Murray, der nach dem Verlust der ersten beiden Sätze auch im dritten Durchgang 2:5 zurückgelegen war, verwertete seinen ersten Matchball um 4:06 Uhr Ortszeit am Freitag. „Es ist unglaublich, dass ich das Match nochmal gedreht habe. Kokkinakis hat unglaublich gespielt. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe. Ich habe einfach ein großes Herz“, sagte der ehemalige Weltranglistenerste, der unmittelbar nach seinem Sieg einen Jubelschrei ausstieß, in einer ersten Reaktion.
Die Partie war das längste Match in Murrays langer Karriere und das zweitlängste bei den Australian Open nach dem Finale 2012 zwischen Djokovic und Rafael Nadal. Damals hatte der Serbe gegen den Spanier nach 5:53 Stunden mit 5:7 6:4 6:2 6:7 (5/7) 7:5 triumphiert.
Murray gelingt unglaubliches Comeback
Andy Murray hat sich bei den Australian Open nach einem unglaublichen Comeback nach 0:2-Satzrückstand in die dritte Runde gekämpft. Der 35-jährige Schotte rang Lokalmatador Thanasi Kokkinakis in einer Nachtschicht nach 5:45 Stunden erst im Morgengrauen mit 4:6 6:7 (4/7) 7:6 (7/5) 6:3 7:5 nieder.
Zweiter Fünfsatzsieg in Folge
Bereits in der ersten Runde hatte Murray gegen den einstigen Wimbledon-Finalisten Matteo Berrettini aus Italien seine immer noch vorhandenen enormen Kämpferqualitäten gezeigt und sich ebenfalls hauchdünn in fünf Sätzen behauptet.
Der fünfmalige Finalist des ersten Grand-Slam-Turniers des Kalenderjahres trifft in der Runde der letzten 32 auf den als Nummer 24 gesetzten Spanier Roberto Bautista Agut. Zuletzt stand Murray, der wegen Hüftproblemen schon einmal seine Karriere beendet hatte, vor sechs Jahren in der dritten Runde von Melbourne.
Einzug in Runde drei kostet Djokovic Nerven
Djokovic setzte sich am Donnerstag gegen den Franzosen Enzo Couacaud mit 6:1 6:7 (5/7) 6:2 6:0 durch. Die Partie gegen den Weltranglisten-191. kostete den neunfachen Australian-Open-Champion jedoch Nerven, versuchten doch einige als Waldo verkleidete Fans den Serben mehrmals aus der Fassung zu bringen.
Djokovic war bei seinem zweiten Auftritt in Melbourne sowohl körperlich als auch mental gefordert. So störten vier sichtlich gut gelaunte und offenbar angeheiterte Zuschauer mit Zwischenrufen gleich mehrmals die Konzentration des 35-Jährigen. Erst nachdem Djokovic im vierten Satz im dritten Game der Kragen platze und er sich beim Schiedsrichter beschwert hatte, mussten die vier Fans kurz darauf das Stadion verlassen.

Sportlich zeigte sich der Serbe von Beginn an von seiner besten Seite und wurde nur im zweiten Satz voll gefordert, den Couacaud für sich entscheiden konnte. Dabei war der Franzose im ersten Satz umgeknickt, konnte nach einer kurzen Behandlungspause aber mit einem getapten Knöchel weiterspielen. Auch Djokovic musste im zweiten Satz wegen Oberschenkelproblemen eine Auszeit nehmen, schien davon danach aber nicht wirklich beeinträchtigt zu sein.
„Der Bursche ist komplett betrunken“
„Heute war viel los“, sagte der Serbe, der im Vorjahr die Australian Open wegen eines für ungültig erklärten Visums verpasst hatte, nach der Partie. Besonders ein Zuschauer nervte ihn. „Der Bursche ist komplett betrunken, vom ersten Punkt an wollte er mich provozieren. Er ist nicht hier, um Tennis zu schauen. Er will nur in meinen Kopf kommen“, beschwerte sich Djokovic im vierten Satz beim Referee.
Sein nächster Gegner ist der Bulgare Grigor Dimitrow, den er seinen „Balkan-Bruder“ nannte: „Ich hoffe, es wird ein unterhaltsames Match.“ Djokovic strebt seinen insgesamt zehnten Triumph im Melbourne Park an und könnte mit seinem insgesamt 22. Major-Titel mit Rekordhalter Nadal gleichziehen. Der Titelverteidiger hatte sich in der zweiten Runde durch eine Verletzung gehandicapt verabschiedet.
