Novak Djokovic
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Australian Open

Alle Blicke ruhen auf Djokovic

Im Vorjahr ist Novak Djokovic nach langem Hin und Her rund um seine nicht erfolgte Impfung gegen Covid-19 des Landes verwiesen worden, bei den am Montag beginnenden Australian Open 2023 ist der 35-jährige Serbe in Melbourne wieder mit dabei. Und das als Favorit.

Einerseits ist er als neunfacher Champion Rekordsieger beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, andererseits hat er zuletzt gute Form gezeigt, wie der Sieg beim Vorbereitungsturnier in Adelaide zeigte. Djokovic war in letzter Zeit jedoch leicht angeschlagen, am Mittwoch brach er ein Training mit Daniil Medwedew wegen eines Ziehens im linken Bein vorzeitig ab.

Das kann aber wohl als Sicherheitsmaßnahme eingeordnet werden. Ist Djokovic in Topform, dann wird auf dem Weg zum Titel wohl kaum ein Weg an ihm vorbeiführen. Holt der Serbe nach der emotionalen Hochschaubahn, die er vor einem Jahr in Melbourne samt Zwischenstation in einem Abschiebehotel durchleben musste, seinen 22. Major-Titel, dann zieht er mit Leader Rafael Nadal gleich. Der Spanier hatte im Vorjahr die Abwesenheit des „Djoker“ perfekt zum Turniersieg genutzt.

Start für Australian Open

In Melbourne startet mit den Australian Open das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Rafael Nadal nimmt die Mission Titelverteidigung entspannt in Angriff.

„Nahezu unmöglich, gegen Novak zu wetten“

Für Tennislegende John McEnroe ist sowohl Djokovic als auch Nadal noch einiges zuzutrauen. „Meiner Meinung nach kämpfen die beiden nur noch gegeneinander, sie haben also einen echten Anreiz, noch ein paar weitere Turniere zu gewinnen, bevor sie aufhören“, sagte der US-Amerikaner. Und daher sieht er Djokovic für Melbourne und Nadal für Paris in der Favoritenrolle. „Es ist nahezu unmöglich, in Melbourne gegen Novak und in Paris gegen ‚Rafa‘ zu wetten.“

Nach der verletzungsbedingten Absage des spanischen Aufsteigers Carlos Alacaraz, der im Vorjahr mit dem US-Open-Titel zur Nummer eins der Welt wurde, sind es wieder Djokovic und Nadal, die die Schlagzeilen bestimmen. Die „big three“-Ära ist nach dem Rücktritt von Roger Federer auf ein Duell der „big two“ reduziert.

Nadal „in guter Form“

Nadal hatte im Vorfeld nach langer Pause die beiden Spiele beim United Cup gegen Cameron Norrie und Alex de Minaur verloren, zeigte sich aber unbeeindruckt. „Es stimmt, dass ich in den letzten Monaten nicht viel Tennis spielen konnte, und ich zu Saisonbeginn zwei Matches in Sydney verloren habe, aber ich bin ehrlich gesagt nicht unzufrieden mit der Vorbereitung“, sagte der 36-Jährige selbstbewusst. „Ich trainiere viel, und ich denke, ich bin in einer guten Form.“ Sein Auftaktmatch gewann er gegen einen am Ende angeschlagenen Jack Draper (GBR) mit 7:5 2:6 6:4 6:1.

Rafael Nadal
Reuters/USA Today Sports/Mike Frey
Nadal gewann im Vorjahr in Melbourne zum zweiten Mal nach 2009

Mit im Favoritenkreis war auch der Australier Nick Kyrgios. Der Vorjahresfinalist von Wimbledon musste sein Antreten jedoch kurzfristig aufgrund einer Meniskusverletzung absagen. Mitreden um den Titel will freilich auch der Russe Medwedew, der in den vergangenen beiden Jahren jeweils erst im Finale verlor. Schließlich bewies auch der norwegische Aufsteiger Casper Ruud mit den Endspielen bei den French und den US Open sowie bei den ATP Finals seine Anwartschaft auf Großes.

Thiem vor schwieriger Aufgabe

Für Dominic Thiem gilt es weit kleinere Brötchen zu backen: Der vierfache Major-Finalist, der 2020 den US-Open-Titel geholt hatte, verlor vor seiner 2021 erlittenen Handgelenksverletzung in der ersten Runde der French Open und nach seinem Comeback erneut in Paris und zuletzt in New York jeweils in Runde eins. Mit dem „Horrorlos“ Rublew, der russischen Nummer sechs der Welt, stehen die Chancen groß, dass Thiem diese Negativserie fortsetzt. Der Niederösterreicher ist dank Wildcard in Melbourne dabei und hat gegen Rublew eine 2:4-Bilanz.

Swiatek klare Nummer eins

Bei den Frauen fehlt die Titelverteidigerin, weil Ashleigh Barty nach dem langersehnten Heimtriumph einer Australierin ihre Karriere beendet hat. Danach dominierte die 21-jährige Polin Iga Swiatek die Saison. Sie holte im Vorjahr die Major-Titel in Roland Garros und bei den US Open und führt die Weltrangliste mit mehr als doppelt so vielen Punkten (11.025) vor der Tunesierin Ons Jabeur (5.180) an. Swiatek startet wie Djokovic als Favoritin ins Turnier. Zuletzt hatte sie allerdings Schulterprobleme und sagte deshalb ihren Start in Adelaide ab.

Iga Swiatek
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Swiatek wartet noch auf ihren ersten Titel bei den Australian Open

Hinter Swiatek herrscht große Ausgeglichenheit, und damit gibt es auch viele Anwärterinnen auf den Titel, sofern Swiatek straucheln sollte. Und das war zuletzt bei der Polin öfter der Fall, sie gewann von ihren vergangenen neun Turnieren nur noch zwei. Jabeur ist im Vorjahr als erste Araberin in ein Major-Finale eingezogen und war in Wimbledon und bei den US Open sogar zweimal im Endspiel. „Ich mache alles, was möglich ist, um ein Grand Slam zu gewinnen. Dieses Jahr 2023 will ich frei sein und mein Spiel durchziehen“, sagte die 28-jährige Tunesierin im Vorfeld.

Schweres Los auch für Grabher

Erstmals seit langer Zeit ist mit Julia Grabher auch wieder eine Österreicherin im Hauptfeld eines Majors dabei. Die Chancen der Vorarlbergerin, die erste Hürde zu nehmen, sind aber nicht hoch: Die als Nummer 16 gesetzte Estin Anett Kontaveit ist klare Favoritin. Das bisher einzige Duell mit Kontaveit verlor Grabher im Februar 2020 beim Billie Jean King Cup in Tallinn glatt mit 1:6 2:6.