Shiffrin schlug nach einem sechsten Platz am Samstag einen Tag später eindrucksvoll zurück. Die 27-Jährige erzielte in beiden Läufen Bestzeit und holte sich mit Respektabstand von 0,77 Sekunden vor Brignone und 0,97 Sek. vor Gut-Behrami ihren dritten Saisonsieg im Riesentorlauf und ihren achten insgesamt in diesem Winter. Die Ausnahmläuferin baute damit auch ihre Führung im Gesamtweltcup weiter aus und führt mit 1.115 Punkten nun 419 Zähler vor der Slowakin Petra Vlhova, die diesmal Vierte wurde.
Mit ihrem 82. Sieg in einem Weltcup-Rennen sicherte sich Shiffrin auch ihren Platz in den alpinen Geschichtsbüchern, indem sie die Bestmarke ihrer 2019 zurückgetretenen Landsfrau Vonn egalisierte. Bereits am Dienstag (18.00 bzw. 20.45 Uhr in ORF1, Übertragungsbeginn 17.15 Uhr bzw. 20.15 Uhr) kann sich die Amerikanerin beim Nachtslalom in Flachau in ihrer Spezialdisziplin zur alleinigen Rekordhalterin bei den Frauen aufschwingen. Auch der Rekord von Stenmark, der in den 1970er und 1980er Jahren 86 Weltcup-Rennen gewinnen konnte, könnte heuer noch fallen.
„Ich war so nervös, ich hatte das Gefühl, dass ich ohnmächtig werde. Ich habe mir im Kopf 100 Szenarien vorgestellt, wie ich ins Ziel komme, und in 99 davon habe ich verloren“, sagte eine von den Emotionen gezeichnete Shiffrin gegenüber dem ORF, „ich habe wirklich gekämpft und kann es noch gar nicht glauben.“ Shiffrin hält jetzt bei 51 Slalom-Siegen, 17 Erfolgen im Riesentorlauf sowie fünf im Super-G, drei in der Abfahrt und einem in der Kombination. Dazu kommen noch fünf Siege in einem Parallel-Rennen.
Scheib belohnt sich nach Leidenszeit
Die rot-weiß-roten Läuferinnen hatten im Schatten Shiffrins zwar auch im zweiten Rennen auf dem Podkoren kein Wort um die Spitzenplätze mitzureden, machten aber so wie am Samstag in der Entscheidung einige Plätze gut. Als beste ÖSV-Athletin war Julia Scheib diesmal auf dem 13. Platz (+2,60 Sek.) zu finden, nachdem sie sich im zweiten Lauf um zehn Ränge verbessern konnte. Unmittelbar hinter der 24-jährigen Steirerin, die ihr bestes Ergebnis im Weltcup einfuhr, klassierte sich Stephanie Brunner auf Rang 14 (+2,73), Franziska Gritsch, am Samstag als Zwölfte noch beste Österreicherin, landete mit 2,86 Sek. Rückstand auf Platz 15.
Scheib beste Österreicherin
Die Steirerin holte nach fast zweijähriger Leidenszeit wieder Punkte in einem Weltcup-Rennen und kam noch dazu als beste Österreicherin ins Klassement.
Scheibs Platzierung durfte aber immerhin als Lichtblick in der Analyse des Sonntags vermerkt werden. Denn die Steirerin, die vor drei Jahren an gleicher Stelle mit einem 14. Platz ihr bis dato bestes Weltcup-Ergebnis eingefahren hatte, hatte erst vor dem Jahreswechsel auf dem Semmering ihr Comeback nach 680-tägiger Verletzungspause gegeben. Ein in einem Europacup-Rennen im Februar 2021 erlittener Kreuzband- und Meniskusriss im linken Knie hatte Scheib auf Eis gelegt, nun durfte sich die 24-Jährige wieder über ein Ergebnis in den Punkterängen freuen.
1. Mikaela Shiffrin (USA)
2. Federica Brignone (ITA)
3. Lara Gut-Behrami (SUI)
„Der Plan war, dass ich auch bei kleinen Fehlern draufbleibe und Druck erzeuge. Es war kein perfekter Lauf, aber es war ein richtig guter Schritt“, zeigte sich Scheib, die am Samstag im ersten Lauf ausgeschieden war, im ORF-Interview zufrieden. Die Platzierung war der Lohn für die „harte Arbeit“ Richtung Comeback. „Ich bin teilweise schon in ein Loch gefallen, aber ich habe weiter an mich geglaubt und das ist das Wichtigste. Man sieht, alles ist möglich“, sagte die Junioren-Weltmeisterin von 2018.
Katastrophaler erster Durchgang
Die Platzierungen von Scheib und Co. schönten etwas die Vorstellung der ÖSV-Abordnung. Denn der erste Durchgang war für die Österreicherinnen hingegen in ein Debakel ausgeartet. Nur drei von elf gestarteten Läuferinnen schafften es in die Entscheidung, Gritsch war dabei als 22. beste Österreicherin. „Ich habe ein bisschen die falsche Linie gewählt. Ich muss einfach den Ski runterprügeln. Aber es war viel Positives dabei, einige Teilabschnitte funktionieren gut“, sagte die Tirolerin in ihrer Analyse nach dem Rennen.
Elisa Mörzinger fehlten allerdings nur fünf Hundertstel auf einen Platz unter den Top 30. Nina Astner, die am Samstag ihre ersten Weltcup-Punkte geholt hatte, und Katharina Liensberger, sowie Katharina Truppe, Elisabeth Kappaurer, Ramona Siebenhofer und Katharina Huber scheiterten teils klar. Ricarda Haaser, im ersten Rennen noch 14., schied diesmal im ersten Lauf aus. Übrigens: Die Kanadierin Valerie Grenier, die am Samstag ihren ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte, wurde diesmal Sechste.