Lucas Braathen (NOR)
Reuters/Stefan Wermuth
Ski alpin

Norweger dominieren in Adelboden-Slalom

Der Slalom in Adelboden ist am Sonntag zur Angelegenheit für die Norweger geworden. Lucas Braathen verteidigte seine Zwischenführung auf dem Chuenisbärgli erfolgreich und gewann mit einem klaren Vorsprung von 0,71 Sekunden auf seinen Landsmann Atle Lie McGrath. Auf Rang drei landete der Deutsche Linus Straßer mit einem Rückstand von 0,92 Sekunden. Für die ÖSV-Herren verlief der zweite Durchgang indes nicht nach Wunsch.

Bester Österreicher wurde Marco Schwarz, der seine Platzierung aus dem ersten Durchgang halten konnte und am Ende Sechster (+1,13) wurde. Manuel Feller fiel in der Entscheidung unmittelbar hinter seinen Landsmann auf den siebenten Platz (1,19) zurück. Nach dem ersten Durchgang war Feller noch auf dem vierten Platz gelegen und hatte das Podest in Sichtweite. Was möglich gewesen wäre, bewies McGrath, der als Fünfter noch den Sprung auf das Podest schaffte.

Den größten Sprung im ÖSV-Team, das erst zum zweiten Mal in der Geschichte des Adelboden-Slaloms keinen Läufer auf das Podest brachte, machte Adrian Pertl. Der Vorarlberger verbesserte sich um sieben Plätze und wurde Zwölfter (1,95). Michael Matt rutschte auf Rang 23 (2,78) zurück. Dominik Raschner wurde 24. (2,81). Johannes Strolz scheiterte auf Platz elf liegend im zweiten Lauf beim vierten Tor und fiel auch im vierten Saisonslalom aus. Fabio Gstrein fädelte ein.

Norwegischer Doppelsieg im Adelboden-Slalom

Auch bei den Herren hat es am Sonntag beim Slalom in Adelboden nicht zu einem österreichischen Podestplatz gereicht. Lucas Braathen gewann überlegen vor Atle Lie McGrath.

Besonderer Tag für Braathen und McGrath

Die Norweger bewiesen hingegen, wie stark ihre Mannschaft ist. Auch ohne Garmisch-Sieger Henrik Kristoffersen, der im ersten Durchgang einen schweren Fehler verzeichnet und die Qualifikation verpasst hatte, sicherten sich die Skandinavier ihren bereits achten Saisonsieg. Braathen steuerte mit seinen Erfolgen in Val d’Isere und Alta Badia drei bei. Vor allem konnte der 22-Jährige im vierten Versuch erstmals in seiner jungen Karriere eine Halbzeitführung verteidigen.

1. Lucas Braathen (NOR)
2. Atle Lie McGrath (NOR)
3. Linus Straßer (GER)

„Es war eine sehr schwierige Woche, jetzt ist es unglaublich, mit meinem Freund auf dem Podest zu stehen. Wir waren schon im Skiclub gemeinsam und lernen so viel voneinander“, jubelte Braathen nach seinem fünften Weltcup-Erfolg im ORF-Interview.

McGrath hob die lange Beziehung der beiden heraus, die seit Kindertagen mit- und gegeneinander fahren. „Schon als wir fünf Jahre alt waren, haben wir davon geträumt, einmal einen Doppelsieg zu feiern. Uns war es egal, wer Erster und Zweiter ist. Jetzt ist es einfach geil. Es ist die Revanche für 2021, wo wir uns beide nach Stürzen am Knie verletzt haben“, erklärte McGrath.

Bei Schwarz „fehlt nicht viel“

Die Österreicher müssen unterdessen noch auf ihren ersten Technik-Sieg in dieser Saison warten. „Es ist nicht schlecht, über einen sechsten Platz kann man sich nicht beschweren. Aber ich will mehr und das habe ich auch drauf. Es ist auf alle Fälle der richtige Weg, ich fühle mich sehr wohl. Es fehlt vielleicht die letzte Entschlossenheit. Der Plan ist jetzt nach Wengen zu reisen, das Abfahrtstraining mitzumachen und dann am Freitag im Super-G zu starten“, sagte der 27-jährige Kärntner, der 2021 den Adelboden-Slalom gewinnen konnte.

Feller war im Vorjahr Zweiter auf den Chuenisbärgli, konnte diesen Erfolg trotz guter Ausgangsposition nach dem ersten Lauf aber nicht wiederholen. „Es war bei mir ein ‚Alzerl‘ zu wenig, die Jungen blatteln da einfach runter, da konnte ich nicht mithalten. Braathen war heute in einer eigenen Liga. Aber es ist nichts Neues, dass die Norweger gut Skifahren“, sagte der 30-Jährige.

Pertl machte auf seinem Weg zurück nach dem im letzten Jahr erlittenen Kreuzbandriss einen weiteren Schritt in die richtige Richtung. Der Vizeweltmeister von 2021 in Cortina d’Ampezzo nähert sich den Top Ten. „Der erste Durchgang war ein bisschen verschlafen, der zweite war solide. Es geht aber noch mehr. Mir fehlt die Selbstverständlichkeit. Ich hoffe, dass das noch kommt“, erklärte der 26-jährige Vorarlberger.

Strolz prolongiert Negativlauf

Bei seinem näheren Landsmann läuft es hingegen weiter überhaupt nicht nach Wunsch. Strolz fiel saisonübergreifend im fünften Slalom in Serie aus. Beim Olympiazweiten macht sich langsam Ratlosigkeit breit, denn von der Form her müsste er mit der Weltspitze mitfahren. „Es ärgert mich. Es war ganz klar ein Fahrfehler, aber ich muss es mir noch einmal im Video anschauen. Ich muss mich auf alle Fälle selbst an der Nase nehmen“, sagte der 30-Jährige, der im letzten Jahr in Adelboden seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte.

„Ich denke, es ist eine Kopfsache, und ich muss mich bemühen, dass ich bei der Fahrt geduldiger werde, auch wenn es jetzt wieder ein Nuller war. Ich muss das umsetzen, was ich drauf habe und mich am eigenen Kragen aus dem Sumpf ziehen“, erklärte der Olympiasieger in der Kombination. Seine Teamkollegen fühlen jedenfalls mit ihm mit. „Slalom ist der Sport, der dir immer wieder in die Fresse haut. Ich kann mich in ihn hineinfühlen“, sagte Feller.