Katrin Beierl (AUT)
GEPA/Daniel Schoenherr
Bob

Beierl hat Karriere nicht abgeschrieben

Die Nachricht vom Schlaganfall Katrin Beierls hat im vergangenen Sommer Österreichs Sportszene erschüttert. Die Bobpilotin hat auch heute noch Schwierigkeiten mit der Sicht im linken Auge, doch sie hat bereits erste Fahrten im Zweierbob hinter sich. Die Niederösterreicherin schließt eine Rückkehr in den Weltcup-Zirkus, vielleicht sogar mit dem Fernziel Olympia 2026, nicht aus.

Den Sieg bei einem Tirol-Cup-Rennen am Wochenende darf man aber nicht überbewerten. „Das war nur gegen die Nachwuchspilotin von uns. Es ist schon anstrengend. Ich bin jetzt ein Monat nicht gefahren, aber zumindest hat es gereicht, um sie noch in Schach zu halten“, erklärte Beierl lachend.

Weit wichtiger als diese Erfolge ist aber ihr aktueller Gesundheitszustand. „Die Sicht ist schon noch beeinträchtigt. Ein gewisser Teil flimmert, was unheimlich nervig ist, aber man erkennt trotzdem Dinge. Die komplett fehlenden Teile sind großteils wieder da.“ Im Training sei alles natürlich noch anstrengender als vor dem Schlaganfall im Urlaub in Peru im August. Ein gewisses Schwindelgefühl werde aber von Monat zu Monat besser.

Sechsmal in der Woche Training

Die Rückkehr in den Spitzensport schließt Beierl jedenfalls nicht aus. „Ich stehe sechsmal in der Woche im Training. Ich schaue mir das an. Wenn ich es ganz ausschließen würde, dann würde ich es nicht mehr so betreiben, weil jünger wird man auch nicht.“ Nach dem Schlaganfall habe sie noch gedacht: Warum soll ich mir das noch geben? „Dass es erfolgreicher wird, als es bisher war, da muss wirklich viel zusammenpassen“, weiß die Zweierbob-Weltcup-Gesamtsiegerin von 2020/21.

Katrin Beierl (AUT)
GEPA/Daniel Schoenherr
Beierl möchte sich langsam wieder an die Spitze herantasten

Die Polizistin und Juristin in spe möchte in der kommenden Saison bei guter Entwicklung im Europacup starten. „Dann wird man sehen, ob man noch einmal für Olympia angreifen kann, was aber auch geht, wenn man die nächste Saison noch reduziert fährt.“ Die vorolympische und die olympische Saison müsse man im Weltcup aber durchfahren. „Bis dahin mache ich mir nicht den Megastress. Wenn es geht, wäre es natürlich super, abgesehen davon, dass es für alle eine coole Geschichte ist, wenn es doch noch einmal aufgeht.“ Die Spiele 2026 finden in Mailand-Cortina statt, die Bobbahn in Innsbruck-Igls könnte noch zum Olympiaschauplatz werden. „Das wäre natürlich die Krönung.“

Migräne als Risikofaktor

Ganz wichtig ist Beierl auch ein breiteres Wissen in der Bevölkerung in Sachen Gesundheit. Bei ihr selbst war der Schlaganfall sogar schon der dritte wie sich später herausgestellt hat. „Zwei waren im Kleinhirn, der letzte im Sehzentrum.“ Vor dem dritten habe sie schlimme Schwindelanfälle erlebt, die sie hätte anschauen lassen wollen. „Aber da war grad Covid am Höhepunkt und keine Neurologen wirklich frei. Das zipft mich schon ein bisserl an, dass man wahrscheinlich den dritten verhindern hätte können, wenn man es früher diagnostiziert.“

Beierl litt und leidet wie viele andere Menschen in Österreich an Migräne. „Mein Neurologe in Innsbruck ist fest davon überzeugt, dass die Schlaganfälle aus der Migräne heraus gekommen sind – das ist der Risikofaktor, den ich habe.“ Bei Migräneanfällen mit Aura (Gesichtsfeldeinschränkung) müsse man genau beobachten. „Wenn Gesichtsfeldausfälle länger als eine Stunde andauern, würde ich die nächste Notaufnahme aufsuchen.“

Ganz wichtig, so Beierl, sei der Zeitrahmen. „Wenn es am Abend passiert, stelle ich mir den Wecker auf eine Stunde später, wache auf. Wenn es nicht weg ist, würde ich ins Krankenhaus gehen“, spricht sie die Aura an, die normalerweise zwischen fünf und 60 Minuten dauert und oft als Ankündigung der Kopfschmerzen bekannt ist.

Keine Zeit verlieren

„Man kann in den ersten vier Stunden echt noch was richten. Die Ärzte sagen ‚time is brain‘“, erzählte Beierl. Zwar würden die überlasteten Krankenhäuser vielleicht keine Freude damit haben, dass sie die Problematik in Interviews gerne anspricht, doch man solle lieber öfter hingehen als zu spät.

Geholfen hätten Beierl übrigens auch Gespräche mit Matthias Guggenberger. Der Skeletonpilot hatte 2006 sogar einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt erlitten. „Er ist im Wachkoma gelegen und er hat auch noch eine komplette Karriere machen können.“

Finanziell und beruflich, darüber ist sie glücklich, ist Beierl dank ihres Jobs bei der Polizei abgesichert. „Sie haben gesagt, egal wie es ausgeht, sie finden eine Lösung.“ Sollte sie in den Weltcup zurückkehren, will Beierl im Zweier und Monobob weitermachen. „Im Weltcup gehört für mich beides dazu, du hast sonst zu wenig Fahrten.“ Doch nun folgt einmal ein langsames Herantasten an frühere Zeiten, begleitet von vielen ärztlichen Kontrollen.