Nach Nadal auch Nummer zwei bereits out
Der hinter Nadal als Nummer zwei gesetzte Norweger Ruud musste sich in seinem Zweitrundenmatch dem US-Amerikaner Jenson Brooksby in vier Sätzen geschlagen geben. Ruud war gegen Brooksby, der in der Vorwoche das Halbfinale des ATP-Turniers in Auckland erreicht hatte, von Beginn an im Hintertreffen. Der Außenseiter hatte schon im dritten Satz bei eigenem Aufschlag drei Matchbälle und setzte sich am Ende mit 6:3 7:5 6:7 (4/7) 6:2 durch.
Ruud ist damit bei den Australian Open noch nie weiter als bis ins Achtelfinale vorgedrungen. Auf seinen ersten Grand-Slam-Titel muss der 24-jährige Vorjahresfinalist der US Open weiter warten. Mit einem Finaleinzug in Melbourne hätte Ruud sogar erstmals die Führung in der Weltrangliste übernehmen können. Diese bleibt der aktuellen Nummer drei im Ranking nun vorerst verwehrt.
Brooksby überrascht Ruud
Nach dem topgesetzten Rafael Nadal ist bei den Australian Open mit Casper Ruud auch die Nummer zwei frühzeitig ausgeschieden. Der Norweger unterlag in der zweiten Runde dem US-Amerikaner Jenson Brooksby in vier Sätzen.
Ruud nimmt medizinische Auszeit
Nach dem zweiten Satz nahm Ruud eine medizinische Auszeit. Er hatte mit Problemen in der Bauchmuskelgegend zu kämpfen. „Es ist etwas, das ich seit zwei Jahren immer wieder spüre“, erklärte der Norweger. „Es ist nichts Ernstes, aber es kommt immer wieder zurück, also muss ich mich darum kümmern. Ich hoffe, dass ich es jetzt für lange Zeit loswerden kann.“ Nach dem Timeout lief es für ihn zwischenzeitlich besser, am Ende musste er Brooksbys Stärke aber anerkennen.
„Casper ist ein Kämpfer. Ich bin stolz auf meine mentale Entschlossenheit da draußen“, erklärte der Sieger. Brooksby stammt wie Mackenzie McDonald, an dem am Vortag der verletzte Nadal gescheitert war, aus Kalifornien. In der dritten Runde trifft der 22-Jährige auf seinen US-Landsmann Tommy Paul.
Zverev unterliegt „Lucky Loser“ Mmoh
Das Aus kam auch für Olympiasieger Zverev, der bei seinem Grand-Slam-Comeback erstmals gegen einen „Lucky Loser“ den Kürzeren zog. Der 25-jährige Deutsche unterlag dem US-Amerikaner Michael Mmoh mit 7:6 (7/1) 4:6 3:6 2:6 und verpasste erstmals seit seinem Debüt 2016 die dritte Runde im Melbourne Park. Siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Fußverletzung im French-Open-Halbfinale war Zverev weit von seiner Topform entfernt.
Der Weltranglisten-109. Mmoh, der erst durch die Absage eines anderen Spielers einen Platz ins Hauptfeld gerutscht war, trifft in der dritten Runde auf seinen US-Landsmann J. J. Wolf, der sich gegen den Argentinier Diego Schwartzman glatt mit 6:1 6:4 6:4 durchsetzte. „Das Leben ist verrückt“, sagte Mmoh, der schon seinen Rückflug in die USA gebucht hatte.
Der als Nummer fünf gesetzte Russe Andrej Rublew bekommt es nach seinem Auftakterfolg gegen Dominic Thiem in der dritten Runde mit dem Briten Dan Evans zu tun. In seinem zweiten Match gegen den Finnen Emil Ruusuvuori gab Rublew zwar im Gegensatz zur Partie gegen den Österreicher einen Satz ab, setzte sich aber mit 6:2 6:4 6:7 (2/7) 6:3 recht sicher durch. Rublew ist der mögliche Viertelfinal-Gegner von Djokovic, sollten beide bis dahin ihre Spiele gewinnen.
Jabeur scheitert an Vondrousova
Auch im Damen-Bewerb verabschiedete sich am Donnerstag in der zweiten Runde mit der Tunesierin Ons Jabeur die Nummer zwei des Turniers. Die Weltranglistenzweite, die 2020 in Melbourne als erste arabische Spielerin das Viertelfinale eines Majors erreicht hatte, unterlag der Tschechin Marketa Vondrousova mit 1:6 7:5 1:6. Jabeur, die im Vorjahr im Finale von Wimbledon und der US Open stand, wirkte aber nicht topfit und leistete sich in 1:42 Stunden insgesamt 50 unerzwungene Fehler. Die Weltranglisten-86. Vondrousova trifft in der dritten Runde auf ihre Landsfrau Linda Fruhvirtova.
Herren-Einzel der Australian Open in Melbourne
(Australien, 76,5 Mio. Dollar, Hardcourt)
Damen-Einzel der Australian Open in Melbourne
(Australien, 76,5 Mio. Dollar, Hardcourt)