Erst nach 4:49 Stunden verwertete Murray gegen den als Nummer 13 gesetzten Berrettini den Matchball. „Ich habe in den vergangenen Monaten viel Arbeit investiert, um solche Matches zu spielen. Das zahlt sich jetzt aus“, sagte der 35-jährige Murray, der einmal mehr seinem Ruf als Stehaufmännchen gerecht wurde. Seit 2019 ist Murray mit einer künstlichen Hüfte unterwegs, zudem hatte der fünfmalige Melbourne-Finalist und frühere Weltranglistenerste seine Karriere zwischenzeitlich schon für beendet erklärt.
Murray diktierte in den ersten beiden Sätzen des Krimis auch das Geschehen, ehe Vorjahreshalbfinalist Berrettini die Initiative an sich riss. Im fünften Satz konnte Murray beim Stand von 4:5 einen Matchball abwehren und in der Folge das Matchtiebreak mit 10:6 für sich entscheiden. „Ich bin einfach unglaublich glücklich und stolz“, sagte Murray nach dem Marathonmatch.

Am Donnerstag wartet mit dem Australier Thanasi Kokkinakis oder dem Italiener Fabio Fognini die nächste Hürde auf die Nummer 66 der Welt. Kein gutes Omen ist der Blick in die Vergangenheit. 2022 war Murray ebenfalls mit einem erfolgreichen Fünfsatzmarathon in Melbourne gestartet, dann aber zwei Tage später klar am Japaner Taro Daniel mit dreimal 4:6 gescheitert.
Zverev biegt Qualifikanten
Olympiasieger Zverev konnte nur mit Mühe eine Auftaktpleite verhindern, bezwang den peruanischen Qualifikanten Juan Pablo Varillas ebenfalls erst nach fünf Sätzen und einer Spielzeit von 4:06 Stunden mit 4:6 6:1 5:7 7:6 (7/3) 6:4. Nächster Gegner für den 25-Jährigen ist der Sieger des Duells zwischen dem Franzosen Laurent Lokoli und dem US-Amerikaner Michael Mmoh. Letzterer rückte für den kurzfristig erkrankten Belgier David Goffin nach.

„Ich bin extrem glücklich, ich habe das in den letzten sieben Monaten vermisst“, sagte Zverev im Siegerinterview auf dem Platz der Margaret Court Arena. Angesichts der Vorgeschichte falle die Bilanz schon jetzt positiv aus, so die deutsche Nummer eins: „Egal, was noch kommt – das Turnier ist bereits ein Erfolg für mich.“ Siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Fußverletzung im French-Open-Halbfinale war dem Deutschen die fehlende Spielpraxis deutlich anzumerken.
Nach einem schwachen ersten Satz steigerte sich der Hamburger zwar, doch im dritten Durchgang kam es zu einem Bruch im Spiel des Weltranglisten-13., der den Sandplatz-Spezialisten Varillas mit Fehlern und Unkonzentriertheiten in die Partie zurückholte. Danach war Zverev als Kämpfer gefragt – und das nahm der Australian-Open-Halbfinalist von 2020 glänzend an. Nach 4:06 Stunden verwandelte der 25-Jährige seinen zweiten Matchball.
Thiem bei Australian Open ausgeschieden
Dominic Thiem hat bei den Australian Open am Dienstag einen couragierten Auftritt hingelegt, musste sich aber in der ersten Runde dem als Nummer fünf gesetzten Russen Andrej Rublew geschlagen geben.
Hitzepausen auf Außencourts
Wie Murray und Berrettini hatten auch Zverev und Varillas das Glück in der geschlossenen und klimatisierten Rod Laver bzw. Margaret Court Arena zu spielen. Denn auf den Außenplätzen war der Spielbetrieb für rund drei Stunden unterbrochen, weil die offizielle „Hitzestressskala“ gegen 14.00 Uhr (Ortszeit) die höchste Stufe erreicht hatte. Auf der Anlage des Melbourne Parks wurden Temperaturen von über 35 Grad gemessen. In der Folge wurde der Spielplan auch noch wegen Gewitters weiter beeinträchtigt.
Trotzdem wurden einige Partien fertig gespielt. Bei den Frauen meisterten etwa die als Nummer vier gesetzte Caroline Garcia aus Frankreich, die Nummer fünf Aryna Sabalenka aus Belarus und die als Neunte gesetzte Russin Veronika Kudermetowa ihre Auftakthürden ohne Satzverlust. Garcia besiegte Katherine Sebov aus Kanada 6:3 6:0, Sabalenka ließ der Tschechin Tereza Martincova mit 6:1 6:4 keine Chance, und Kudermetowa setzte sich gegen Maryna Zanevska aus Belgien 6:2 7:6 (7/4) durch.