahrt und erzielte in 55,30 Sekunden klare Bestzeit. Brignone kam der Führenden im Gesamtweltcup bis auf 24 Hundertstelsekunden nahe, Grenier, die Kanada am Samstag den ersten Riesentorlauf-Sieg seit 49 Jahren beschert hatte, geht mit 0,39 Sek. Rückstand in den zweiten Lauf.
Mit ihrem 17. Sieg in einem Riesentorlauf würde Shiffrin die bisherige Bestmarke ihrer Landsfrau Vonn egalisieren und könnte sich dann am Mittwoch bereits zur alleinigen Rekordhalterin bei den Frauen aufschwingen. Gewinnt Shiffrin in Kranjska Gora, ist auch die Allzeitbestmarke von Ingemar Stenmark nur noch vier Siege entfernt. Der Schwede feierte in seiner Karriere in den 1970er und 1980er Jahren insgesamt 86 Weltcup-Erfolge.
„Ich habe mich deutlich besser gefühlt als gestern. Ich bin sehr glücklich. Jetzt muss ich schauen, dass mir noch so ein Lauf gelingt und dann sehen wir, was dabei rauskommt“, schob Shiffrin im ORF-Interview die Gedanken an etwaige Rekorde weit weg. Die US-Amerikanerin verwies auf die Rückstände der Konkurrentinnen: „Im zweiten Durchgang kann noch alles passieren.“
ÖSV-Läuferinnen weit zurück
Um die beste Österreicherin zu finden, musste man in der Ergebnisliste wieder weit runter lesen, bis man auf Platz 22 Franziska Gritsch fand. Die Tirolerin, bereits am Samstag als Zwölfte beste ÖSV-Läuferin, riss allerdings 2,09 Sek. auf die Bestzeit auf. Unmittelbar hinter ihrer Teamkollegin klassierten sich Julia Scheib (+2,10) und Stephanie Brunner (+2,11) als 23. bzw. 25. Elisa Mörzinger kam mit 2,36 Sek. Verspätung auf Shiffrin ins Ziel und verpasste als 31. um lediglich fünf Hundertstel ebenso den zweiten Durchgang wie Nina Astner (+2,51), die am Samstag ihre ersten Weltcup-Punkte geholt hatte.

Auch Katharina Liensberger muss mit 2,59 Sek. Rückstand im zweiten Lauf zuschauen. Liensberger versuchte trotz der aktuellen Krise speziell im Riesentorlauf einmal mehr positiv zu bleiben. „Ich kann nur das beeinflussen, was vor mir liegt. Skifahren bleibt immer das Gleiche, aber natürlich macht es mehr Freude, wenn es in die richtige Richtung geht. Ich kann nur mein Bestes geben und an mir arbeiten“, sagte die Doppelweltmeisterin von 2021, die ihren Blick bereits auf den Slalom in Flachau am Dienstag (18.00 bzw. 20.45 Uhr live in ORF1, Übertragungsbeginn 17.15 Uhr bzw. 20.15 Uhr) gerichtet hatte.
Lienberger mit viel Rückstand
Die Vorarlbergerin fuhr im ersten Durchgang zu verkrampft und verlor über zweieinhalb Sekunden auf die Bestzeit.
Auch für Katharina Truppe endete ihr zweites „Heimrennen“ – die Kärntnerin ist auf der anderen Seite des Berges in Finkenstein zu Hause – mit einer weiteren herben Enttäuschung. Nachdem Truppe am Vortag bereits die Qualifikation für die Entscheidung verpasst hatte, war die 26-Jährige auch am Sonntag mit 3,49 Sekunden Rückstand chancenlos. „Ich bin ratlos und verzweifelt, es läuft überhaupt nicht. Es fehlt einfach das Selbstbewusstsein“, zeigte sich Truppe über die jüngsten Ergebnisse fassungslos. Auch Elisabeth Kappaurer, Ramona Siebenhofer und Katharina Huber verpassten die Entscheidung der besten 30. Ricarda Haaser, am Vortag noch 14., riskierte diesmal im ersten Lauf zu viel und rutschte aus.